Heute besuchen wir die Stadt Kamakura, die südlich von Tokio liegt und wandern den leichten Wanderweg Daibutsu  (大仏ハイキングコース). Wir schauen uns schöne japanische Gärten in traditionsreichen Tempeln an und besuchen den berühmten Buddha von Kamakura.


Der Ausflug nach Kamakura

Schon gegen 8 Uhr fahren wir mit der Yokosuka Linie zum Bahnhof Kita Kamakura. Diesen verlassen wir über den Ost Ausgang und wenden uns nach rechts.

Tempel Engakuji

Neben dem Bahnhof sehen wir auf der linken Seite den Eingang zum Tempel Engakuji, der zu den fünf großen Zen-Tempeln Kamakuras gehört.

Der Tempel wurde 1282 unter der Bauherrschaft des Regenten Hojo Tokimune errichtet und ist den Opfern der Mongolen-Invasionen gewidmet. Viele der damaligen Gebäude wurde durch Erdbeben und Feuer zerstört. Unter dem Zen-Meister Seisetsu Shucho (1745-1820) wurden diese wieder aufgebaut und prägen bis heute die Gestalt des Tempels.

Besucher können jeden Samstag an Zen-Zeremonien teilnehmen. Besonders lohnt sich ein Besuch  im Herbst, wenn sich der japanische Ahorn rot färbt.

Wir steigen die Treppe hinauf und zahlen an der Kasse 500 Yen Eintritt. Oberhalb einer langen Treppe finden wir das Tor Sanmon, das 1785 von Seisetsu Shucho wiederaufgebaut wurde.

Dahinter steht das Hauptgebäude Butsuden, das vom großen Kanto-Erdbeben 1923 zerstört und 1964 wiederaufgebaut wurde.

Wir betreten das Gebäude und stehen vor der Buddha-Statue Hokan Shaka Nyorai, die die bedeutendste Sehenswürdigkeit im ganzen Tempel ist.

Das Gesicht der Figur sieht etwas komisch aus. Neugierig lesen wir den Text dazu:

„Die Figur wurde 1282 fertiggestellt, aber durch ein großes Feuer 1563 zerstört. Nach dem Feuer blieben nur noch einige Teile übrig, so wurde vieles 1625 ersetzt. In dieser Zeit wurden auch links und rechts die Gottheiten Boten und Taishakuten hinzugefügt. Im Jahre 1378 stiftete Kaiser Gokogon den Goldrahmen der Statue.“

Ach so, das erklärt die unterschiedlichen Gesichtsfarben. Nachdenklich verlassen wir die Halle. Auf der linken Seite passieren wir das Gebäude Kojirin, dort kannst du jeden Samstag an öffentlichen Zen-Zeremonien teilnehmen.

Wir gehen etwas bergauf und treffen auf das Abtsquartier Hōjō und den 100 Kannon-Statuen-Garten.  Viele Pilger beten davor, um ihren Verstand zu reinigen und geistlichen Frieden zu erlangen.

Weiter oben am Berg erreichen wir das Mausoleum Kaikibyo von Hōjō Tokimune, das im Jahr 1811 errichtet worden ist.

Hōjō Tokimune (1251 – 1284) war der achte Regent des Kamakura-Shogunats und regierte von 1268 bis 1284. Er war Verteidiger und Anführer der japanischen Streitkräfte bei der Abwehr von zwei Mongolen-Invasionen. Ihm ist es zu verdanken, dass sich der Zen-Buddhismus zuerst in Kamakura, später auch in Kyoto und ganz Japan, besonders unter den Samurai, fest etablierte.

Am Eingang des Mausoleums hängen große Schilder, die den Besucher einladen, eine Tasse grünen Tee für ~500 Yen zu trinken. Wir wollen aber erst noch den Rest des Tempels erkunden und steigen eine lange Treppe hinauf. Oben erwartet uns das Grabmal Oubaiin, das dem fünften Abt Muso Kokushi gewidmet ist.

Im Inneren gibt es Bronze- und Holz-Statuen aus der Muromachi-Zeit (1336-1573), die wir nur schwer erkennen können. Ab hier geht es nicht mehr weiter. Damit haben wir wohl das Ende des weitläufigen Geländes erreicht. Wir gehen zurück zum Eingang des Tempels, überqueren die Schienen und wenden uns nach links.

Tempel Shokozan-Tokeiji

Am Straßenrand erblicken wir den Tempel Shokozan-Tokeiji. Er wurde 1285 von Kakuzan Shidoni, der Frau von Hojo Tokimune, gegründet.

Für über 600 Jahre war dieser Tempel ein Frauenkloster, in dem Frauen Zuflucht suchten, die sich scheiden lassen wollten. Heute zählt der Tempel zum Zen-Tempel Engakuji. Zurück an der Straße wenden wir uns nach rechts und entdecken auch schon den nächsten Tempel Jochiji.

