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[Tipps] Furoshiki: Die Kunst Dinge zu verpacken

Furoshiki (ふろしき oder auch 風呂敷) bedeutet Dinge in Tücher zu verpacken. In Japan gab es lange Zeit keine Taschen, sondern man schlug Dinge in Tücher ein. So etwas kennt man auch bei uns. Gesellen, die auf die Walz gehen, führen ihr Hab und Gut nämlich in einem Tuch mit sich. Joerg zeigt uns in diesem Artikel die traditionelle Faltkunst.

Joerg erzählt: „Furoshiki sind im Prinzip alle quadratischen Tücher mit hübschen japanischen Stoffen, die geknotet werden. Der Name stammt daher, dass Japaner Tücher in der Edo-Zeit verwendeten, wenn sie ein Badehaus (Furo) mit ihren Wechselsachen in einem Tuch (Shiki) besuchten.“

In Japan haben Furoshiki traditionell drei Größen:

  • ca. 45-50cm z.B. für Bento, Taschentücherboxen oder kleine Geschenke.
  • ca. 68 cm z.B. für Weinflaschen, Kuchen oder Bücher.
  • ca. 90-105 cm z.B. um daraus Taschen zu binden.

Die Größe kannst du leicht auswählen, wenn das Geschenk drei Mal von einer Ecke zur anderen Ecke vom Tuch hineinpasst. Und keine Angst, wenn hier von Knoten gesprochen wird, dann geht es um die denkbar einfachsten Knoten.

Furoshiki kaufen

In Japan gibt es Furoshikitücher in 100-Yen Läden, überall wo Souvenirs verkauft werden, ansonsten in Shibuya/Tokio im Loft (Kaufhaus). Ferner gibt es das Fachgeschäft Musubi Shibuya (むす美 渋谷), das nur feinste Furoshiki verkauft. Dieser ist ein Ableger des in Kyoto ansässigen Laden Musubi (むす美 京都). Dort werden ausschließlich Furoshiki verkauft, mit teils Traditionen, die bis in die Anfänge der Edo-Zeit (1603-1868) zurückreichen. Neben dem Kyoto Musubi gibt es auch „Musubi-Kyoto“, welches sich in der Nähe der Burg Nijo befindet.

Wer nicht nach Japan kommt, kann einfach Stoffreste nehmen, quadratisch zuschneiden oder sich in der Kurzwarenabteilung Meterware passend zuschneiden lassen. Auch in Deutschland gibt es Geschäfte, die japanische Stoffe führen. Zum Beispiel Frau Tulpe in Berlin. Beim Kauf unbedingt beachten, dass die Stoffe weich genug sind, um Knoten zu binden.

Beispiele von Falt-Techniken

Furoshiki Faltanleitung für Bentos

Die Bentobox legen wir mittig aufs Tuch, so dass eine Ecke zu uns zeigt. Nun schlagen wir die untere Ecke über die Bentobox.

Dann schlagen wir die obere Ecke über die Bentobox.

Die überhängende Ecke schieben wir unter die Bentobox, so dass diese jetzt in einem „Tuchtunnel“ liegt.

Die verbleibenden beiden Ecken links und recht von der Bentobox nehmen wir jetzt und binden mit ihnen einen festen Knoten.

Und damit dieser Knoten nicht wieder aufgeht, setzen wir noch einen Knoten drauf.

Fertig!

Für die Profis: Diesen doppelten Knoten nennt man im japanischen Ma-Musubi. Traditionell bindet man den ersten Knoten mit der linken Seite über der rechten, den zweiten mit der rechten über der linken.

Als nächstes kommt ein Beispiel, bei dem auch der einfache Knoten Hitotsu-Musubi (der einfach Knoten) zum Einsatz kommt.

Furoshiki Faltanleitung für Taschen

Um Einkäufe zu transportieren, falten wir uns eine Tasche. Dazu nehmen wir ein großes Tuch.

