Die meisten Touristen, aber auch einheimische Japaner, bereisen das Land mit dem Zug. Es ist bequem und man fährt in Rekordzeit von A nach B. Deshalb informieren wir dich, wie genau Zugfahren in Japan funktioniert, wie man sich zurechtfindet und auf welche Besonderheiten zu achten sind.


Was kostet eine Fahrkarte?

Am einfachsten schaust du im Internet nach Ticketpreisen. Und zwar auf Google. Die Apps Navitime und Citymapper zeigen dir ebenfalls den Preis für Tickets an.

Alternativ findest du über den Ticketautomaten an japanischen Bahnhöfen bunte Karten. Sie zeigen die Preise der unmittelbar nächsten Bahnhöfe, jedoch oftmals bloß in japanischer Schrift. Hast du dein Ziel auf der Karte gefunden, stehen dort ein oder zwei Beträge daneben. Wenn nur ein Betrag angegeben ist, dann ist das der Fahrpreis. Falls zwei Beträge angegeben sind, ist der höhere Betrag für Erwachsene und der niedrigere für Kinder.

Wie kannst du eine Fahrkarte kaufen?

Richtig praktisch ist die Benutzung einer sogenannten IC-Geldkarte. Diese (mit Bargeld aufladbaren) Geldkarten bekommst du überall in Japan – nur haben sie, je nach Region, unterschiedliche Namen (z.B. Suica, Pasmo, Icoca usw.). Du ziehst die Karte einfach am Start- und am Zielbahnhof über Sensoren, so wird der Fahrpreis automatisch abgebucht und du brauchst kein Geld abzuzählen.

Anleitung zum Kauf einer Suica
Anleitung zum Kauf eines Papiertickets

Gut zu wissen: Jeder japanische Ticketautomat hat eine englische Sprachausgabe.

Zu welchem Gleis und Linie musst du?

Kaum hast du eine Geld- oder Fahrkarte, stehst du vor dem nächsten Problem: Welche Linie oder welches Gleis ist das Richtige?  Google zeigen dir zum passenden Zug auch das Gleis an.

  • Benutzt du Google, schreibe ins Suchfeld einfach „von Shinagawa (Beispiel) nach Yokohama (Beispiel)“ und drücke auf Suchen.
  • Bei Hyperdia gibst du Start- und Zielbahnhof, Datum und Uhrzeit ein und es werden passende Verbindungen mit Preis und Gleis angezeigt.

An jedem Bahnhof befinden sich zudem große Anzeigetafeln. Sie zeigen Zuglinien, Abfahrtszeiten, Gleise usw. in japanischer Schrift an. Jedoch springen diese Anzeigen auch ins Englische um. Wenn du trotzdem unsicher bist, frage das Personal. Auch sind japanische Zuglinien Farben zugeordnet. Gehe einfach der Farbe nach und merke dir, in welcher Richtung dein Zielbahnhof liegt.

Gut zu wissen: Es kann passieren, dass du aus folgenden Zügen wählen kannst: Expresszug 特急, Semi-Expresszug 準特急 und Bummelzug 各停. Der Unterschied ist der, dass der Bummelzug an jedem Bahnhof hält, der Expresszug nur an wenigen. Dadurch bist du mit dem Expresszug viel schneller (sofern der Zug an diesem Bahnhof hält).

Wie gehst du durch Schranken?

Du kennst jetzt den Preis, hast ein Zugticket und weißt, zu welcher Linie/Gleis du musst und stehst plötzlich vor einer Wand von Schranken. Die Schranken sind dein Eintrittstor zum Zug. Achte darauf, dass du durch Schranken gehst, an denen ein grüner Pfeil zu sehen ist. Die Schranken mit Klappen und Einbahnstraßen-Hinweis sind für Fahrgäste, die gerade angekommen sind und aus dem Bahnhof hinaus wollen.

Hast du eine IC-Geldkarte, halte sie einfach an den blauen IC-Sensor/Touchfeld. Das Piepen bedeutet, dass der Bahnhof als Start gespeichert wurde und das Guthaben deiner Geldkarte wird auf dem Display angezeigt. Gehe einfach hindurch.

Hast du ein Papierticket, stecke es in den Schlitz unterhalb des IC-Sensors. Das Ticket kommt am Ende der Schranke wieder heraus und hat ein Loch auf der rechten Seite. Daran erkennst du, dass mit diesem Ticket „eingecheckt“ wurde.

Beachte: Es gibt Schranken, die nur für IC-Kartenbesitzer sind und keine Papiertickets annehmen!

Wo stellst du dich am besten hin?

Nun folgst du der Farbe deiner Zuglinie (erkennbar an Zeichen und Schildern an Wänden und/oder Decken) und stehst hoffentlich an dem Gleis (engl. Platform, Track), an welchem dein Zug abfahren soll.

In Japan stehen wartende Fahrgäste meist links und rechts neben Gleis-Schranken, die dir die Position der Wagentüren des einfahrenden Zuges verraten. Meistens ist der Wartebereich auch durch bunte – in unserem Fall blaue – Markierungen visualisiert. An kleineren Bahnhöfen findest du häufig nur eine Markierung pro Tür.

