In Japan wirst du irgendwann einen Schrein besuchen und solltest dich vorher mit den Riten und Ritualen vertraut machen. Manches unterscheidet sich zu japanischen Tempeln, manches nicht. Wir zeigen dir, was dahintersteckt und erklären die japanische Schreinkultur.

Was ist ein Shinto-Schrein?

In Japan glaubt man, neben dem Buddhismus, an die Religion Shinto. In der mystischen Shinto-Welt existieren Geister und Götter, die Kami genannt werden. Kami beeinflussen stets das Leben der Japaner.

Sei es in Form von Naturgöttern (z. B. Sonne oder Fluss), Tiergöttern (z. B. Fuchs oder Schlange) oder sogar als vergöttlichter Gegenstand (z. B. Gefäß oder Spiegel). Um ihnen einen Ort zu geben, an dem sie verehrt und angebetet werden können, errichteten die Japaner Schreine.

Schreinarten

In ganz Japan gibt es mehr als 10.000 verschiedene Schreine, die sich grob in diese Gruppen einteilen lassen:

1. Imperiale Schreine 

Imperiale Schreine wurden früher von der amtierenden Regierung gegründet und verwaltetet. Meist sind sie ganz leicht an den goldenen Chrysanthemen (Blume) zu erkennen, die an Toren oder am Schrein prangern. Außerdem tragen sie häufig den Schrein-Namen Jingu, statt der Bezeichnung Jinja:

2. Inari-Schreine

Diese Schreine sind dem Reisgott Inari gewidmet. Sie sind ganz einfach an den roten Toren und den Fuchs-Statuen zu erkennen. In Japan gibt es viele tausend Inari-Schreine, weil Reis einen unglaublich wichtiger Stellenwert in der japanischen Kultur einnimmt.

3. Hachiman-Schreine

Die Hachiman Schreine sind dem Gott Hachiman gewidmet und haben sich im 11. Jahrhundert (zu Kriegszeiten) über ganz Japan ausgebreitet. Hachiman wird als Kriegsgott verehrt und gilt als Patron der ersten Shogun-Familie Minamoto und aller Samurai-Krieger.

4. Sengen-Schreine

Sengen Schrein, Fuji

Die Sengen Schreine sind der Prinzessin Konohanasakuya, der Shintogöttin des Berg Fuji, gewidmet. Auch diese Schreinart ist oft in Japan vertreten und ist meist auf Bergen zu finden. Natürlich ist der Schrein häufig in der Nähe des Fuji zu finden.

  • Fujiyoshida Sengen Schrein (nördlich des Fuji)
  • Sengen Schrein (auf dem Gipfel des Fuji)
  • Fujisan Hongu Sengen Taisha (am Fuße des Fuji)

5. Schreine mächtiger Klan-Oberhäupter

Viele mächtige Familien gründeten und widmeten Schreine ihren Gründern. Die Schreine sind recht stark verziert und häufig bunt bemalt. Berühmte Klan-Schreine sind:

6. Lokale Schreine

Viele kleine Schreine, die in Dörfern oder am Wegesrand zu finden sind, verehren lokale Kami (z. B. zum Schutz des Dorfes oder für gute Ernten).

Die besten Schreine in Japan

Möchtest du einen Schrein in Japan besuchen, dann solltest du unbedingt diese ansehen:

Fushimi Inari Taisha-Schrein
Fushimi Inari-Schrein
Meiji-Schrein
Meiji-Schrein
Itsukushima-Schrein
Toshogu-Schrein
Hakone-Schrein
Ise-jingu-Schrein
Ise-Innerer Schrein
Kumano Nachi Taisha-Schrein
Nachi-Taisha
Ise Äußerer Schrein
Ise-Äußerer Schrein
Nezu-Schrein Hauptgebäude
Nezu-Schrein
Udo-Schrein
Heian-Schrein
Atsuta-Schrein
Atsuta-Schrein

Der Schreinbesuch – Schritt für Schritt

Vor einem Schrein wirst du auf zwei hundeähnliche Statuen treffen, die sogenannten Komainu, die böse Geister abhalten sollen. Manche Schreine haben auch Füchse oder Krieger als Wächterfiguren.