Und jetzt der einfache Knoten (Hitotsu-Musubi): Wir nehmen die rechte Seite und binden einen ganz normalen Knoten ins Ende.

Das wiederholen wir auch auf der linken Seite.

Jetzt nehmen wir das obere und das untere Ende und binden einen Knoten. Den ziehen wir aber nicht fest bis unten hin, den lassen wir recht luftig weit oben.

Denn direkt danach setzen wir den zweiten Knoten auf den ersten und ziehen fest, so dass jetzt diese beiden Enden oben miteinander verknotet sind.

Dadurch ist jetzt eine Tasche zum Umhängen entstanden oder zum einfach so in die Hand nehmen.

In Japan werden Furoshiki gerne für Einkäufe in Körben verwendet. Furoshiki sind eine umweltfreundliche Methode, seine Einkäufe zu verpacken.

Furoshiki Faltanleitung für den Einkaufskorb

Wir nehmen einen leeren Korb.

Jetzt legen wir das Furoshiki parallel hinein. Es sollte so groß sein, dass es über den Korb hinaushängt.

Nun füllen wir den Korb mit unseren Einkäufen.

Jetzt nehmen wir an der einen Seite die beiden Enden.

Wir binden einen Knoten, den wir wieder oben in der Luft lassen und nicht festziehen.

Darauf setzen wir einen zweiten Knoten (also einen Ma-Musubi).

Das gleiche wiederholen wir auf der anderen Seite mit den beiden Enden, also auch einen Ma-Musubi binden.

Fertig ist unsere Tasche, wir greifen uns die beiden Knoten und können das Tuch nun als Tasche aus dem Korb heben und unsere Einkäufe nach Hause tragen.

Als letztes stelle ich Euch noch eine Dekoration mit Furoshiki vor.

Furoshiki Faltanleitung als Dekoration

Wir nehmen uns eine Taschentuchbox.

Wir stellen sie parallel auf das Tuch (50cm x 50cm).

Und nun knoten wir wie eben beim Korb, wir nehmen auf einer Seite die beiden Enden und binden sie zusammen.

Im Fall der Tücherbox allerdings festziehen.

Und den zweiten Knoten drauf binden (Ma-Musubi) und eventuell das raus stehende Tuch unter den Knoten schieben, dass die Box ganz verdeckt wird.

Die Box zurecht schieben, also ganz in die entstandene „Tasche“ hinein.

Dann auf der anderen Seite die beiden Enden verknoten.

Wieder festziehen und herausstehendes Tuchen wieder unter den Knoten schieben

Auch die andere Seite mit einem zweiten Knoten zum Ma-Musubi vervollständigen.

Und fertig ist die Verpackung unserer Tücherbox. Die Taschentücher kann man weiterhin aus der Box ziehen und wenn die Box leer ist, einfach auf einer Seite den Knoten lösen, Box austauschen und die Seite wieder mit Ma-Musubi schließen.


Insidertipps

  • Heutzutage werden Furoshiki gerne zum nachhaltigen Verpacken von Geschenken verwendet. Ein Trend, der sich auch in Europa immer weiter verbreitet. Dabei können die schönen Tücher mit Blumen verziert und nach dem Auspacken für weitere Geschenke eingesetzt oder zu Schals, Haarbändern und so weiter gefaltet werden. Eine gute Alternative zum klassischen Geschenkpapier!
  • Sehr nützlich ist dieses Buch: A Complete Guide to Furoshiki*. Der Text steht auf Japanisch und Englisch dort, wobei meistens die Bilder völlig ausreichend sind.
  • Außerdem findet man auch viele Anleitungen völlig kostenfrei im Internet.
  • Ferner bieten die Musubi-Läden in Kyoto und Shibuya/Tokio auch Workshops an.
  • Mein abschließender Tipp: Einfach binden! Fangt mit ganz einfachen Knoten und schönen Tüchern an, der Rest kommt von selbst! Viel Spaß beim Nachfalten!

**** In Zusammenarbeit mit Joerg Z. ****


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