Wandern

[Wandern] Burgruine Hachiojijoseki 八王子城跡

Am 550 m hohen Berg Shiroyama 城山, so wird er von den Dorfbewohner genannt, befindet sich die ehemalige Burg Hachiojijoseki 八王子城跡, die zu den 100 schönsten Burgruinen Japans zählt. In Tokio gehören nur die Burg Edo 江戸城, das ist der heutige Kaiserpalast, und die Burg Hachiojijo 八王子城 dazu. Der Kaiserpalast wurde als Statussymbol ausgebaut. Dagegen wurde die Burg Hachiojijo 八王子城  als eine Festungsanlage aufgerüstet. Die 9,3 km lange Wanderung startet am Takao Bahnhof 高尾駅, führt zur Burg hinauf und bietet Ausblicke auf die Stadt Hachijoji 八王子. Der Abstieg erfolgt über einige Hügel, bis man wieder am Ausgangspunkt, den Bahnhof 高尾駅, ankommt.

Direkt am Bahnhof Takao 高尾駅 eile ich zum Nord-Ausgang 北口. Ich reise mit der Keio 京王線 Linie an und muss deswegen durch den JR Takao Bahnhof JR高尾駅 laufen und dessen Schranken durchqueren. Das ist zum Glück kostenlos. Meine Uhr sagt es ist 8.15 Uhr. Am Nord-Ausgang laufe ich links zur Bushaltestelle Nummer 1 のりば1番. Der Bus fährt jeden Tag ab 9 Uhr alle 20 Minuten (9, 9.20, 9.40). An der Haltestelle warten bereits Wanderer, die Richtung Berg Jinba 陣馬山 fahren möchten. Meinen Bericht zum Berg Jinba gibt es dazu hier.

Ich stelle mich hinten an und sehe den Bus Nummer 1 霊園01 um 8.20 Uhr vorfahren. Die hintere Tür öffnet sich, doch niemand steigt ein. Ich laufe schnell an der wartenden Masse vorbei, halte meine aufladbare Geldkarte an das Touchfeld und setze mich nach hinten. Außer mir sehe ich nur zwei ältere Frauen, die nach zwei Stationen schon wieder aussteigen. Gegen 8.25 Uhr sagt eine Ansage die Bushaltestelle Reienmae 霊園前 durch. Ich drücke schnell den Halte-Knopf. Der Bus lässt mich unter einer Unterführung aussteigen. Zunächst folge ich der Straße für ein paar Meter, um in die nächste Straße nach links einzubiegen. Die Sonne scheint unerbittlich auf meinen Kopf. Ich setze meinen Hut auf und schalte mein GPS Gerät ein. Leider gibt es kaum Schatten. Auf beiden Seiten bieten Steinmetze Grabsteine an. Dann sehe ich einen Tempel, Kansoji 閑窓寺, der 1973 von der Regierung erbaut worden ist.

Hachiojijoseki (1)

Schließlich passiere ich einen kleinen Inari Schrein 稲荷神社 mit zwei typischen Fuchsstaturen davor. Übrigens der berühmteste Inari Schrein 稲荷神社 befindet sich in Kyoto. Den Bericht gibt es hier. Nach einiger Zeit entdecke ich den in der Enri Era 延喜年間 (901-923) gegründeten Sokanji Tempel 宗関寺. Das Holzgebäude und die große Glocke, welche 1564 gebaut worden sind, strahlen eine gewisse Ruhe aus.

Hachiojijoseki (2)

Ich schieße ein paar Fotos vom Gebäude. Doch auf Grund der Hitze und der Insekten verweile ich nicht lange. Nach 15 Minuten erreiche ich einen großen Parkplatz und dahinter die Verwaltung der Hachioji Ruinen Hachiojijosekikanrito八王子城跡管理棟. Dort gehe ich auf die Toilette. An der Wand hängen kostenlose Karten der Wanderwege. Auf dem Platz davor gibt es einige Hinweisschilder, die die Geschichte der Burg und deren Namensgebung erklären. Wer die Geschichte der Burg nicht lesen möchte, der kann einfach den nachfolgenden Part überspringen.

– Geschichte Anfang –
Die Geschichte des Berges, auf dem die Burg errichtet worden war, geht weit zurück. Um 913 traf der berühmter Mönch Gyutotenno, während er ein asketisches Training absolvierte, acht Prinzen auf dem Berg. Er war sehr beeindruckt und fing an diese 8 Prinzen an dieser Stelle zu verehren. Der Name „Hachioji“ bedeutet nämlich acht 八 Prinzen 王子.

