Ikenotaira Wanderung
Wandern

[JP] Auf einem Vulkan-Plateau am Marschland Ikenotaira 池の平湿原

Ikenotaira 池の平 ist im Winter berühmt für seine Skipisten, aber auch im Sommer für sein Marschland und den Berg Higashikagonotoyama 東篭ノ登山. Bis letztes Jahr fuhr an Wochenenden ein Shuttle-Bus nach Ikenotaira 池の平. Seit kurzem ist der Bus-Service eingestellt. Man erreicht nur mit einem privaten Kraftfahrzeug oder mit einem Taxi das Gebiet. Diese Wanderung ist relativ unbekannt – und deswegen ein absoluter Geheimtipp. Die 8,1 km Tageswanderung startet am Parkplatz Ikenotaira 池の平駐車場, führt über Holzstege durch das Marschland zum Berg Sanbogamine 三方ヶ峰 und zum Aussichtspunkt Miharudake 見晴岳. Danach spaziert man auf dem Rundweg um das Marschland und besteigt den 2227.2 m hohen Berg Higashi-Kagonotoyama 東篭ノ登山. Dieser ermöglicht 360° Aussichten auf die japanischen Alpen. Der Abstieg ist deutlich einfacher, bis man am Parkplatz ankommt.

Selbst die Anreise zu dem Parkplatz Ikenotaira 池の平駐車場 ist abenteuerlich über eine ungepflasterte „Straße“, die vom Westen zum Berg führt. Nach der holprigen Fahrt kann ich auch verstehen, warum mein Navi mich über die Ost-Straße leiten wollte. Am Parkplatz nimmt mir das Personal 500 Yen ab und ich kann das Auto nach Belieben auf den Platz abstellen. Mir fallen die viele Fliegen auf, die um das Auto herumfliegen. Die Luft ist etwas kühl, da es erst 10.30 Uhr ist. Ich nehme deswegen meine Softshelljacke mit. Direkt am Parkplatz befinden sich eine Toilette und ein Informationsstand. Dort erhalte ich eine kostenlose Wanderkarte. Als erstes laufe ich vom Parkplatz aus nach rechts und entdecke  eine Wanderkarten-Tafel, mehrere Hinweisschilder und ein Unterstand.

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Eine Informationstafeln erklärt mir die Geschichte des Parks. Das Marschland Ikenotaira Shitsugen 池の平湿原 zählt zu dem Südteil des Parks Joshinretsu-kogen-kokuritsu-koen上信越高原国立公園 und steht direkt neben dem Vulkan Asama 浅間山. Vor mehr als 10.000 Jahren brach der Vulkan Sanbogamine 三方ヶ峰 aus. Danach war der Krater für lange Zeit starken Klima-Wechseln ausgesetzt, so dass es dauerte, bis eine vielseitige Pflanzenwelt auf dem Hochland heranwuchs. Das Marschland liegt zwar auf 2000 Metern, aber man kann auch Pflanzen, die eigentlich erst um die 3000 Meter aufzufinden sind, entdecken. Zurzeit herrscht eine Trockenzeit in dem Gebiet und es wachsen aus diesem Grund viele goldene Gräser, die nicht besonders viel Wasser benötigen. Die Natur wird zum größten Teil sich selbst überlassen. Um das Gebiet für zukünftige Generationen zu erhalten, sollte man unbedingt auf den Wegen bleiben.

Nachdem ich mich in die Geschichte eingelesen hatte, folge ich den weißen Hinweisschildern Richtung Sanbogamine 三方ヶ峰. Über einen unebenen Pfad trotte ich gemächlich bergab. Eine Gruppe Japaner kommt mir entgegen und ich grüße sie freundlich. Eine ältere Dame trägt ein Netz um den Kopf. Das finde ich auf den ersten Blick etwas seltsam… Am Wegrand steht eine Informationstafel über lokale Blumen und deren Blütenzeit. Am Ende des Pfades befindet sich eine große Lichtung. Vor mir erstreckt sich eine weites Marschland.

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Auf Holzstegen geht es durch das goldene Feld. An einer Kreuzung biege ich kurz nach rechts zum Spiegelsee Kagamiike 鏡池 ab, in diesem spiegeln sich die Wolken und Bergkuppen. Begeistert schieße ich ein paar Fotos.

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Eine Familie gesellt sich zu mir. Das Kind starrt mich die ganze Zeit an. Es hat wohl noch nie eine Ausländerin gesehen. Ich unterdrücke den Versuch meine Zunge herauszustrecken, gehe zurück zur Kreuzung und kletter auf Stegen den Hügel hinauf. Oben stehen wieder weiße Hinweisschilder Richtung Sanbogamine 三方ヶ峰, denen ich folge. Die Büsche und das Unterholz werden dichter und dichter. Die Holzstege führen mich in ein Wäldchen.

