Dokumentation

[Doku] Uji: Ein Spaziergang durch 800 Jahren Tee-Geschichte! – Tag 2

Nachdem wir am ersten Tag die Anfänge der Tee-Geschichte in Uji kennen gelernt haben, schauen wir uns heute die Tee-Vermarktung und den Anbau der Tee-Pflanzen an. Wir reisen mit dem Auto zu Händler-Straßen, alten Tempeln, genießen die lokale Küche und spazieren durch Teefelder. Schließlich probieren wir die Krönung der japanischen Tee-Kunst, den Gyokuro.

Schauen wir uns den zweiten Teil der Tee-Geschichte von Uji genauer an:

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Am zweiten Tag starten wir heute früh mit einem Mietwagen zu unserem nächsten Ziel:

Die Tee-Händler von Kamikoma

Als Japan sich in der Meiji-Zeit (1868) der Welt öffnete, entwickelte sich grüner Tee als DER Export-Schlager in Amerika und Europa. Der Tee wurde an den Häfen Yokohama oder Kobe umgeschlagen. Dazu siedelten sich einige Tee-Händler in der Nähe von Uji in der Stadt Kamikoma 上狛 an, die durch ihre günstige Lage den Tee kostengünstig auf dem Fluss Kizu nach Kobe transportieren konnte. Noch heute können wir diese berühmte Tee-Händler-Straße mit ihren alten Häusern besuchen:

An fast jedem alten Gebäude hängen Namen der Tee-Händler.

Die Blütezeit erlebte Kamikoma von ca. 1855 bis 1930, als mehr als 120 Großhändler ihren Handel betrieben. Heute gibt es nur noch 40 Händler. Von dem ehemaligen Reichtum der Stadt zeugen die reichlich verzierten Mauern und Dächer.

Der Tee wurde in kleinen Speichern gelagert, die durch ihre kleinen Fenster leicht zu erkennen sind.

Besonders interessant sind die Dachrinnen, die an einen Fisch erinnern sollen.

Am Tee-Händler-Haus Moritoku 森德の茶本店 legen wir eine kurze Rast ein.

Im Gebäude können wir die alten Maschinen bestaunen, die früher zur Verarbeitung von Tee verwendet wurden.

Und natürlich bekommen wir kostenlos grünen Tee – Sencha serviert.

Da es in dem Gebäude ziemlich eng ist, genießen wir unseren Tee draußen.

Danach spazieren wir weiter und stoßen am Ende der Tee-Händler-Straße auf eine 4,38 Meter große  Jizou-Statue am Tempel Senkyou-ji 泉橋寺.

Der Gott Jizo gilt als Schutzgott aller Reisenden und Kinder. Die Statue wurde 1308 errichtet und im 17.-18. Jahrhunderts restauriert. Früher war sie durch ein Gebäude umgeben. Wenig später sitzen wir aber auch schon wieder im Auto und fahren weiter in den Süden zur Stadt Wazuka 和束.

Tee-Anbau am Tempel Kaijyusan-ji

Über eine ziemlich steile Bergstraße erreichen wir den Tempel Kaijyusen-ji 海住山寺 in der Stadt Wazuka.

Dort erfahren wie die Geschichte des Tempels:

Im Jahre 735 wurde der Tempel gegründet und ist bekannt durch seine alten Kamakura-Bauten, die im Jahre 1137 aufgebaut und nach einem Feuer im Jahre 1208 wiederhergestellt wurden. Besonders die fünf-stufige Pagode, welches das Grab Buddhas darstellen soll, gilt heute als Kulturschatz Japans.

Doch warum besuchen wir eigentlich diesen Tempel? Die Antwort erhalten wir prompt:

Der Tempel ist ferner berühmt durch den Mönch Jishin, der im Jahre 1222 von dem Mönch Myoe, genau das ist der mit den Pferdehufen-Abständen (Denkmal am Vortag), einige Teepflanzen-Samen erhielt. Da sich die steilen Hänge in der Gegend kaum für die Landwirtschaft eigneten, jedoch einen idealen Standort für Tee-Pflanzen erwies, pflanzte der Mönch Jishin zusammen mit den Einwohnern die Samen an. Die Gegend erlebte dadurch einen regelrechten Aufschwung und ist bis heute bekannt für seinen Tee-Anbau.

Auf dem Tempelstufen fallen uns kleine Daruma-Statuen auf. Diese stammen ursprünglichen vom Tempel Shorinzan in Takasaki.

Normalerweise malt man ein Auge aus und wünscht sich etwas. Sobald der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, malt man das andere Auge aus. Diese Daruma sind jedoch anders, da sie die Zukunft voraussagen. Hierzu wirft man 300 Yen in die Box neben der Kiste und sucht sich ein Daruma heraus. Hebt man eben diesen hoch, findet man einen Wahrsage-Zettel (おみくじ) an der Unterseite. Darauf kann man seine Zukunft ablesen:

  • dai-kichi (大吉) – Große Segnung
  • chuu-kichi (中吉) – Mittlere Segnung
  • sho-kichi (小吉) – Kleine Segnung
  • kichi (吉) – Segnung
  • sue-kichi (末吉) – Ende der Segnung
  • kyo (凶) – Fluch
  • dai-kyo (大凶) – Großer Fluch

Weitere Informationen findest du hier. Den Daruma kannst du danach gerne mitnehmen.

