Wandern

[Wandern] Auf über 3000 m wandern auf dem Berg Norikuradake 乗鞍岳

Norikuradake 乗鞍岳 ist ein 3026 m hoher Vulkan, der zwischen der Grenze von den Präfekturen Nagano und Gifu liegt. Er zählt zu den 100 berühmtesten Berggipfeln Japans und ist von den Nordalpen der südlichste und dritt-höchste. Der Berg ist mit guten Schuhwerk relativ einfach zu besteigen, da die Busse fast bis zum Gipfel fahren. Die 8 km Wanderung startet an dem Bus-Terminal Tatamidaira 畳平バスターミナル (2702 m). Von dort steigt man zum ersten Aussichtspunkt Fujimidake 富士見岳 (2817m) hinauf. Nach einem kurzen Abstieg passiert man das alte Observatorium auf dem 2873m hohen Gipfel Marishitendake 摩利支天岳 und genießt die schöne Aussicht. Ein steiler und steiniger Weg führt bis zum höchsten Gipfel Kengamine 剣ヶ峰 (3026 m). Der Abstieg erfolgt auf der selben Strecke oder, wenn noch genügend Schnee liegt, auf Skiern.

Die Route

Gegen 8.45 Uhr fahre ich mit dem Auto auf den Hoonoki-Taira Parkplatz ほおのき平 駐車場, der kostenlos ist. Auf den Berg dürfen nur Busse und Taxen fahren. Da die Taxifahrt mit ca. 9000 Yen mir zu teuer ist, kaufe ich mir stattdessen eine Hin- und Rückfahrtkarte (2300 Yen) für den Bus nach Tatamidaira Bus Terminal 畳平バスターミナル. Falls man mit dem Zug und Bus zum Berg anreisen möchte, der kann den Arupiko Bus アルピコバスvom Shinshimashima Bahnhof 新島々駅 nehmen und steigt am Kanko-Centre 観光センター um. Die Buspläne und eine Übersichtskarte findet ihr auf dieser Seite unten.

Durch mehrere Lautsprecher ertönt laute Musik, obwohl der Parkplatz völlig leer ist. Das wirkt etwas gespenstisch. Reihenweise Souvenir-, Outdoor- und Skiläden säumen den Platz. Im Winter zur Ski-Session scheint hier viel los zu sein, denke ich mir. Direkt neben der Haltestelle sind kostenlose Toiletten. Um 8.53 Uhr fährt der Highland Shuttle Bus vor. Meine Fahrkarte stempelt das Personal ab und ich setze mich nach ganz vorne. Zwei weitere Wanderer steigen ebenfalls ein. Pünktlich um 8.55 Uhr fährt der Bus los. Der Busfahrer fährt uns über eine spektakuläre Passstraße. Manches Mal bekomme ich es mit der Angst zu tun, wenn der große Bus sich durch schmale Kurven zwängt. Nach 45 Minuten erreichen wir endlich die Endstation Tatamidaira Bus Terminal 畳平バスターミナル. Beim Aussteigen werfe ich die Karte in die Box beim Fahrer.

Zunächst fällt mir auf, dass es deutlich kühler ist (13 Grad). Ich ziehe mir meine Fleecejacke an und packe meine Handschuhe aus. Dann schieße ich ein Foto vom Rückfahrplan: Der letzte Bus fährt um 16.50 Uhr. Es ist noch Nebensaison, da fahren die Busse seltener. Der Himmel ist hässlich grau. Vom Souvenirladen ruft uns eine Frau zu, dass wir ggf. Spikes auf den Gipfeln brauchen, da immer noch Schnee liegt. Ich nicke kurz und schaue mich etwas um. Vor mir befindet sich ein riesiges Restaurant in dem zweiten Stock. Im ersten sind Souvenirläden. Auf der rechten Seite ein weiterer Laden und ein kleiner Schrein.

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Der Schrein Norikurahongu-jinja 乗鞍本宮神社 sieht sehr alt aus. Alte Aufzeichnungen belegen, dass schon seit 1181 ein Schrein auf dem Berg Norikuradake 乗鞍岳 stand.

Im Gegensatz zu den Flachdächern der Häusern in Tokio, besitzen die Gebäude um den Platz Spitzdächer, damit der Schnee leichter abrutschen kann. Die Luft ist deutlich dünner. Im Tal liegt eine dichte Schneedecke. Grüne Berghängen künden den Frühling an. Vermutlich ist der Schnee in den nächsten zwei Wochen geschmolzen. Hinter mir stehen mehrere Polizei-Busse mit Blaulichtern auf den Dächern. Auf der linken Seite entdecke ich eine Tafel mit einer Karte aller Wanderwege.

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Aktuell ist es 9.45 Uhr. Vom Schild schlendere ich rechts am Teich, dem Tsuruga-ike 鶴ヶ池 (2,694m), vorbei. Leider darf ich nicht näher an den Teich herantreten, da es strickt untersagt ist, den Weg zu verlassen. Auf einer Schotterstraße laufe ich zum Eingang des Gipfels Fujimidake 富士見岳, der ist mit dem Pfosten Fujimidakeguchi 富士見岳口 gekennzeichnet.

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Ich klettere über große Steine und Felsbrocken. Mir wird langsam warm, und ich ziehe meine Fleecejacke aus. Es geht ein kühler Wind. Wolken ziehen auf. Nach nur 40 Minuten erreiche ich die Spitze des Fujimidake 富士見岳 (2817m). Auf dem Gipfel thront ein Steinhaufen.