Tempel Jochiji

Der Tempel Jochiji gehört ebenfalls zu den fünf großen Tempeln in Kamakura. An der Kasse zahlen wir ~200 Yen Eintritt und stehen vor einem „Glockenturm“.

Dieser wurde erst frisch renoviert. In einer kleinen Höhle sehen wir die Statue eines Glücksgottes.

Einige streicheln seinen Bauch, denn das soll Glück bringen.

Park Genjiyama

Direkt hinter dem Tempel folgen wir einer kleinen Straße zum Schrein Kuzuharagaoka und Park Genjiyama. Der Pfad wird ab dieser Stelle etwas schmaler.

Nach ein paar Minuten erreichen wir den Schrein Kuzuharagaoka, der wurde 1324 gegründet wurde. Direkt auf dem Hinrichtungsgelände des Kamakura Zeitalters (1185-1333).

Das gesamte Gelände gehört heute zum Park Genjiyama und bietet uns die Möglichkeit, an Tischen unser Mittagsessen zu verspeisen. An einigen kleinen Verkaufsständen können wir leckere Süßigkeiten kaufen. Kostenlose Toiletten sind ebenfalls vorhanden.

In der Mitte des Parks folgen wir einer steilen, abfallenden Straße Richtung Schrein Zeniarai Benten.

Schrein Zeniarai Benten

Der Eingang vom Schrein Zeniarai Benten ist eine kleine Höhle rechts am Wegrand, die wir zunächst übersehen hatte. Durch einen schmalen Tunnel erreichen wir die andere Seite des Felsens und erblicken den Schrein und eine weitere Höhle. Darin waschen einige Leute ihr Geld in einer kleinen Quelle. Das dort gewaschene Geld soll Glück bringen und nur für etwas ganz spezielles ausgegeben werden. Wir waschen eine 500 Yen Münze. Andere hingegen waschen ganze Scheine.

Wir wandern zurück den Berg hinauf zum Park und folgen dem Weg links Richtung Großer Buddha. Einige unebene Stufen führen bergab. Links von uns finden wir das Gelände des berühmten Großen Buddha von Kamakura.

Kamakura Großer Buddha

Der große Bronze-Buddha gehört zum Tempel Kotokuin und ist mit einer Größe von 13.35 m der zweitgrößte Bronze-Buddha Japans. Sie wird nur von dem 18 m hohen Todaiji-Buddha in Nara übertroffen. Der größte Stein-Buddha mit 31 m steht übrigens am Berg Nokogiri in Chiba.

Der Kamakura-Buddha wurde 1252 fertiggestellt und stand ursprünglich in einer großen Tempelhalle. Wegen zahlreicher Taifune und Tsunamis im 14. und 15. Jahrhunderten wurde die Halle jedoch zerstört. Seither hat Buddha kein Dach mehr über seinem beeindruckenden Bronze-Kopf.

Plötzlich spricht uns ein chinesisches Paar an und bietet uns ein goldenes Lesezeichen für ~1.000 Yen an. Wir lehnen das Angebot höflich ab. Gerade vor der Statue solltest du auf Taschendiebe und Betrügern aufpassen. Nach ein paar Minuten gehen wir wieder zurück zur Straße und folgen dieser nach links, bis wir rechts am Tempel Hasedera ankommen.

Tempel Hasedera

Am Eingang des Hasedera Tempels zahlen wir ~500 Yen. Dahinter erwartet uns ein riesiger Teich.

Zusammen mit den Laternen zeichnet sich vor unseren Augen ein wunderschönes Bild.

Dann steigen wir eine steile, aber beeindruckende Treppe hinauf. Unterwegs fallen uns diese Gestalten auf:

kamakuratipps (19 von 21)

Diese 3 putzigen Jizo-Kerlchen sollen drei Mönche darstellen, die Glück bringen. Wenige Schritte später stehen wir vor einer Armee an Jizo-Statuen, die gerade gesäubert werden.

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Jizo-Figuren sollen tote Seelen heil in die Unterwelt bringen. Häufig werden Jizo mit mit roten Lätzchen und Mützchen verziert. Am Ende der Treppe finden wir den Tempel Hasedera.

Der Tempel ist berühmt für seine 9.18 m große Kannon-Statue. Sie wurde aus Kampferholz geschnitzt und ist einzigartig. In der rechten Hand hält sie einen Metallstab und in der linken eine Vase mit Lotosblume. Eine Legende besagt, dass diese Statue eine von zweien ist, die ein Mönch namens Tokudo im Jahre 721 anfertigen lies.

Der Baumstamm soll so riesig gewesen sein, dass sich der Mönch dazu entschloss, zwei Statuen aus ihm anzufertigen. Die eine Statue wird hier, am Standort des Hasedera Tempel, ausgestellt und die andere ließ man auf das offene Meer treiben. Sie sollte selbst einen Platz finden, mit dem ihr Karma in Verbindung stand. Die Statue wurde schließlich am 18. Juni 736 in der Nahe von Kamakura angespült. In Kamakura errichtet man daraufhin den Tempel Hasedera und stellte die Statue auf.

