[Doku] Weihnachten in Nara/Japan
Weihnachten muss auch in Japan nicht ausfallen! Obwohl das Land vor allem durch Buddhismus und Shintoismus geprägt ist und nur etwa 1% der Bevölkerung Christen sind, wird das Fest durchaus gefeiert. Ab Mitte November schmücken Kaufhäuser ihre Schaufenster festlich.
Der 24. Dezember ist allerdings ein normaler Arbeitstag. Familien feiern den Abend mit Hühnchen, Geschenken und Erdbeertorte, während Paare schick essen gehen. Aber wie gestaltet sich Weihnachten als Deutsche in Japan? Welche Herausforderungen erwarten einen? Hier teile ich meine Erfahrungen zu Weihnachten in Japan.
Die Feierlichkeiten
Pinke Weihnachtsbäume
Vor einigen Jahren zog ich nach Nara, um in einer japanischen Firma zu arbeiten. In Kobe fiel mir die prachtvolle Weihnachtsdekoration der Geschäfte ins Auge – mit bunten Lichterketten und geschmückten Bäumen, die leider nur in Farben wie Pink oder Violett leuchteten. Lebende Tannen waren kaum zu finden, und meine Internetrecherche ergab, dass IKEA kleine Bäume anbot, die jedoch schwer zu erreichen waren. Sollte das mein erstes Weihnachten ohne echten Baum werden?
Schweinshaxe zu Weihnachten
Als ich meinen Chef nach Weihnachtsfeiern in Firmen fragte, bestätigte er, dass sie gefeiert werden, es jedoch noch keinen Organisator gab. Kurzerhand übernahm ich mit Kollegen die Planung und entschied, ein deutsches Fest mit Schweinshaxe, Sauerkraut und Auflauf zu veranstalten. Ein Testessen im nahegelegenen deutschen Restaurant überzeugte uns, auch wenn die Preise hoch waren und das Essen mit Stäbchen eine Herausforderung war.
Alles ist teuer
Für die Feier sammelten wir Geld und suchten nach Geschenken. Selbstgebackene Plätzchen waren unser Plan, doch Öfen sind in japanischen Haushalten selten. Der Chef der Firmenküche erlaubte uns schließlich, ihren Ofen zu nutzen. Trotzdem stellten die teuren Zutaten eine Hürde dar. In einer deutschen Bäckerei kostete ein Plätzchen 1-2 Euro, weshalb wir schweren Herzens nur zwei Plätzchen pro Person kauften.
Glühwein, Wein und Bier
Auf Wunsch der Kollegen organisierten wir Glühwein, deutsche Weine und Biere. Glühwein stellten wir selbst her, um Kosten zu sparen, und mein Chef brachte stolz Riesling und Beck’s aus Osaka mit.
Der Weihnachtsbaum-Schock
Ein Plastikbaum aus der Firma reichte mir nicht, also fuhren wir zu IKEA, um einen echten Baum zu besorgen. Die Bäume waren jedoch nur 50 cm groß. Enttäuscht wählten wir den größten aus und dekorierten ihn festlich, was die Cafeteria doch etwas heimeliger machte.
Der Duft von Zimt durchzog den Raum, als der Glühwein vorbereitet wurde. Die Kollegen waren von dem echten Baum überrascht und begannen, Weihnachtslieder zu singen – in Deutsch, Englisch und Japanisch.
Der Glühwein ist leer!
Ich wurde kurzerhand zum Weihnachtsmann ernannt und verteilte die Plätzchen, die unter Gelächter und guter Laune schnell gegessen wurden. Das Buffet mit Schweinshaxe und Co. war ein Erfolg, und der Glühwein war schnell leer. Der Abend endete mit aufgeräumter Cafeteria und zufriedenen Kollegen.
Wenige Tage später feierte ich Heiligabend mit Freunden zu Hause – mit Rouladen und Rotkohl. Mittlerweile bin ich an die Bräuche gewöhnt und flüchte mich in die japanischen Alpen, wenn mir der Trubel zu viel wird.
Frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Eure Tessa – Das WanderWeib!
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4 Kommentare
conny
Eine schöne Idee war es, dein Weihnachten deinen Kollegen näher zu bringen. Hat Spaß gemacht deinen Bericht zu lesen. Und endlich mal ein echter Tannenbaum. Schön geschmückt, statt diese vollgepropften Tannenbäume, bei denen nix mehr grün ist vor lauter Deko. ;)
Viele Grüße
Conny
Tessa
Hi Conny.
Danke! Das war schon ein Abenteuer!
Viele Grüße,
Tessa
Jay Be
Hi Tessa,
ich finde es sehr interessant wenn man so eine Zeit mal in einem anderen Land verbringt wo andere Traditionen gepflegt werden. Ich war einmal Weihnachten in Indien, das war auch lustig – Weihnachten Barfuss im Sand :-)
Dein Artikel gefällt mir sehr gut und das passt natürlich sehr schön in unseren OutdoorBlogger Adventskalender. Toll das Du einen echten Baum organisiert hast.
Liebe Grüße und wunderbare Weihnachtstage wünsche ich Dir und Deiner Familie
Jürgen
Tessa
Hi Jürgen.
Vielen Dank für dein Lob! Japan ist schon eine andere Welt.
Wünsche dir und deiner Familie auch frohe Weihnachten!
Viele Grüße aus Tokio,
Tessa