Neben dem Tempel entdecken wir auch drei kleine Schreine, die dem Reisgott Inari gewidmet sind.

Diese roten Schreine gehören zu dem Hauptschein Fushimi Inari Taisha, der bekannt für seine zahlreichen roten Tore ist. In Japan stellt Reis ein besonders wichtigen Stellenwert dar, da er das tägliche Überleben sicherte.

Lokale Köstlichkeiten

Mittlerweile ist es Mittag und wir fahren eine steile Bergstraße herunter, um im lokalen Restaurant „Country Road“ zu speisen.

Das Restaurant verwendet (fast) nur frische, lokale Zutaten, die in der Region angebaut wurden. Wir sind von der Auswahl der Speisen und dem günstigen Preis (1050 Yen) für das Mittagessen begeistert.

Sehr lecker!! Allerdings sollte man sich früh anmelden oder vorher um eine Tisch Reservierung kümmern, da pro Tag nur 30 solcher Mittagsgerichte ausgegeben werden.

Die Teefelder von Wazuka (Ishitera)

Doch als nächstes schauen wir uns die berühmten Teefelder von Wazuka an, die sich östlich vom Zentrum der Stadt befinden. Wir parken an einer Haltebucht und sind von dem Anblick der weiten Teefelder, die bis in den Himmel reichen, begeistert.

Die Felder wurden im Jahre 2015 als Japan Kulturerbe ausgezeichnet. Auf der linken Seite blicken wir auf ein altes Haus, das noch im traditionellen Stil errichtet wurde.

Die Tee-Felder wurden von Generation zu Generation weitergereicht, so dass noch heute viele Anwohner in der Tee-Ernte tätig sind. Vor dem Haus finden wir eine kleine Straße, die uns durch die Felder führt.

Interessanterweise entdecken wir Ventilatoren über den Feldern.

Diese Ventilatoren sollen nicht die Hitze abhalten, sondern verhindern, dass die Teepflanzen zu viel Bodenfrost abbekommen. Mutig steigen wir auf den höchsten Berg und überblicken die weiten Teefelder.

Tee-Ernte startet übrigens im April und endete im Oktober/November. Leider sind wir im März etwas zu früh dran und so können nur die Felder bestaunen.

Nur schweren Herzens reißen wir uns von diesem fantastischen Anblick los, aber schon sitzen wir im Auto zu unserem letzten Ziel das Tee-Haus „Takumi no Yakata“.

Das Tee-Haus Takumi no Yakata 匠の館

Das Tee-Haus ist auch in wenigen Minuten vom Bahnhof Uji erreichbar. Wir parken davor und werden gleich freundlich vom Personal empfangen.

In diesem Tee-Haus wollen wir die Krönung der japanischen Teekunst: den Tee Gyokuro 玉露 für 500 Yen probieren. Wir werden in einen hellen Raum geführt und finden an jedem Tisch ein Tee-Set vor.

Das Personal erklärt uns den Unterschied zwischen Sencha und Gyokuro und die korrekte Trinkweise auf Englisch:

Im Gegensatz zum Sencha wird Gyokuro für ca. 21 Tage im Vollschatten aufgezogen. Diese reduziert die Bitterstoffe im Tee und erklärt die dunkle Farbe. Allerdings braucht man auch für eine Tasse Tee deutlich mehr Teeblätter, um den starken Geschmack des Tees zu genießen.

Zuerst schütten wir von dem 100 Grad heißen Wasser etwas in die weiße Kühl-Schale.

Diese Schale kühlt das Wasser auf 40-60 Grad herunter. Jetzt nehmen wir zwei Teelöffel Gyokuro Tee.

Die Teeblätter schütten wir in die Teekanne. Den Deckel brauchen wir zuerst nicht.

Als nächstes gießen wir das abgekühlte Wasser über den Tee.

Nach ca. einer Minute werden die Teeblätter hellgrün.

Nun legen wir den Deckel auf die Teekanne und gießen den Tee in die Tasse.

Mutig probieren wir: Der Geschmack ist ausgesprochen stark und aromatisch, fast süß. Zusammen mit den bitter-Schokoladen Bonbons schmeckt der Tee wirklich großartig. Den ganzen Vorgang können wir noch zwei mal wiederholen. Danach geben wir die Teeblätter in ein kleines Schälchen und überschütten ihn mit Ponzu (Zitronensaft + Sojasauce).

Jetzt können wir sogar die teuren Teeblätter probieren:

Im Prinzip schmeckten die Teeblätter wie Spinat mit würziger Zitronensauce. Lecker! :)

Doch leider ist damit unsere Reise in die Stadt Uji auch schon vorbei. Traurig steigen wir in unser Auto und fahren zurück zum Hauptbahnhof Kyoto.


