Dokumentation

[Ausflug] Uji: Ein Spaziergang durch 800 Jahre Tee-Geschichte! – Tag 1

Heute besuchen wir die Stadt Uji, die berühmt für ihren grünen Tee ist. Während unser Tour erkunden wir alte Tempel, spazieren durch Tee-Plantagen, nehmen an einer Matcha-Teezeremonie teil und erfahren, wie der Tee im Laufe der Geschichte an Beliebtheit gewann. Außerdem können wir viele Tee-Sorten probieren und den berühmten Uji Tee kaufen.

Schauen wir uns die Tee-Geschichte von Uji genauer an:

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Von China nach Japan

Im März wurde ich für zwei Tage nach Uji eingeladen, um die Geschichte des Tees in Uji kennen zu lernen. Am Hauptbahnhof Kyoto stieg ich mit einer Gruppe Journalisten in einen Mietwagen, da einige unserer Ziele nur schwer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind.

Unser erstes Ziel ist der Tempel Ōbaku-san Manpuku-ji 黄檗山萬福寺, der als heiliger Ort vom „Weg des Senchas“ 煎茶道 gilt. Vor dem Tempel finden wir das Denkmal vom Mönch Myoe.

Auf einer Tafel lesen wird dazu auf Englisch:

Der Mönch Myoe (1173-1232) startete den Tee-Anbau in Uji im 13. Jahrhundert, indem er die ersten Tee-Pflanzen in Uji anbaute. Einer Legende nach  zeigte er den Bauern von damals, dass die Tee-Pflanzen in den Abständen von Hufabdrücken seines Pferdes anzupflanzen seien.

Danach drehen wir uns zum Eingang des Tempels um und finden dort einige Verkaufsstände.

Gerade scheint wohl ein lokaler Markt statt zu finden. Direkt dahinter spazieren wir auf ein großes Tor zu:

Das Tor ist, wie der Rest des Tempels, im alten chinesischen Ming-Stil errichtet. Dahinter finden wir weitere Verkaufstände, die lokale Köstlichkeiten oder Kleidung anbieten:

Die Kacheln auf dem Boden sollen übrigens den Rücken eines Drachen darstellen. Vor einem weiteren Gebäude treffen wir auf den Mönch Takayuki Hirose, der uns etwas über die Geschichte des Tempels erzählt:

Der Tempel Ōbaku-san Manpuku-ji wurde im Jahre 1661 von dem Mönch Ingen Zenji gegründet und ist der Haupttempel der Obaku-Sekte des Zen-Buddhismus. Der Gründer Ingen brachte die Teezeremonie von China nach Japan und entwickelte das erste Verfahren zum Tee trinken „Encha“, bei diesem heißes Wasser über Teeblätter gegossen wird. Allerdings wurde diese Methode erst einige Jahre später durch den Mönch Gekkai Gensho / Baisao (1675-1763) bekannter.

Während er erzählt, fällt uns seine Ähnlichkeit zu der Buddha-Statue hinter ihm auf. Einer der Besucher spricht ihn darauf an und erwidert, dies sei ihm schon oft gesagt worden. Neben dem Buddha können wir auch schöne Statuen bestauen. Die uns ziemlich grimmig anschauen:

Sie tragen kleine Gebäude in ihren Händen und sind Wächter des Tempels. Oft besitzen sie auch einen offenen oder geschlossenen Mund, die den Anfang und das Ende darstellen sollen. Hinter den Wächtern stoßen wir auf das riesige Hauptgebäude.

Welches besonders durch das geschwungene Dach auffällt. Im Inneren wartet bereits ein vergoldeter Buddha auf uns:

Wir verneigen uns und beten kurz. Zum Glück haben wir vorher die Regeln zum Beten durchgelesen. Hinter dem Hauptgebäude finden wir eine schöne Terrasse:

Außerdem entdecken wir wunderschöne, überdachte Gänge:

An einem Verkaufsstand können wir sogar für 500 Yen die berühmten Glücksbrettchen (Ema) erstehen:

Auf die Tafel schreibt man einen Wunsch oder eine Danksagung. Die Holztafel nimmt man entweder mit nach Hause oder bringt es an den Wänden des Tempels an.

Da sich langsam bei uns der Magen meldet, besuchen wir das angrenzende Tempel-Restaurant:

Tempel Restaurant

Hier bekommen wir für 3000 Yen eine Mittagsessenbox der vegan-buddhistischen Küche (Shojin Ryori) serviert:

Dazu gibt es natürlich leckeren Sencha-Tee:

Die Mittagsessenbox sollte man unbedingt vorher per Telefon reservieren lassen.