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Nach 10 Minuten erreiche ich eine Treppe, die mich zum Gipfel des 2040 m hohen Berges Sanbogamine 三方ヶ峰 führt. Hinter einem hässlichen Zaun kann ich im Dunst das Tal erkennen.

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Einige Japaner versuchen Fotos unter den Zaun hindurch zu schießen und verrenken sich dabei lustig. Direkt hinter der Absperrung geht es steil bergab. Ich verspüre leicht Hunger, setze mich auf eine Bank und verspeise mein Mittagessen. Immer wieder muss ich Fliegen aus meinen Augen und Ohren verscheuchen. Ich setze mir meine Fahrrad-Brille auf und ziehe meinen Buff hoch, um den Fliegen keine Angriffsfläche zu bieten.

Nach gut einer Viertelstunde setze ich meinen Weg Richtung Miharudake 見晴岳 fort. Der steinige Pfad fällt zunächst ab, um mich dann durch einen alten Zedernwald zu führen. Auf der rechten Seite erhalte ich Aussichten auf das Marschland und die Umgebung. Eine Gruppe Japaner steht um eine kleine rosa Blume Iwakagami イワカガミ herum. Sie stehen Schlange, um Fotos von der Pflanze zu schießen. Keine Zehn Meter weiter entdecke ich die selbe Blumenart und schieße in Ruhe ein Foto.

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Die Anzahl der Fliegen nimmt immer weiter zu. Jetzt wünschte ich mir auch so ein Netz um den Kopf. Ich verscheuche die Viecher immer wieder, doch keine Sekunde später landen diese wieder auf meiner Stirn. „Scheiß Viecher!“, fluche ich. Das nächsten Mal bringe ich auch so ein Netz mit! Am Wegrand entdecke ich eine lila Lilie Ayame アヤメ, die sich klar von dem Gras und den Felsbrocken abhebt.

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Der Pfad wird immer steiniger und ich erreiche eine Kreuzung.

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Ich folge dem Schild Richtung Miharudake 見晴岳. Schon nach wenigen Minuten komme ich an dem 2095 m hohen Aussichtspunkt Miharudake 見晴岳 an. Ein älterer Herr sitzt auf einem Felsen und genießt sein Mittagessen.

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Die Aussicht auf das Tal ist mäßig. Ich ziehe schnell weiter, um den Plagegeistern zu entkommen. Sobald ich stehen bleibe, hängt eine graue Wolke um mich herum. Ich laufe zur Kreuzung zurück. Dort biege ich nach links Richtung Unjou-no-oka / Kaminari-no-oka 雲上の丘・雷の丘 ab. Ein roter Azaleen-Busch ハクサンシャクナゲ steht direkt hinter der Abzweigung. Über Felsbrocken geht es durch einen alten Zedernwald Pigumi-no-Mori ピグミーの森, den Wald der Zwerge.

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Die knorrigen alten Baumstämme sehen geheimnisvoll aus und der Steinweg erinnert mich ein bisschen an römische Straßen. Auf der Lichtung Unjou-no-oka 雲上の丘 erhalte ich eine Aussicht auf das Marschland.

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Ich folge dem Schild Richtung Parkplatz chushajo 駐車場. Gegen 12 Uhr komme ich wieder an dem Platz mit den vielen Informationstafeln an. Dieses Mal biege ich Richtung Hokaiko 放開口 ab. Zunächst laufe durch ein kleines Wäldchen. Nirgendwo ist ein weiteres Hinweisschild zu entdecken. Ich gehe weiter, obwohl ich mich etwas unsicher fühle. Immer wieder schaue ich auf das GPS-Gerät, um mich von meiner aktuellen Position zu versichern. Der Weg ist in der Karte eingezeichnet. Um 12.30 Uhr trete ich endlich aus dem dichten Unterholz heraus und sehe das Marschland vor mir. Auf Holzstege laufe ich auf der linken Seite zum Aussichtspunkt Hokaiko 放開口, das ist eine Öffnung im Krater.

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Einige Japaner stehen davor und schießen ein Gruppenfoto. Ich grüße sie freundlich und ziehe weiter Richtung Spiegelsee, den ich schon von weitem erkenne. Vor dem See biege ich nach rechts ab und laufe zurück zum Parkplatz. Dort benutze ich die Toiletten und werfe meinen Abfall ins Auto, da es natürlich keine Abfalleimer gibt. Der Wanderweg Richtung Berg Higashi-Kagonotoyama 東篭ノ登山 geht vom Parkplatz auf der anderen Straßenseite los. Über leichte Hügel wandere ich durch einen Wald, Farne und Bambusgewächse, bis der Pfad immer steiler wird. Ein unlesbares Hinweisschild finde ich faszinierend. Bin ich hier richtig?