Die Burg wurde von Hojo Ujiteru auf der Spitze des Berges gegen Ende der Bürgerunruhen von 1584 bis 1587 errichtet. Abgesehen von Steinmauern gibt es von der Burg keine erkennbaren Überbleibsel. Hojo Ujiteru gehörte zu der mächtigen Hojo Familie 北条, die auch die Burg Karakaijyoseki 辛垣城跡 und die Burg Yusaka-joato 湯坂城跡 zerstörten. Die Wanderberichte findet ihr hier und hier. Er baute die Burg, um die Position der Familie in dem Gebiet zu stärken und auch um die gerade unter Angriff liegende Burg Odawara zu unterstützen. Nachdem die Burg Odawara sich den Streifkräften von Hideyoshi ergab, verließ Hojo Hachioji, um beim Kampf der Odawara Burg zu helfen. Er nahm den wesentlichen Teil seiner Streitkräfte mit, so dass die Burg Hachioji fast schutzlos war. Kurz danach wurde diese von dem Feldherr Hideyoshi am 23. Juni 1590 angegriffen, und fiel innerhalb eines Tages. Im Anschluss führte Hideyoshi seine Streitkräfte nach Odawara, um dort die Hojo erfolgreich zu vernichten und endlich Japan zu vereinen. Es wird gesagt, dass Hideyoshi den Hojo Ujiteru für seine Intelligenz und Macht fürchtete. Nach der Festnahme verlangte Hideyoshi von Hojo den Selbstmord (seppuku).

Das gesamte Gebiet der Burg umfasst 154 ha Land, was für damalige Verhältnisse eine ziemlich große Fläche war. An strategischen Stellen wurden Barrikaden erbaut, um mögliche Angreifer möglichst lange von der Spitze fernzuhalten. Am Fuße des Berges errichtete Hojo auf einem kleinen Hügel einen stark befestigten Palast. Den Eingangsbereich und die Brücke wurden später rekonstruiert und kann man sogar heute noch besuchen. Außerdem gibt es einen Wasserfall zu entdecken. Einer Legende nach, soll sich das Wasser nach dem Fall der Burg blutrot gefärbt haben, da die überlebenden Krieger sich das Leben nahmen. Das ist auch einer der Gründe, warum die Dorfbewohner sagen, dass Geister auf dem Gelände der Burg leben. Eine berühmte Mutprobe zum Beispiel ist es auf dem Gelände der Burg eine Nacht zu verbringen.
– Geschichte Ende –

Ich nehme den Weg Richtung Honmaru 本丸 zur Hauptburg rechts an dem Verwaltungsgebäude vorbei und entdecke nach ein paar Metern ein riesiges Steintor. Daneben steht eine Tafel Hachiojijosekijisenkoen八王子城跡自然公園. Hier fängt meine Wanderweg an.

Hachiojijoseki (3)

Ich laufe über die ersten Wurzeln und Steine. Nach ein paar Metern erreiche ich ein weiteren Wegweiser Richtung Honmaru 本丸. Ich folge dem Schild nach links. An eine Abzweigung biege ich Richtung Hachiojijinja 八王子神社 ab. Am Wegrand stehen Tonnen, in denen Wasser zum Löschen von Waldbränden gelagert wird. Ein weiteres Steintor ragt über den Weg. Die japanischen Zedern spenden reichlich Schatten. Es geht ein kühlender Wind. Über uralte und unebene Steinstufen kletter ich den Weg immer weiter hinauf, bis ich an der ersten Barrikade Kaneko 金子 ankomme. Ein Schild erklärt mir in Japanisch die Geschichte der Burg. Der Weg wird immer steiler. Ich erhalte schöne Aussichten auf das die Stadt Hachioji 八王子. Dann erreiche ich das Sakumon Tor 柵門跡, welches als Verteidigungstor für die Hauptburg diente. Es wurde auf einer terrassenartigen Sektion gebaut. Die Bedeutung des Namens und andere Details sind leider nicht überliefert worden.