In den Jahren 1342 und 1392 soll die Statue noch mit Goldapplikationen und einem Heiligenkranz ausgeschmückt worden sein.

Wir betreten das Gebäude und sind von der riesigen, goldenen Statue beeindruckt. Leider ist das Fotografieren verboten (Fotos finden sich im unteren Link). Nach einem kurzen Gebet verlassen wir das Hauptgebäude und entdecken eine Trasse mit einem tolle Blick über Kamakura.

Nachdem wir die Treppen wieder heruntergestiegen sind, finden wir neben dem Eingang eine kleine Höhle.

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Im Inneren erblicken wir viele Statuen, die Heilige darstellen sollen. Sie werden mit Kerzen erleuchtet und strahlen eine geheimnisvolle Aura aus.

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Früher haben hier Mönche die Erleuchtung gesucht und in diesen Höhlen meditiert. Sie erinnert uns etwas an die Taya Höhle, die nicht weit entfernt liegt. Wir verlassen den Hasedera Tempel und wenden uns nach rechts. Nach wenigen Metern erreichen wir unseren Zielbahnhof Hase.

Und wer nicht genug von Tempel und Schreinen bekommen kann, dem empfehlen wir die Kamakura Ten-en Wanderung.


Insidertipps

  • Kaufe dir in Tokio eine Bentobox im Konbini.
  • Ziehe bequeme Schuhe an, da es über einige Wurzeln geht.

Anfahrt

Am einfachsten erreichst du den Wanderweg vom Kita-Kamakura Bhf mit der Yokosuka Linie 横須賀線 vom Tokyo Bahnhof losfahren.

Per Zug

  • JR Bahnhof Kita Kamakura 北鎌倉駅
  • JR Strecken werden von Japan Rail Pass abgedeckt.


Details:

  • Distanz: 5,8 km
  • Dauer: 2-3 Stunden (ohne Pausen)
  • Höhenmeter: 89 m
  • Anstieg: 136 m
  • Abstieg: 156 m
  • Schwierigkeitsgrad: ✭ ✩✩✩ ✩ (geeignet als Spaziergang, Wanderschuhe sind keine Pflicht, aber gutes Schuhwerk)
  • Fotos: 13. April 2014 & 27. Juli 2016

Wegweiser:

  • Bahnhof Kita Kamakura 北鎌倉駅 -> Wandern-Start -> Tempel Engakuji 円覚寺 -> Tempel Shokozan-Tokeiji 松岡山 東慶寺 -> Tempel Jochiji 浄智寺 -> Park Genjiyama 源氏山公園 -> Schrein Zeniarai Benten 銭荒弁天 -> Tempel Kotokuin 高徳院 (Buddha) -> Tempel Hasedera 長谷寺 -> Wandern-Ende -> Bahnhof Hase長谷駅 -> Enoshima Electric Railway Linie 江ノ島電鉄線 -> Bahnhof Kamakura 鎌倉駅

Sehenswürdigkeiten im Detail

Tempel Engakuji 円覚寺


Adresse: Google Maps
Verweildauer: 30-60 Minuten

Tempel Shokozan-Tokeiji 松岡山 東慶寺


Adresse: Google Maps
Verweildauer: 30 Minuten

Tempel Jochiji 浄智寺


Adresse: Google Maps
Verweildauer: 30 Minuten

Schrein Zeniarai Benten 銭荒弁天


Adresse: Google Maps
Verweildauer: 20 Minuten

Tempel Kotokuin 高徳院 (Buddha) 


WanderWeib: Kotokuin – Daibutsu
Verweildauer: 20 Minuten

Tempel Hasedera 長谷寺


WanderWeib: Hasedera Tempel
Verweildauer: 20 Minuten


Nützliche Schriftzeichen:
Bahnhof Kita Kamakura 北鎌倉駅
Ost Ausgang 東出口
Tempel Engakuji 円覚寺
Tor Sanmon 山門
Hauptgebäude Butsuden 仏殿
Gebäude Kojirin 居士林
Abtsquartier Hōjō 方丈
100 Kannon-Statuen-Garten 百観音
Mausoleum Kaikibyo 開墓廟
Hōjō Tokimune 北条 時宗
Grabmal Oubaiin 黄梅院
Tempel Shokozan-Tokeiji 松岡山 東慶寺
Zen-Tempel Engakuji 円覚寺
Tempel Jochiji 浄智寺
Schrein Kuzuharagaoka 葛原ヶ岡
Park Genjiyama 源氏山公園
Schrein Kuzuharagaoka 葛原ヶ岡
Schrein Zeniarai Benten 銭荒弁天
Kamakura Großer Buddha 鎌倉大仏
Tempel Kotoin 高徳院
Bahnhof Hase 長谷駅


Nützliche Links:




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