Eine der Statuen hat einen geöffneten Mund, was den Anfang darstellen soll. Die andere Statue hält den Mund geschlossen, was das Ende darstellt. Diese Symbolik stammt aus dem Buddhismus.

Torii

Gleich hinter den Wächterfiguren wirst du auf ein Tor treffen, das meist aus Holz oder Stein gefertigt ist. Vor dem großen Tor, das in Japan Torii genannt wird, ziehst du deine Mütze vom Kopf und verbeugst dich.

Wichtig ist, dass du nicht (!) durch die Mitte gehst, weil dieser Weg für Götter reserviert ist. Sobald du durch dieses Tor schreitest, verlässt du die irdische Welt und betrittst das Reich der Götter.

Die Reinigung

Irgendwann triffst du auf einen Brunnen/Waschstelle. Vor jedem Schreinbesuch solltest du dich symbolisch reinigen, um den Kami dein Anliegen sauber vorzutragen.

  • #1. Wasche die linke Hand.
    tempel-3-von-7
  • #2. Wasche die rechte Hand.
    tempel-2-von-7
  • #3. Fülle Wasser in die linke Hand und wasche deinen Mund.
    tempel-4-von-7
  • #4. Wasche die linke Hand erneut.
    tempel-3-von-7
  • #5. Wasche die Kelle.
    tempel-5-von-7

Beachte: Berühre bei der Reinigung die Kelle nicht mit den Lippen oder werfe Münzen in den Brunnen!

Das Gebet

Meiji-Schrein

Auch das Beten folgt einem bestimmten Ritual. Falls nicht anders angegeben, halte dich an diesen Ablauf:

#1. Werfe ggf. eine 5 Yen Münze in die Kiste.
Schrein in Japan besuchen - Kiste

#2. Falls vorhanden, läute die Glocke zwei oder drei Mal, um die Aufmerksamkeit der Kami auf dich zu lenken.
Schrein in Japan besuchen - Glocke

#3. Verbeuge dich zwei Mal.
Schrein in Japan besuchen - verbeugen

#4. Klatsche zwei Mal in die Hände.
Schrein in Japan besuchen - Beten

#5. Trage still deinen Anliegen vor.
Schrein in Japan besuchen - Klatschen

#6. Verbeuge dich noch einmal.
Schrein in Japan besuchen - Verbeugen

Nun hast du dein Anliegen/Gebet erfolgreich mitgeteilt.

Falls du dein Anliegen lieber schreiben möchtest, kannst du das auf folgenden Holzbrettchen – den Ema – erledigen.

Wünsche äußern

Die Holzbretter Ema えま

An den Verkaufsständen von Tempeln oder Schreinen gibt es Ema für ~500 Yen, die meist mit dem Logo des jeweiligen Tempels/Schreins (Kigan-Ema) oder dem aktuellen Tierkreiszeichen (Eto-Ema) versehen sind. Auf die Tafel schreibst du deinen Wunsch oder deine Danksagung. Die Holztafel nimmst du entweder mit nach Hause oder bringst sie an diesen Wänden des Tempels an:

Schrein in Japan besuchen - Ema

Wenn die Wände voll sind, werden die Ema abgeschnitten und verbrannt, so dass die Wünsche oder Danksagungen in den Himmel aufsteigen. Übrigens ist die Sprache egal, weil die Kami alle Sprachen verstehen. Eine weitere Möglichkeit, dein Anliegen vorzubringen, ist die Briefschreibung.

Wunschbrief Kiganbun 祈願分

Schrein in Japan besuchen

In solch einen Brief formulierst du deine Wünsche, Träume und/oder Danksagungen. Die Sprache ist ebenfalls egal. Wenn du den Brief geschrieben hast, steckst du ihn mit ein paar Münzen in einen Umschlag und wirfst ihn in die Kiste (祈願文納箱).

Nach dem Einwurf verbeugst du dich. Und fertig! Wenn du dich noch genauer umschaust, werden dir kleine Beutelchen an den Verkaufsständen auffallen.

Die Talismane O-Mamori

Schrein in Japan besuchen - Talisman

Diese kleinen Beutelchen sind Talismane (Omamori, お守り) und schützen ihre Träger vor allerlei Unheil. Im Innern des Beutels befinden sich Zettel, die mit heiligen Sprüchen versehen sind. Bitte öffne den Beutel nicht, weil sonst die Wirkung verfliegt.