Ich folge der Beschilderung Richtung Hachiojijinja 八王子神社 und erreiche eine kleine Lichtung. Dort erhalte ich einen schönen Ausblick. Ein Schild Richtung Bergspitze Sancho 山頂 weist mir den Weg. Ich komme an einem braunen Holzgebäude mit Tafel an. Direkt dahinter entdecke ich das Schild Richtung Komiya Barriere 小宮. Ich steige einen kleinen Hügel hinauf und entdecke ein Holzhaus und zwei Hunde(?) Steinstatuen davor.

Hachiojijoseki (9)

Neben dem Häuschen weist mich ein Schild Richtung Honmaru 本丸. Ich folge dem schmalen Pfad vorbei an einem kleinen Steinschrein, bis ich an einer Steigung ankomme. Auf der Spitze des Berges steht ein alter Gedenkstein, den ich nicht lesen kann, und ein Holzschrein.

Hachiojijoseki (6)

Vor diesem liegt eine Sake-Dose als Opfergabe. Vor dem Stein liegen Blumen. Der Platz ist sehr klein. Ich wundere mich wie man hier eine Burg errichten konnte. Eine Aussicht gibt es leider nicht. Ich schieße ein paar Fotos, laufe den Weg zurück zur Kreuzung und steige ein paar Stufen herunter. Unter mir sehe ich den Hachiojijinja Schrein 八王子神社 mit zwei Holzgebäuden.

Hachiojijoseki (4)

Manchmal finden auf der Bühne des kleinen Holzgebäudes kleine Aufführungen statt, laut einem Poster. Auf der rechten Seite entdecke ich eine gruslige Statue eines Mannes, der eine Schriftrolle in der Hand hält.

Hachiojijoseki (5)

Den Namen kann ich auf der darunterliegenden Platte nicht lesen. Ich steige einige Stufen neben der Statue hinauf und sehe links von mir riesige Gedenkstätten, die sollen an eine Auseinandersetzung zwischen Angreifer und Verteidiger an der Matsuki Barriere 松木 erinnern.

Hachiojijoseki (7)

Hier finde ich auch Bänke, Tische und eine wunderschöne Aussicht. Ich setze mich auf eine Bank und verspeise mein Butterbrot.

Hachiojijoseki (8)

An einem anderen Tisch sitzt ein Japaner, der eine riesige Antenne aufgestellt hat und gerade mit irgendwem über Funk redet. Ich verstehe nur die Hälfte. Dann gehe ich den Weg wieder zurück und sehe auf der linken Seite ein stinkendes Toilettenhäuschen. Ich laufe geradeaus eine schmale Treppe Richtung Tsumenoshiro 詰城 herunter. Plötzlich stehe ich vor dem ehemaligen Brunnen der Burganlage. Das Wasser ist leider nicht trinkbar. An der nächsten Kreuzung folge ich der Beschilderung Richtung Takao 高尾 oder Takao Bahnhof 高尾駅. Ich muss sehr aufpassen, dass ich mich nicht verlaufe. An einer weiteren Kreuzung liegt ein Schild auf dem Boden und ein neueres steht davor. An dieser Stelle wurden früher die Pferde getränkt. Hier nehme ich den Weg nach links Richtung Tsumenoshiro 詰城 und Fujimidai 富士見台. Ich steige über Wurzeln und Steine.

Hachiojijoseki (13)

Es ist ein ständiges Auf und Ab. Irgendwann erreiche ich einen kleinen Platz Tsumenoshiro 詰の城. Blaue Bänder weisen mir die Richtung. Ich trinke ein wenig Wasser und verschnaufe an dieser Stelle. Ab hier folge ich der Beschilderung Fujimidai 富士見台. Die Wege sind steil, aber doch noch angenehm zu gehen. Mir kommt ein Wanderer entgegen. Bisher war ich auf dieser Strecke ganz alleine. In eine kleine Einbuchtung eines riesigen Felsbrockens sehe ich eine kleine weiße Statue. Davor liegen Münzen und darüber wächst ein großer Baum. Ich muss sehr darauf achten, dass ich nicht vom Weg abkomme. Hier bitte aufpassen! Nach ungefähr einer Stunde erreiche ich den Rastplatz Fujimidai 富士見台. Dort gibt es Bänke und einen Tisch.

