Wolltest du schon immer wissen wie es ist, Silvester in Japan zu feiern? Oder dachtest du, Japan sei langweilig, weil es kein Feuerwerk gibt? Und Japaner stattdessen lieber Schreine (#8) besuchen und sich den ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr ansehen (#9)? In diesem Artikel stelle ich dir 12 Gründe vor, warum du über Silvester nach Japan reisen solltest und was dich dort erwartet.

Wie ist Silvester in Japan?

Im Gegensatz zu der westlichen Welt, feiern Japaner das Neujahr eher still: Es gibt kein Feuerwerk! Dafür zählen die ersten Tage im neuen zu den wichtigsten  Feiertagen in ganz Japan. In dieser Zeit reisen die Japaner in ihre Heimat und verbringen dort die Feiertage. (Fast) alle Geschäfte, Museen und öffentlichen Gebäude haben zu dieser Zeit geschlossen. Doch so langweilig wie sich das anhört, ist es doch nicht: Vorab sind nämlich schon viele Vorbereitungen getroffen worden:

(#1) Nengajo 年賀状

Statt einer Weihnachtskarte schreiben Japaner eine Neujahrskarte (Nengajo), die mit Tierkreiszeichen versehen sind. Die Karten schicken Sie an Freunde und Familienangehörige, um sich für das vergangene Jahr zu bedanken. Diese Tradition gibt es schon seit der Heian-Zeit (794-1185). Die Grußkarten solltest du bis spätestens zum 25. Dezember bei der Japanischen Post einreichen, dann werden sie pünktlich zum  1. Januar ausgeliefert.

(#2) Shimekazari しめ飾り

Um böse Geister von ihren Häusern abzuhalten und Gute einzuladen, hängen Japaner direkt nach Weihnachten Shimekazari an Türen auf. Shimekazari ist eine Neujahrs-Dekoration, die aus heiligem Shinto-Stroh, Kiefern-Zweigen und in Zickzack gefaltetes Papier besteht. Das soll die guten Götter einladen, die Zukunft sichern und eine ertragreiche Ernte versprechen. In der Regel werden Shimekazari zwischen dem 7. und 15. Januar wieder abgenommen.

(#3) Kadomatsu 門松

Um Ahnen und Gottheiten willkommen zu heißen, wird nach Weihnachten links und rechts neben der Tür eine Kadomatsu-Dekoration aufgestellt. Diese Neujahrs-Dekoration soll Reichtum sowie Glück bringen: Der Bambus symbolisiert Stärke und Reichtum, die Kiefern ein langes Leben und die Seile schützen gegen böse Geister. Nach dem 15. Januar gibt man die Gestecke an Schreinen ab. Dort werden sie verbrannt, um die Götter und Vorfahren wieder freizugeben.

(#4) Mochibana 餅花

Das neue Jahr muss gebührend gefeiert werden: Also werden nach Weihnachten auch Mochibana aufgehangen. Das ist eine weitere beliebte Neujahrs-Dekoration, die aus Zweigen mit weißen und rosa Mochi (Reiskuchen) oder Bällen besteht. Sie erinnern an blühende Zweige und an den Frühling. Mochibana werden aber auch gerne zu anderen Festlichkeiten aufhängt.

(#5) Kagami Mochi 鏡餅

Im Wohnzimmer steht ab dem 28. Dezember ein Kagami Mochi-Schrein, der aus zwei runden Mochi (Reiskuchen) und einer kleinen Orangenfrucht (Mikan) besteht. Die beiden Reiskuchen repräsentieren das jetzige und nächste Jahr. Die Mandarine steht für den Bestand der Familie von einer Generation zur nächsten. Die Fächer versprechen eine gute Zukunft.

(#6) Oosoji 大掃除

Bevor richtig gefeiert wird, muss natürlich noch die Wohnung aufgeräumt werden. In den letzten Tagen vor Silvester wird der Jahresend-Putz oder (auch Oosoji) erledigt. Oosoji ist die Tradition, die ganze Wohnung bzw. Zimmer zu putzen, um das neue Jahr reinlich zu begrüßen. Das ist vergleichbar mit unserem Frühjahrsputz.

(#7) Toshikoshi Soba 年越しそば

Am Silvesterabend speisen Japaner traditionell Toshikoshi Soba (Buchweizen-Nudeln). Durch das Essen dieser langen Nudeln soll dir ein langes und gesundes Leben beschert werden. Dieser Brauch gibt es seit der Meiji-Zeit (1868 -1912). Toshikoshi bedeutet das Ende von diesem Jahr und der Anfang eines Neuen. Am besten isst du die Nudeln vor dem Fernseher, während du das berühmte Musikprogramm ‚Kohaku Uta Gassen‘ schaust.

(#8) Hatsumode 初詣

Statt eines dicken Feuerwerks solltest du am 31. Dezember kurz vor Mitternacht einen Shinto- Schrein besuchen, um dort auf das neue Jahr zu warten. Nach Mitternacht betest du für Gesundheit, Glück und Reichtum für das neue Jahr. In Japan nennt man diese Tradition Hatsumode. Allerdings besuchen die meisten Japaner erst zwischen dem 1. und 3. Januar einen Schrein. Vor sehr bekannten Schreinen, wie z.B. dem Meiji-jingu (Tokio) musst du deswegen extrem lange warten, bevor du deinen Wunsch äußern kannst. Die Ursprünge dieses Brauchs stammen übrigens aus der Meiji-Zeit (1868 -1912).

(#9) Hatsuhinode 初日の出

Am 1. Januar stehen Japaner ganz früh auf, um sich das Glück des neuen Jahres zu sichern. Entweder fahren Japaner an die Küste oder zum Mount Fuji, um die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres zu sehen. Dieser Brauch wird im Japanischen Hatsuhinode genannt.

(#10) Osechi Ryori 御節料理

Zum Frühstück vom 1. – 3. Januar essen Japaner traditionell Osechi Ryori, das sind traditionelle japanische Neujahrsgerichte. Diese bekommst du in speziellen Schachteln (Jubako). Die Gerichte beinhalten u. a. Orangen, Omelett, Seetang, Fischkuchen, Fischeier, Kletten (Schwarzwurzel) und gesüßte schwarze Bohnen. Jedes Bestandteil besitzt eine bestimmte Bedeutung. Mehr dazu hier. Diese Tradition existiert seit der Heian-Zeit (794-1185).

(#11) Zōni お雑煮

Zum Frühstück essen Japaner außerdem eine Zōni-Suppe, eine japanische Suppe mit Mochi (Reiskuchen). Sie beinhaltet meist Hühnchen, Pilze, Spinat und Zitronenschale. Je nach Region gibt es hier verschiedene Variationen. Der Brauch lässt sich bis ins Muromachi-Zeitalter (1336-1573) zurückverfolgen. Zu der Zeit wurde die Suppe hauptsächlich für Samurais in Feldschlachten gekocht. Später etablierte sich mit steigendem Wohlstand der Brauch auch beim einfachen Volk.

(#12) Otoshidama お年玉

Wenn in der Familie Kinder leben, erhalten diese am 1. Januar von ihren Eltern ein Otoshidama, ein spezielles Taschengeld. Dieser Brauch kommt ursprünglich aus China. Das Geld wird meistens in kleinen, dekorierten Umschlägen überreicht. Der Betrag richtet sich nach dem Alter: Kleinkinder (1.000 Yen / ~9 Euro), Grundschüler (3.000-5.000 Yen / ~25-40 Euro) und Hochschüler (5.000-10.000 Yen / ~40-90 Euro).

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In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!


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