
[25 Tipps] Bergsteigen in Japan
Ob Anfänger oder erfahrener Bergsteiger – Wandern in Japan bringt spezielle Herausforderungen mit sich. Neben dem Entziffern fremder Schriftzeichen und dem Vermeiden von Bären gibt es größere Hürden, wie das Überprüfen des Wetters oder das Finden aktueller Informationen.
Auch Wanderinnen haben es nicht leicht: Der Berg Omine in Nara ist seit tausend Jahren nur für Männer zugänglich. Dave, der seit über 10 Jahren in Japan lebt, hat in diesem Bericht seine Erfahrungen geteilt. Hier sind seine Tipps, um das Beste aus eurer Wanderung in Japan herauszuholen.
Die wichtigsten Tipps für Wandern in Japan
#1 Flüsse führen nicht immer zur Zivilisation
Der Rat, einem Fluss zu folgen, um zur Zivilisation zu gelangen, funktioniert in den japanischen Alpen oft nicht. Steile Schluchten und unwegsame Täler machen dies unmöglich. In solchen Fällen ist es besser, den Weg zurückzuverfolgen.
#2 Achtung, nicht nur Bären!
Die gefährlichste Begegnung ist die japanische Riesenhornisse Suzumebachi スズメバシ, die ihre Nester aggressiv verteidigt. Jährlich sterben etwa 40 Menschen an allergischen Reaktionen.
#3 Ketten und Leitern
An steilen Berghängen findet ihr oft Ketten und Leitern zur Sicherung. Auch wenn sie veraltet aussehen, sind sie meist sicher.
#4 Aktuelle Informationen auf Yamareco
Yamareco ist die japanische Alternative zu EveryTrail und bietet aktuelle Fotos und Streckeninfos. Die Seite ist nur auf Japanisch verfügbar.
#5 Sauberes Wasser
In den Hochlandflüssen kann das Wasser oft direkt getrunken werden. In tieferen Lagen ist Abkochen oder ein Filtersystem ratsam.
#6 „Jeder Tag ist Sonntag“
Viele Wanderer in Japan sind über 65 Jahre alt. Diese Gruppe nennt man „Mainichi ga nichiyoubi“, da sie den Eindruck erwecken, dass für sie jeder Tag ein Sonntag ist.
#7 Vorsicht mit Messern
Messer mit einer Klinge über 6 cm sind ohne triftigen Grund verboten und können zu harten Strafen führen.
#8 Berghütten
Berghütten in Japan sind wie Zeltlager organisiert. Erwartet große Speisesäle, feste Zeiten und wenig Privatsphäre (wie beim Fuji).
#9 Alternative Gipfel
Die 100 berühmtesten Berge Japans sind beliebt, aber es gibt viele andere, weniger überlaufene Gipfel.
#10 Bärenglocken
Bärenglocken sollen Bären warnen, damit sie sich zurückziehen. In belebten Gebieten können sie nervig werden.
#11 Vermeidet Stoßzeiten
Beliebte Berge sollten am besten unter der Woche besucht werden. So könnt ihr die Massen meiden und die Stille genießen.
#12 Früh starten
Die meisten Wanderer starten früh am Morgen. Das Wetter ist morgens meist stabiler.
#13 Frauen auf dem Vormarsch
Das Phänomen „Yama Girls“ beschreibt junge Frauen, die die Natur in der neuesten Outdoor-Mode genießen. Diese Mädchen sieht man oft auf dem Berg Takao.
#14 Tozan Posuto Boxen
Tragt eure Infos in die Tozan Posuto Box am Startpunkt ein. Dies kann im Notfall hilfreich sein.
#15 Versicherung
Eine Bergrettungsversicherung ist ratsam. In Kamikochi könnt ihr für 1.000 Yen/Tag eine abschließen. Für Langzeitaufenthalte ist die Sangaku Versicherung empfehlenswert.
#16 Kanji lernen
Grundkenntnisse in Kanji sind nützlich. Eine kleine Hilfe bietet euch dieser Beitrag.
#17 Freundliche Wanderer
Wanderer in Japan sind gesprächig. Ein kleiner Plausch ist üblich.
#18 Wetterwarnungen
Das Wetter kann sich schnell ändern. Nutzt Mountain Forecast und Tenki to Kurasu für verlässliche Vorhersagen.
#19 Frauen nicht überall erlaubt
Auf dem Berg Omine in der Nara Präfektur sind Frauen verboten – ein Relikt aus alten Shinto-Traditionen.
#20 Phantomwege
Karten wie die von Shobunsha Yama-to-Kogen zeigen nur Hauptwege.
#21 Hitze
Im Sommer ist es in den Bergen unter 2.000 Metern oft genauso heiß wie in der Stadt.
#22 Heuschnupfen
Die japanischen Zedern sorgen ab Februar für Heuschnupfen und machen Ausflüge schwer.