Was kannst du als Mann falsch machen?

Falls du männlich bist, gerade in den Zug eingestiegen und irritierte Frauenblicke erntest, dann stehst du höchstwahrscheinlich im „Woman Only“-Wagen und solltest umgehend das Weite suchen.

Zu gewissen Stoßzeiten fahren japanische Züge mit diesen speziellen Wagen, die mit 女性専用車 / Woman Only gekennzeichnet sind. Zu diesen Zeiten ist es Männern untersagt, sich in solchen Wägen aufzuhalten, um Frauen vor Übergriffen zu schützen. Werktags ist meist zwischen 07:30 und 09:30 Uhr der erste Wagen nur für Frauen reserviert.

Wo setzt du dich hin?

In Japan hast du eigentlich, bis auf spezielle Sitzplätze mit Reservierungen (sogenannte Green Seats in Green Cars oder Reserved Seats) freie Platzwahl. Du solltest jedoch darauf achten, dich nicht auf die sogenannten Priority Seats (優先席) zu setzen. Dort haben Eltern mit Kleinkindern, Schwangere, ältere Menschen, körperlich beeinträchtigte Personen  oder sonstige Personen, die einen Sitzplatz benötigen, den Vorzug. Normalerweise befinden sich solche Plätze im vorderen oder hinteren Teil eines jeden Wagens.

Wie lange dauert die Fahrt?

Wie lange eine Fahrt dauert, ist an kleinen Übersichtskarten oder Displays über den Türen zu erkennen. Darauf werden dir die nächsten Bahnhöfe und die Fahrzeit (innerhalb von Kreisen) angezeigt.

Verfolge also in aller Ruhe, wo du dich gerade befindest und genieße die Zugfahrt.

Wie steigst du um?

Falls du umsteigen musst, brauchst du dich nur etwas umzuschauen. Auf den Bahnsteigen und in den Bahnhöfen findest du diese Schilder mit den Farben der Zuglinien, die dir alle Umsteigemöglichkeiten und das passende Gleis anzeigen. Wenn du dir trotzdem unsicher bist, gehe zum nächsten Ausgang und frage beim Personal nach.

Wo ist der Ausgang?

An den Schranken hältst du entweder deine IC-Karte an das blaue IC-Sensor/Touchfeld oder schiebst dein bereits benutztes Papierticket wieder in den Schlitz. Im besten Fall ist genug Guthaben auf deiner IC-Karte und du kannst hindurch.

Falls aber ein lautes Warnsignal ertönt und sich zwei Klappen vor dir schließen, dann ist deine IC-Karte entweder leer oder das Guthaben bzw. gezogene Papierticket reichen nicht aus. Keine Sorge. Schaue dich einfach um. In der Nähe findest du sogenannte „Fare Adjustment“-Automaten (精算機).

Dort schiebst du entweder IC-Karte oder Papierticket hinein und der Automat zeigt dir den fehlenden Betrag an. Nun bezahlst du einfach den fehlenden Betrag. Falls dein Papierticket nicht ausgereicht hat, spuckt der Automat nach Bezahlen ein Zusatzticket aus, mit dem du die Schranken passieren kannst.

Nachdem du die Schranken hinter dir gelassen hast, halte nach den Schriftzeichen Deguchi (出口) Ausschau. Ausgänge werden in Japan nämlich immer damit gekennzeichnet. Viele Bahnhöfe haben jedoch mehrere Ausgänge. Schaue einfach auf den Übersichtskarten am Bahnhof, welchen Ausgang du nehmen musst.

Extra: Wie funktioniert das mit den Schnellzügen / Shinkansen?

Leider funktioniert das oben beschriebene System bei den Schnellzügen bzw. dem Shinkansen nicht!

Es gibt drei Wege, um an Shinkansen-Fahrkarten zu kommen. Eine Anleitung findest du in unserem Shinkansen-Artikel. Wenn du längere Strecken mit dem Shinkansen zurücklegen möchtest, empfehlen wir den Japan Rail Pass. Damit lässt sich jede Menge Geld sparen. Mehr Infos findest du in diesem Rail-Pass-Artikel.


Nützliche Schriftzeichen

  • Aktueller Bahnhof Toeki 当駅
  • Aufladen Chaagi チャージ
  • Ausgang Deguchi 出口
  • Bummelzug kakutei 各停
  • Expresszug Tokkyu 特急
  • Fahrpreis-Anpassungsmaschine Fare Adjustment Seisanki 精算機
  • Norden Kita 北
  • Osten Higashi 東
  • Priority Seat Yusenseki 優先席
  • Semi-Expresszug Jutokkyu 準特急
  • Süden Minami 南
  • Westen Nishi 西
  • Zug Densha 電車

Nützliche Links:


Bist du schon einmal Zug in Japan gefahren? Wenn ja, lass mir doch einen Kommentar da!


Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!