Ich setze mich und verspeise ein paar Nüsse. Eigentlich kann man den Fuji von hier aus sehen. Doch heute leider nicht. Ich folge dem Weg weiter Richtung Takao Bahnhof 高尾駅. Ab dieser Stelle wird der Abstieg stetig steiler. Der Pfad ist teilweise zugewachsen. Mir weht ein kühler Wind ins Gesicht. Ich muss mich durch dichtes Gestrüpp kämpfen und folge der Beschilderung Richtung Komagino Bus 駒木野バス. Ein kleiner Salamander huscht über den Weg. Dann stehe ich vor einem abgesperrten Weg. Ich laufe stattdessen links einen kleinen Pfad herunter. Nach ein paar Minuten erreiche ich vier Staturen, die mit roten Kappen und Lätzchen ausgestattet sind.

Hachiojijoseki (14)

Das Lätzchen und die Haube sind rot, weil die Farbe in der shinto-buddistischen Tradition Japans Schutz vor Dämonen, Krankheit und Tod bedeutet. Als sich der Buddhismus in Japan ausbreitete, herrschte auch zur selben Zeit eine große Pockenplage. Wenn sich die Haut von Schwerkranken violett verfärbte, bedeutete dies den sicheren Tod. War die Haut im Gegensatz dazu rot, könnten die Menschen davon ausgehen, dass sich der Kranke wieder erholen wird. Deswegen hat sich in Japan das Tragen von roter Kleidung für besonders von den Pocken gefährdeten, wie zum Beispiel Kindern oder Menschen, die die Patienten pflegten, etabliert.

Vor den Staturen liegen Münzen, Sake-Dosen und eine Vase als Opfergabe. Ich setze meinen Weg Richtung Komagino 駒木野 fort. Der Pfad fällt immer steiler ab. Ich kletter über und unter umgestürzte Bäume. Irgendwann höre ich den Lärm einer Autobahn. An Seilen klettere ich den schmalen Pfad herunter, bis ich an einem breiten Weg ankomme. Unter der Autobahn durchquere ich einen kleinen Wald und passiere eine kleine Brücke. Links und Rechts finden sich kleine Häuser. An der nächsten Abzweigungen biege ich rechts ab und komme an einer Teerstraße an. Dort richte ich mich nach links, bis ich an der Hauptstraße 20 ankomme. Ich überquere die Straße an einer Ampel und laufe unter einer Unterführung hindurch. Nach 600 m sehe ich das Schild Bahnhof Takao 高尾駅 über der Straße und ich komme gegen 13 Uhr endlich an.

Insgesamt eine aufregende Wanderung, die mich vorbei an Tempel, Schreinen, Burgruinen und schönen Aussichten führt. Ganz besonders kann ich diese im Herbst zur roten Blattfärbung nur empfehlen.


Distanz: 9,3 km
Dauer: 3.5 / 4.5 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 560 m
Ansteigend: 593 m
Absteigend: 688 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✩✩✩
Jahreszeit: Ganzjährig
Startpunkt: Bahnhof Takao 高尾駅 Keio Linie 京王線
Endpunkt: Bahnhof Takao 高尾駅 Keio Linie 京王線
Fotos: 31. Mai 2015


Beschilderung:
Honmaru 本丸 -> Schrein Hachiojijinja 八王子神社 -> Komiya Barriere 小宮 -> Honmaru 本丸 -> Matsuki Barriere 松木 -> Tsumenoshiro 詰城 -> Fujimidai 富士見台 -> Komagino Bus 駒木野バス -> Bahnhof Takao 高尾駅

Nützliche Schriftzeichen:
Berg Shiroyama 城山
Burg Hachiojijoseki 八王子城跡
Restaurant Saikai Ramen 西海ラーメン
Bahnhof Takao 高尾駅
Keio Linie 京王線
Nord-Ausgang 北口
Bushaltestelle Nummer 1 のりば1番
Berg Jinba 陣馬山
Bus Nummer 1 霊園01
Tempel Kansoji 閑窓寺
Inari Schrein 稲荷神社
Enri Era 延喜年間 (901-923)
Sokanji Tempel 宗関寺
Verwaltung der Hachioji Ruinen Hachiojijosekikanrito八王子城跡管理棟
Hojo Familie 北条
Richtung Honmaru 本丸
Tafel Hachiojijosekijisenkoen八王子城跡自然公園
Schrein Hachiojijinja 八王子神社
Barrikade Kaneko 金子
Sakumon Tor 柵門跡
Bergspitze Sancho 山頂
Komiya Barriere 小宮
Matsuki Barriere 松木
Richtung Tsumenoshiro 詰城
Richtung Fujimidai 富士見台
Richtung Komagino Bus 駒木野バス
Machidakaido Straße 47 町田街道




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