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Ich höre leise eine Glocke läuten. Vor mir läuft jemand, der eine Glocke dabei hat, um Bären rechtzeitig vorzuwarnen. Das Klingeln geht mir ganz schön auf die Nerven. Ich lasse mich zurückfallen und besteige den Berg lieber im Stillen. Auf allen Seiten befinden sich moosbewachsene alte Bäume. Das friedliche Bild lässt alle Sorgen vergessen. Nach einer Stunde treffe ich auf ein älteres Paar, das die Glocke dabei hat. Sie ruhen sich gerade auf einem Felsbrocken aus und sind dabei aufgeben, sagen sie. Ich ermutige die beiden weiter zu gehen, da es nur noch 200 Meter bis zur Spitze sind. Wir klettern  zusammen  die restlichen Meter über Felsbrocken hinauf.

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Oben werden wir mit einem 360° Panorama-Aussicht belohnt. Von hier kann ich gut den Ausbruchskrater des Sanbogamine 三方ヶ峰 erkennen.

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Das Paar schießt munter Fotos. Sie bedanken sich bei mir für meine Zusprache. Ein Haufen Fliegen schwirrt um uns herum. Ich genieße den Anblick der weiten Ebene. Vom Paar erhalte ich zum Dank leckere Bonbons mit Erdbeer- und Himbeergeschmack. Ich gebe ihnen Nüsse ab.

Dicke Wolken ziehen langsam auf.  Wir begeben uns auf den Rückweg und laufen den gleichen Pfad zum Parkplatz zurück. Das Paar verabschiedet sich freundlich und ich setze mich in mein Auto. Nach einer kurzen Pause starte ich den Motor und fahre die Ost-Straße herunter. Zu meiner Überraschung wurde die Straße komplett ausgebaut und die Fahrt verläuft deutlich angenehmer! Da hatte das Navi doch recht gehabt. Jetzt ist das größte Problem nur die ganzen Fliegen aus dem Auto herauszubekommen. Aber das ist eine andere Geschichte….

Insgesamt eine schöne Wanderung, die mich an Aussichten, Gräser, Steinwegen, Bambusgewächse und Zedern-Wäldern vorbeiführt. Eine schöne Tagestour!


Distanz: 8,1 km
Dauer: 2.5 / 3.5 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 2227.2 m
Ansteigend: 447 m
Absteigend: 444 m
Schwierigkeitsgrad: ✭✭✩✩✩
Jahreszeit: Frühling-Herbst
Startpunkt: Parkplatz Ikenotaira 池の平駐車場
Endpunkt: Parkplatz Ikenotaira 池の平駐車場
Fotos: 14. Juni 2015


Beschilderung:
Sanbogamine 三方ヶ峰 → Miharudake 見晴岳 → Unjou-no-oka 雲上の丘 → Kaminari-no-oka雷の丘 → Chushajo 駐車場 → Hokaiko 放開口 → Chushajo 駐車場 → Higashi-Kagonotoyama 東篭ノ登山

Nützliche Schriftzeichen:
Marschland Ikenotaira Shitsugen 池の平湿原
Higashi-Kagonotoyama 東篭ノ登山
Ikenotaira 池の平
Parkplatz Ikenotaira chushajo 池の平駐車場
Berg Sanbogamine 三方ヶ峰
Aussichtspunkt Miharudake 見晴岳
Park Joshinretsu-kogen-kokuritsu-koen上信越高原国立公園
Spiegelsee Kagamiike鏡池
Rosa Blume Iwakagamiイワカガミ
Lila Lilie Ayame アヤメ
Azaleen-Busch ハクサンシャクナゲ
Richtung Unjou-no-oka / Kaminari-no-oka 雲上の丘・雷の丘
Zedernwald Pigumi-no-Mori ピグミーの森
Richtung Parkplatz Chushajo 駐車場
Richtung Hokaiko 放開口

Links:


Wart ihr schon mal im Hochland Japans? Wie findet ihr den Bericht? Kritik? Lob?


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2 Kommentare

  • Gaby

    Hallo Tessa,
    danke für diesen tollen Tipp! Sind die Wanderung Anfang Oktober gelaufen und es war super mit tollem Herbstlaub. Leider am Wochenende recht voll und Hunde sind nicht erlaubt. Dennoch sehr schön und nicht all zu schwer.
    LG, Gaby

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