Fazit: Die 800-jährige Tee-Geschichte von Uji war sehr interessant und ermöglicht einen tiefen Einblick in den Tee-Anbau. Ich habe während der Tour viel gelernt und fand die deutlichen Unterschiede zwischen Matcha, Sencha oder Gyokuro beeindruckend. Ohne Auto ist dieser Ausflug allerdings schwer machbar. Wer sowieso in Uji ist, sollte unbedingt auch Matcha-Eis probieren und einen Abstecher zum Tempel Byodo-in machen.


Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

Tee-Händler-Straße Kamikoma 上狛

  • Anfahrt:  Bahnhof Kamikoma 上狛 -> 5 Minuten Fußweg
  • Parkplatz: Kostenlos neben dem Rathaus Kizugawa Shiyakusho 木津川市役所 山城支所

Tee-Händler Moritoku 森德の茶本店

  • Eintritt: Kostenlos
  • Homepage: http://kaorichan.co.jp/ (Japanisch)
  • Anfahrt:  Bahnhof Kamikoma 上狛 -> 9 Minuten Fußweg
  • Parken: (Siehe oben)

Tempel Senkyou-ji 泉橋寺  (Jizo Statue)

  • Eintritt: Kostenlos
  • Anfahrt:  Bahnhof Kamikoma 上狛 -> 10 Minuten Fußweg
  • Parken: (Siehe oben)

Tempel Kaijyusen-ji 海住山寺

  • Homepage: http://www.kaijyusenji.jp/ (Japanisch)
  • Eintritt: Kostenlos
  • Anfahrt:  Bahnhof Kamo 加茂 -> 45 Minuten Fußweg (3.5 km)
  • Parken: Kostenlos davor

Restaurant 農家カフェCountry Road

  • Tel. 0774-39-7823
  • Öffnungszeiten: 11.00-14.00 Uhr (Mittagessen) und 14.00-16.00 Uhr (Kuchen) – Letzte Bestellung um 15.30 Uhr
  • Geschlossen: Sa., So. und Feiertags
  • Anfahrt:  Bahnhof Kamo 加茂 -> 20 Minuten Fußweg
  • Parken: Kostenlos
  • Mittagessen: ab 1050 Yen~

Die Teefelder von Wazuka (Ishitera)

  • Adresse:  (GoogleMaps)
  • Eintritt: Kostenlos
  • Anfahrt:  Bahnhof Kamo 加茂 -> 67 Minuten Fußweg (4.7 km)
  • Parken: Kostenlos davor

Tee-Haus Takumi no yakata 匠の館

  • Öffnungszeiten: 11.00-17.00 Uhr
  • Geschlossen: Mittwochs und am Jahresende
  • Preise:
    • 500 Yen (Gyokuro-Tee玉露)
    • 500 Yen (Kabusecha-Tee かぶせ茶)
    • 500 Yen (Matcha-Tee 抹茶)
  • Homepage: http://www.ujicha.or.jp/ (Japanisch)
  • Anfahrt:  Bahnhof Uji 宇治  -> 14 Minuten Fußweg
  • Parken: 10 Kostenlose

 


Nützliche Links:


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8 Kommentare

  • Mike

    Hallo,
    wirklich interessanter Artikel, wie immer :-), ich hatte mich damals, bei meinem Besuch des Byodo in, schon gefragt ob die Büsche am Ausgang des Museums Teepflanzen sind, nach deinen Bildern hier, bin ich mir jetzt ziemlich sicher .

      • Mike

        Hallo,
        ja Uji ist wirklich schön, ich bin natürlich nach dem Besuch im Tempel auch noch über den Fluss um mir das Weltkulturerbe anzusehen :-), wobei da zwei Shreine sind, nahe beieinander und mit ähnlichem Namen, das hat sogar die Japaner verwirrt.
        Ich habe ausserdem noch eine Schlange ( ungiftig )gefunden, und einen Platz, wo ich leider keinen blassen Schimmer habe was es war, Es gab kleine Statuen, allerdings mehr so zur Schau aufgestellt, etwas was ich für Gräber hielt, oder Minnischreine ohne Dach, die mit allerlei Krimskrams beschmückt waren, ausserdem noch einen Seltsamen Apparat , möglicherweise zum bedrucken von Ofudas? Leider war natürlich alles in Japanisch, und keine Menschenseele weit und breit, es sah sehr interessant aus, und ich hätte wirklich gerne gewusst was es war

  • Armin

    Danke für den schönen Bericht. Das mit den ausgekochten Gyokuroblättern mit Soyasauce und Zironensaft klingt lecker und kannte ich nicht. Werde es morgen früh gleich ausprobieren.

    Viele Grüsse aus dem stürmischen Niedersachsen.
    Hoffentlich habt ihr Glück mit dem Taifun der von Okinawa unterwegs ist und er schwächt sich ab.

    • Tessa

      Hallo Armin,

      danke! Ein Taifun ist noch recht angenehm. Heute gab es mal wieder ein größeres Beben (Stärke 3) in Tokio…

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

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