Eventuell findest du noch eine Vielzahl weiterer Glücksbringer.

Die Glücksbringer kosten um zwischen 500 und 1.500 Yen (~11,50 €). Schauen wir uns an, wofür die Glücksbringer stehen:

  • 安産 Anzan – Sichere Geburt
  • 病気平癒 Byokheiyu – Gute Besserung
  • 旅行安全 Ryokou-Anzen – Gute & sichere Reise
  • 開運 Kaiun – Mehr Glück
  • 必勝 Hissho – Sicherer Sieg
  • 交通安全 Koutsuu-Anzen – Sicherer (Auto-)Verkehr
  • 厄除 Yakujo – Übel abwenden
  • 相和 Souwa – Liebe (Gut miteinander auskommen)
  •  福 Fuku – Glück
  • 縁結 Enmusubi – Hochzeit
  • 就職成就 Shuushoku-Jouju – Arbeit finden
  • 合格成就 Goukaku-Jouju – Test bestehen
  • 学業神殿 Gagyou-Shinden – Für die Schule lernen (Tempel)
  • 学業錦 Gagyou-Kin – Die Schule bestehen
  • 児童健全 Jidou-Kenzen – Gesundheit vom Kleinkind
  • 心身健全 Shinshin-Kenzen – Gesundheit von Körper und Geist

Nachdem du dich für einen Glücksbringer entschieden hast, sagst du am Verkaufsstand einfach den japanischen Namen und fügst O-Mamori dazu.

Nach dem Bezahlen nimmst du deinen Glücksbringer mit beiden Händen in Empfang. Übrigens eignen sich solche Glücksbringer als Mitbringsel für Freunde und Familie daheim. Für Firmen oder Geschäfte gibt es ebenfalls einen Art Wächter, der Ofuda auf Japanisch heißt:

Der Wächter – Ofuda 神符

Schrein in Japan besuchen

Der Wächter ist mit dem Logo des Schreins und dessen Götter gekennzeichnet. Sie sind häufig aus Holz oder Papier und werden in Läden, Häusern oder Firmen aufgestellt. Die günstigsten gibt es ab 500 Yen (~3,80 €). Die für Firmen können auch mal locker 50.000 Yen (~383 €) kosten.

Eine Übersicht verfügbarer Wächter:

  • 家内安全 Kanai-Anzen – Sicherheit der Familie
  • 商売繁昌 Shoubai-Hanjou – Gute Geschäfte (Laden)
  • 初宮 Hatsumiya – Geburt eines Kindes
  • 社運隆昌 Shaun-Ryushou – Gute Geschäfte (Firma)

Die eben genannten Wächter gibt es in verschiedenen Größen:

  • 車用 Kuruma-You – Für’s Auto – ab 3.000 Yen
  • 神府 Ofuda – Wächter – ab 5.000 Yen
  • 中神府 Naka-Ofuda – Mittlerer Wächter – ab 10.000 Yen
  • 大神府 Dai-Ofuda – Großer Wächter – ab 30.000 Yen
  •  特別神府 Tokubetsu-Ofuda – Spezieller Wächter – ab 50.000 Yen

Beliebt sind die Wächter für das Auto, weil sie vor Unfällen schützen sollen.

Spiritueller wird es bei den sogennanten Omikuji.

Die Wahrsagerei – Omikuji おみくじ

Wenn du einen Schrein in Japan besuchen möchtest, solltest du auch unbedingt Omikuji (jap. おみくじ) machen.  Das ist die Wahrsagerei in Japan nicht nur an Neujahr. Meist musst du nach Schränkchen mit vielen Fächern Ausschau halten.

Vor dem Schränkchen steht eine kleine Box, mit deren Hilfe du dein Glück wahrsagen lassen kannst. Der Ablauf läuft folgendermaßen:

1. Schüttele die Box und ziehe einen Stift mit einer Nummer heraus.

Schrein in Japan besuchen

2. Merke dir die Nummer und gehe zum Verkaufsstand.

Schrein in Japan besuchen

3. Dort übergibst du dem Personal eine 100 Yen Münze und sagst auf Englisch die Nummer

Schrein in Japan besuchen

4. Schließlich erhältst du einen Zettel aus edlem Papier.

5. Öffne den Zettel und lies deine Wahrsagung.