Der Tee-Anbau von Okunoyama / Horii Shichimeien

Nach dem Mittagessen sitzen wir schon wieder im Auto und fahren zur Teeplantage Okunoyama / Horii Shichimeien 奥の山・堀井七茗園. Der Chef (Chotaru Horii) zeigt uns persönlich seinen Anbau:

Herr Horii erzählt:

Diese Teeplantage ist eine der ältesten Teeplantagen in Uji und blickt auf eine 650-jährige Geschichte zurück. Insgesamt gibt es vier Felder unterschiedlichen Tee-Baumarten, die jeweils einen anderen Geschmack besitzen. Je nachdem, wie viel die Pflanzen an Licht und Dünnung verhalten, verändert sich auch deren Geschmack.

Im Anschluss besuchen wir seinen Verkaufsladen, welcher sich ganz in der Nähe befindet:

In dem Geschäft können wir Geschirr oder seinen angebauten Tee kaufen:

Die Preise fangen ab 540 Yen an. Nach einigen Minuten werden wir nach hinten zu einer Tee-Fabrik geführt. Als die Tür sich öffnete schlägt uns eine atemberaubender Tee-Duft entgegen, den wir alle genüsslich einatmen. Im Inneren können wir an ein paar Maschinen beobachten wie aus feinen Tee-Blättern grüner Tee gemahlen wird.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der Horii Klan ein besonders schonende, mechanische Verarbeitung der Teeblätter, die einen besonders feinen Matcha-Tee ergaben. Wer möchte, konnte sogar selbst Hand anlegen und eigenen Matcha nach deren Methode herstellen.

Dazu legten wir Teeblätter oben auf die Mühle und zermalen mit einem einfachen Bewegung den Tee. Dieses System wurde in den nächsten Jahren in ganz Japan kopiert. Heute werden die Blätter allerdings mechanisch gemahlen.

Doch nun möchten wir aber auch den Matcha probieren! Dazu gehen wir zurück in das Geschäft und suchen einen Tee-Raum auf, der mit Bambusmatten ausgelegt ist. Vor dem Betreten müssen wir unsere Schuhe ausziehen.

Wir setzten uns und Herr Horii präsentierte stolz seinen Matcha in einer kleine Teezeremonie. Dazu servierte er eine kleine Süßigkeit (Namagashi), die den bitteren Geschmack des Tees ausgleicht.

Lecker! Kurz unterhalten wir uns mit ihm noch etwas, danach sitzen wir auch schon wieder im Auto.

Das Geburtshaus vom Sencha-Tee

Nach einer kurzen Autofahrt treffen wir am „Geburtshaus“ vom Nagatani Soen an, welches allerdings nicht original erhalten ist, sondern im Jahre 1960 wieder aufgebaut wurde.

Vor dem alten Haus treffen wir auf Herrn Minoru Tanimura, der uns die Geschichte des Hauses erklärt:

Herr Nagatani Soen lies sich von der „Encha“-Methode vom Tempel Obaku inspirieren und entwickelte im Jahre 1738 die „Aosei Sencha Seiho“-Methode. Dazu dünste er frisch gepflückte Tee-Blätter und knetete diese über einen speziellen Tisch/Kasten trocken. Eine Nachbildung vom Tisch können wir sogar im Gebäude betrachten:

Diese schonende Methode ermöglicht es, dass der Tee die Farbe, das Aroma und den Geschmack behielt. Herr Nagatani Soen teilte sein Wissen mit der ganzen Region Uji, somit erfuhr die Gegend einen wirtschaftlichen Aufschwung und machte die Verarbeitung des Tees in ganz Japan bekannt.

Während wir seinen Erzählungen lauschten, bekommen wir frischen grünen Tee (Sencha) serviert:

Der Sencha-Tee schmeckt an so einem geschichtlichen Ort gleich doppelt so gut! :) Neben dem Geburtshaus finden wir noch einen kleine niedlichen Shinto-Schrein, der zu einem Hauptschrein in Uji gehört.

Die moosbewachsenen Steine und der stille Ort lassen uns länger verweilen. Gegen 17 Uhr steigen wir in unseren Wagen und fahren zurück zum Hauptbahnhof Kyoto, um den Abend auszuklingen. Wir sind schon gespannt, was uns morgen erwartet!


Weiter geht es im zweiten Teil „[Ausflug] Uji: Ein Spaziergang durch 800 Jahre Tee-Geschichte! – Tag 2“ 


Sehenswürdigkeiten im Detail

Tempel Ōbaku-san Manpuku-ji 黄檗山萬福寺

 

  • Öffnungszeiten: 9.00-17.00 Uhr
  • Homepage: https://www.obakusan.or.jp/ (Japanisch)
  • Anfahrt: Bahnhof Obaku + 3 Minuten Fußweg
  • Parken: 500 Yen / 90 Min