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Leider gibt es keine Aussicht, da ich mich inmitten einer Wolke befinde. Enttäuscht setze ich mich auf einen Stein und packe mein Mittagessen aus. Irgendwann verzieht sich die Wolke und ich kann das Tal sehen.

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Nach der Stärkung verlasse ich den Gipfel und steige auf der anderen Seite hinab. Der Abstieg ist ähnlich wie der Aufstiegsweg.

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Nach nur wenigen Minuten erreiche ich eine Kreuzung. Dort halte ich mich rechts. Auf dem Weg zum alten Norikura Observatorium Kansokujo 乗鞍観測所 kommt mir eine Gruppe junger Männer entgegen, die einen blauen Hosenanzug, weiße Helme und einen Klettergürtel dabei haben. Sie absolvieren zur Zeit eine Polizeiausbildung und halten eine Such- und Bergeübung ab, erzählen sie mir.  Ich verabschiede mich und stehe vor dem  Norikura Observatorium Kansokujo 乗鞍観測所  auf dem 2873 m hohen Spitze des Marishitendake 摩利支天岳.

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Von dort erhalte ich eine gute Aussicht und kann den höchsten Spitze Kengamine 剣ヶ峰 (3026 m) erkennen.

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Eine dicke Wolke lässt die Kuppen im Dunst verschwinden. Ich setze mich und stärke mich. Der Luftdruck ist deutlich geringer, so dass die Plastikverpackung der Erdnüsse aufgebläht ist. In Richtung des Bus-Terminals kann ich wenigstens etwas erkennen.

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Ich wandere zurück zur Kreuzung und biege nach rechts auf den Schotterstraße ab. Vor mir kann ich schon die höchste Spitze sehen.

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Über breit ausgebaute Schotterstraßen laufe ich zu den Hütten. Von hier startet der Wanderweg zur Spitze Kengamine 剣ヶ峰. Ich kletter den steilen Weg über riesige Felsbrocken hinauf. Absperrungen sorgen dafür, dass ich nicht vom Weg abkomme.

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Der Nebel zieht sich immer weiter zu. Irgendwann erreiche ich die erste Spitze den Asahidake 朝日岳 (2975m) und dann endlich nach einer weiteren Viertelstunde den Kengamine 剣ヶ峰. Auf dem Gipfel steht ein kleine Hütte, die leider geschlossen ist, und ein Schrein. Direkt daneben befindet sich ein Baumstamm mit dem Namen Kengamine 3026 m 剣ヶ峰三0二六米. Der Nebel wird immer dichter. Eine Aussicht gibt es leider nicht. Enttäuscht verlasse ich den Gipfel und gehe den gleichen Weg zurück zur Schotterstraße. Ab und zu erhalte ich eine schöne Aussicht auf das Tal.

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Gegen 13.30 Uhr komme ich an der Bushaltestelle an. Hinter den Gebäuden schaue ich mir kurz ein kleines Tal an, das gerade von einer dicken Schneedecke eingedeckt ist. Ein Schild verbietet mir, die Wege zu verlassen.

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Im Juli wachsen im Tal viele alpine Blumen, und wird deswegen auch Blumenfeld genannt. Ich finde nur ein einsames Narzissen-Windröschen, in Japanisch Hakusan-Ichige ハクサンイチゲ genannt.

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Die weißen Blütenblätter heben sich kaum vom Schnee und Kies ab. Ich gehe zurück zur Bushaltestelle und streife kurz durch die Souvenirläden. Die Läden bieten T-Shirts, Tassen, Pins und Süßigkeiten an. Eine ältere Verkäufern sagt, dass es eigentlich heute regnen sollte, und es deswegen so ruhig sei. Da hatte ich wohl Glück! Gegen 13.45 Uhr sehe ich den Bus vorfahren, und ich steige müde ein.

Insgesamt eine wunderschöne Wanderung im Hochland, die mich an einem Schrein, Schnee, Felsen, einem Observatorium, Bergen und Teichen vorbeiführt. Und beim nächsten Mal sollte ich auf die Wettervorhersage achten! Ansonsten absolut schöne Landschaft!


Distanz: 8 km
Dauer: 4 / 5 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 3026 m
Anstieg: 476 m
Abstieg: 477 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭✩✩✩
Jahreszeit: Frühling-Herbst
Startpunkt: Tatamidaira Bus Terminal 畳平バスターミナル
Endpunkt: Tatamidaira Bus Terminal 畳平バスターミナル
Fotos: 15. Juni 2015


Beschilderung:
Fujimidakeguchi 富士見岳口 → Marishitendake 摩利支天岳 → Kengamine 剣ヶ峰

Nützliche Schriftzeichen:
Norikuradake 乗鞍岳
Bus-Terminal Tatamidaira 畳平バスターミナル
Berg Fujimidake 富士見岳
Berg Marishitendake 摩利支天岳
Gipfel Kengamine 剣ヶ峰
Parkplatz Hoonoki-Taira ほおのき平 駐車場
Arupiko Bus アルピコバス
Shinshimashima Bahnhof 新島々駅
Kanko-Centre 観光センター
Schrein Norikurahongu-jinja 乗鞍本宮神社
Teich Tsuruga-ike 鶴ヶ池
Pfosten Fujimidakeguchi 富士見岳口
Norikura Observatorium Kansokujo乗鞍観測所
Spitze Asahidake 朝日岳
Narzissen-Windröschen Hakusan-Ichigeハクサンイチゲ

 



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