Schrein in Japan besuchen

Beachte: In kleinen Schreinen sind diese Omikuji-Sprüche leider nur auf Japanisch. In manchen Schreinen, gerade zu Neujahr, werden auch schlechte Wahrsagungen verteilt. Sie unterteilen sich in sieben Kategorien:

  • dai-kichi (大吉) – Große Segnung
  • chuu-kichi (中吉) – Mittlere Segnung
  • sho-kichi (小吉) – Kleine Segnung
  • kichi (吉) – Segnung
  • sue-kichi (末吉) – Ende der Segnung
  • kyo (凶) – Fluch
  • dai-kyo (大凶) – Großer Fluch

Jede Kategorie unterhalb der Segnung solltest du sofort an eine Wand bzw. Baum binden, um das Übel rechtzeitig abzuwenden:

Schrein in Japan besuchen

Wenn die ganze Wand voll ist, werden die Zettel verbrannt und somit auch alles Übel vernichtet. Gerade an Neujahr gibt es gleich mehrere Zettelwände, die jeden Tag verbrannt werden.

Das Siegelbuch mit Goshuin 御朱印

Hier kaufst du ein leeres Buch namens Goshuincho. Darin lässt du dir die roten Siegel von Schrein (auch Tempeln) eintragen.

Schrein in Japan besuchen

Das Buch kostet zusammen mit dem ersten Siegel 1.000 Yen. Wenn du es aufklappst, siehst du das Siegel vom Schrein und das Datum. Mit dem Goshuincho begibst du dich während deiner Japanreise auf Siegeljagd.

An jedem größeren Schrein oder Tempel gibt es Siegel für das Siegelbuch, das extra per Hand (!) eingetragen wird. Das kostet meist zwischen 300-400 Yen. Das begehrteste Siegel stammt übrigens vom Berg Fuji.

Schrein in Japan besuchen

Tipp: Wenn du keine Schriftzeichen lesen kannst, schreibe dir daneben, wie der Schrein/Tempel hieß und das Datum. Außerdem kann eine wasserabweisende Hülle oder ein Gefrierbeutel für das Buch nützlich sein, wenn man Wasser im selben Rucksack transportiert.

Beachte, dass in das Goshuincho nur handsignierte Siegel oder Stempel gehören. Manche verweigern handgeschriebene Siegel, wenn dein Buch einen kostenlosen Stempel aufweist, den du ebenfalls auf dem Gelände findest.

Der kostenlose Stempel

Häufig ist er sogar angekettet, weil er ein beliebtes Diebesgut ist!

Schrein in Japan besuchen

Daneben findest du ein Stempelkissen. Auch damit lässt sich das Siegelbuch mit den roten Goshuin füllen. Jeder Tempel oder Schrein hat einen eigenen kostenlosen Stempel, die hübsch verziert ist. Und auch der kostenlose Stempel weist das aktuelle Tagesdatum aus.

In Japan wirst du auch an Bahnhöfen oder bekannten Sehenswürdigkeiten auf diese Stempel stoßen.

Heilige Gegenstände: Shimenawa

Schrein in Japan besuchen

Wenn du über Neujahr nach Japan schaffst, solltest du zum Jahreswechsel auch einen Schrein besuchen. Wenn du dich etwas umschaust, wirst du wahrscheinlich Bäume oder Steine mit Strohkordeln (Shimenawa) entdecken.

Am Shimenawa hängen weiße Zick-Zack-Papierstreifen. Sie bedeuten, dass in den Objekten Götter wohnen und somit heilig sind. Eine ähnliche Kordel mit Zick-Zack-Papier tragen übrigens auch die höchsten Sumo-Ringer, die Yokozuna, bei ihren Sumo-Vorführungen.

Wenn du also einen Schrein in Japan besuchen möchtest, halte immer die Augen offen. Es gibt viel zu entdecken.

Abschied

Wenn deine Schreintour endet, gehst du zum Abschluss erneut durch das Torii. Drehe dich anschließend nochmals um und verbeuge dich in Richtung des Schreins. Damit bedankst du dich bei den Kami für ihre Gastfreundschaft und deren Hilfe.

Das war unser Artikel zum Thema „Schrein in Japan besuchen!“


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