#23 Busnetzwerk
Dank des Busnetzwerks sind viele Wanderungen möglich. Eine gute Planung ist wichtig.
#24 Kostenlose Berghütten
Es gibt auch kostenlose Hütten, wenn ihr sparen wollt.
#25 Investiert in einen guten Schlafsack
Ein hochwertiger Schlafsack wie der Nanga bag ist in Japan unerlässlich
Anmerkung von Wanderweib: Die Wärmeleistung eines Schlafsacks hängt von vielen Faktoren ab: Kälteempfindlichkeit, Erschöpfung, Luftfeuchtigkeit und mehr.
– Frei übersetzt aus dem Englischen –
Zum Originalbericht
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8 Kommentare
Axel
Hallo Tessa , ich bin viele Jahre in Japan durch die Berge gewandert, kann mich nicht erinnern das ich mich (bzw. wir uns) groß verirrt hätten. Man braucht in der Regel eine Landkarte und hier bevorzugt eine japanische. Die konnte ich auch nicht lesen (Kanji & Co.) aber man kann die Zeichen mit den Schilder auf den Wegen vergleichen (meistens). Das gleich gilt für die Straßenkarten, auch hier benutzte ich oft japanische Karten (hier und da auch auch eine Übersichtskarte (in English), die gibt es ja umsonst in den Service Area der Autobahn. Oft war ich auch nur mit Kopien aus zwei meiner Wanderbücher unterwegs („Day walks near Tokyo“ von Gary D.A. Walters und „Hiking in Japan“ von Paul Hunt).
Mt. Fuju: Ich denke die Wanderung in der Nacht sind ziemlich überflüssig, so toll ist es nicht mit dem Sonnenaufgang (und den Massen) von Menschen. Fuji san ist am besten nach der offiziellen Saison, klar es gibt dann keine Versorung mehr auf den (zu vielen) Hütten. Aber das macht Bergwandern ja eigentlich aus. Auch schadet nicht ein bisschen Training. Man sollte so einen Berg in 3-4 Std. besteigen können und in der halben Zeit auch wieder absteigen. (etwas Speed hilft schon mal dabei nicht in schlechtes Wetter zu geraten bzw. um noch rechtzeitig wieder absteigen zu können. Leider habe ich zu oft unvernünftige und untrainierte Wanderer (Ausländer und Japaner) dort draußen „gefunden“ ! Das sollte man sich und auch anderen ersparen. Mt. Fuji ist ein hoher Berg, Höhenkrankheit ist hier nicht selten! Ansonsten, an Bergen mangelt es wahrlich nicht in Japan, wenn man mal draußen unterwegs sein möchte ohne Menschen. Safe travels. By the , Hornissen bin ich auf vielen hunderten Kilometer nicht einmal begegnet und auch nur einmal einen kleinen Bären (Minami Alps).
Tessa
Hallo Axel,
Danke für deine Rückmeldung.
Trotzdem kann ich von der Besteigung des Fujis außerhalb der Saison nur abraten. Dann besteigen nur Profis den Berg, da es ziemlich ungemütlich wird.
Ich selbst habe schon mehrmals die Hornissen und auch kleine Bären gesehen. Vielleicht hattest du nur Glück. ;-)
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Axel
Zu #19 „Verbotene Berge“
https://www.ripleybelieves.com/forbidden-mountains-of-world-3124
Mt. Ishuzuchi ist zum Start Tag der „Saison“ im Juli für Frauen gesperrt.
„Several sacred mountains in Japan still maintain a ban on women. Mount Ushiro in Okayama Prefecture applies a permanent ban, like Mount Ōmine, while others such as Mount Ishizuchi in Shikoku ban women only certain days of the year.“
Die Angaben im Internet sind widersrüchlich.
Tessa
Hallo Axel,
Danke für deinen Kommentar.
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Uli
Hallo Tessa,
wir haben 2 Tage Zeit um den 24./25. Dezember zu wandern. Was würdest du uns von Tokio aus empfehlen? Geht dS um diese Jahreszeit überhaupt?
Liebe Grüße nach Tokio,
Uli
Tessa
Hallo Uli,
das kommt ganz auf eure Fitness an. Klickt euch doch durch diese Karte: https://www.gpsies.com/mapUser.do?username=WanderWeib
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Gerhard
Also die Panikmache mit den Hornissen finde ich unnötig. Die Stiche sind generell schmerzhaft, aber nicht tödlich. Die Menschen, die durch einen Stich sterben, sterben daran, weil sie allergische Reaktionen aufweisen. Zum Vergleich: In Deutschland sterben aufgrund von Allergien 20 bis 40 Menschen jährlich an Bienen- und Wespenstichen. Also in etwa gleich viele und das, obwohl Japan 40 Millionen Einwohner mehr hat.
Tessa
Hallo Gerhard,
Dankeschön. Ich habe den Text angepasst.
Viele Grüße aus Tokio
Tessa