Tee-Plantage von Okunoyama / Horii Shichimeien 奥の山・堀井七茗園

    • Tee-Geschäft:
    • Öffnungszeiten: 8.30-17.30 Uhr
    • Geschlossen: Sonntags, Feiertags und jeden zweiten und vierten Samstag im Monat.
    • Homepage: https://uji-shichimeien.co.jp/ (Japanisch)
    • Anfahrt: Bahnhof Uji + 10 Minuten Fußweg
    • Parken: Uji Parking Lot (700 Yen) + 2 Minuten Fußweg (GoogleMaps)

 

Geburtshaus vom Nagatani Soen 永谷宗円生家

  • Adresse:  (GoogleMaps)
  • Homepage: http://www.town.ujitawara.kyoto.jp/ (Japanisch)
  • Eintritt: Kostenlos
  • Anfahrt: Bahnhof Uji -> Kyoto Keihan Bus 京都京阪バス (Richtung  Kougyoudanchi oder Ryokuenzaka / 工業団地、緑苑坂行き) -> Bushaltestelle Kougyou Danchi guchi 工業団地口 + 3 km / 30 Minuten Fußweg
  • Parken: Kostenlos

Nützliche Links: 


Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!


12 Kommentare

  • Ikerena

    Wieder mal ein sehr interessanter Bericht und spannend für Tee Liebhaber. Was hat Herr Nagatani Soen mit dem Tee gemacht? Hab ich nicht so richtig verstanden. Hat er ihn gedünstet? Also quasi zart gekocht? Was mögen die Japaner wohl getrunken haben, bevor der Tee zu ihnen kam?
    Ach, ich liebe Sencha Tee….
    Herzliche Grüße nach Japan von Renate

    • Tessa

      Hallo Renate,

      ja, genau. Er hat den Tee gedünstet, um den Geschmack und die Aromen zu erhalten. Vorher haben die Japaner vermutlich einfach Wasser und Reis-Alkohol-Getränke getrunken.

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

      • Danny

        Hallo,

        soweit ich weiß wird der Tee gedünstet/ mit heißen Dampf behandelt um überhaupt grünen Tee zu erhalten. Wenn dies nicht gemacht wird oxidiert der Tee und wird zu schwarzen Tee.

  • Gunther

    Uns wurde empfohlen, Uji und Nara zu besichtigen, wir waren uns aber nicht sicher, was wir denn in Uji tun sollten.

    Jetzt wissen wir es! Danke!

  • Armin

    Danke liebe Tessa für den schönen Artikel. Uji ist wirklich zu empfehlen und auch zu Fuss kann man viel sehen. Vom Hauptbahnhof Kyoto mit der JR Nara Line gibt es Express und Normale Züge welche beide dort halten. Zu Fuss gut zu gehen/ schlendern: Vom JR Bahnhof durch die Fussgängerzone (Den Hinweisen und Pfeilen zum Byōdō- in Tempel folgen zu ebendiesem Tempel. Dann hinter dem Tempel über den Fluss mittels einer kleinen Brücke auf die Insel im Fluss und dann über die lange Brücke rüber ans andere Ufer zum Ujischrein und Ujigama Jinja. Bei den Sommertemperaturen wo die Teeblätter schon am Strauch vordämpfen natürlich begleitet von ordentlich Matcha Softeis.

    Leider hatte der Teeladen von Herrn Horii Mittagspause. Aber es gab gefühlte 100 weitere Tee Keramik ( oder beides in einem) Läden. Qual der Wahl dann hab nen Laden mit Taxfreeschild gewählt was sich bei dem Einkauf wirklich gelohnt hat.

    Kleiner Tip abseits vom Tee. Auf dem Weg vom Bahnhof zur Fussgängerzone qualmte Vor einem Laden und es war dort eine lange Schlange von hauptsächlich Rentnerinnen welche an einem Fischgeschäft frisch gegrillten Fisch kauften. Der Grill steht am Ladeneingang. Hab dann auf dem Rückweg einen für 1800 Yen geholt und der war dann zurück im Hotel begleitet von Onigiris extrem lecker. Es liegt auf der Strasse parallel zur grossen Hauptstrasse zwischen den 2 Bahnhöfen. Sollte es erlaubt sein kann ich auch den Google Map Link oder die Kanji vom Laden hier einfügen.

    War definitiv nicht das letzte Mal in der Stadt.

    Vieeelen Dank nochmal denn dieser Artikel war im Hinterkopf gespeichert und im Zug zum Fushimi Inari dann fiel der Blick auf die Stationen der Nara Linie wo dann Uji draufstand. So kams dann zum Abstecher in diese Stadt.

    Viele Grüsse aus wieder in Deutschland
    Armin

    • Tessa

      Hallo Armin,

      vielen Dank für dein Feedback. Den von dir empfohlenen Rundgang habe ich schon 2008 gemacht, leider besaß ich damals keine Kamera. :-) Wenn ich das nächste mal dort bin, werde ich diesen noch einmal machen.

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

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