Wandern

[Wandern] Schneewanderung zu Momokurasan und Ogiyama

Schon lange wollte ich eine längere Schneewanderung in Japan machen. Deshalb wählte ich die Berge Momokurasan (百蔵山) und Ogiyama (扇山) aus, weil von beiden Gipfeln der Ausblick auf den Fuji bahnbrechend sein soll. Die Wanderung startet am Bahnhof Saruhashi und führt auf einer steilen Straße bergauf. Vorbei an Schreinen und Denkmälern, die den Aufstieg nie langweilig werden lassen. Oben erwartet uns eine schöne Aussicht auf den Fuji und die schneebedeckten Kanagawa-Bergketten. Auf dem 1.138 m hohen Berg Ougiyama erwartet uns 30 cm Tiefschnee. Und dank unserer Grödel/Eisen haben wir jede Menge Spaß dabei.


Die Wanderung

Pünktlich um 8.53 Uhr treffen meine Begleiter (Peter) und ich am Bahnhof Saruhashi ein. Peter lebt schon länger in Japan und ist mit einer Japanerin verheiratet. Mittlerweile arbeitet er an der Börse. Spontan verabredeten wir uns zu dieser „kleinen“ Wanderung. Nach einem kurzen Gespräch ziehen wir auch schon los. Wir treten durch den Nordausgang des Bahnhofsgebäudes und folgen der nördlichen Straße bis wir auf die Landstraße 20 treffen. Dort entdecken wir das erste Hinweisschild Momokurasan auf der anderen Straßenseite und biegen nach rechts ab. Auf der linken Seite passieren wir den Schrein Mishima Daimyojin.

Er ist dem gleichnamigen Gott gewidmet. Der Ursprung seiner Verehrung beginnt wahrscheinlich in der Nara-Zeit (740–745 ). Genaueres ist unbekannt. Direkt vor dem Schrein fallen uns die Hunde-Statuen auf. Das sind sogenannte Komainu, die böse Geister abhalten sollen. In der Regel hat der eine Hund ein geöffnetes Maul, was den Anfang darstellen soll. Und der andere Hund ein geschlossenes Maul, welches das Ende darstellt. Interessanterweise stammt diese Symbolik aus dem Buddhismus und gehört eigentlich nicht zum Shintoismus.

An der Ampel biegen wir nach links ab und überqueren den Fluss auf einer Brücke. Auf der anderen Seite unterqueren wir die Autobahn und folgen den Schildern Richtung Momokurasan die Straße hinauf bis wir auf der linken Seite den Berg Iwadonosan sehen.

„Dort oben thronte mal eine Burg, deren Erbauer verraten wurde und sich schließlich selbst umbrachte“, erzähle ich Peter. Wenige Schritte weiter treffen wir auf die kleine Gottstatue Kshitigarbha.

Vor ihr liegen zwei Mochi-Reiskuchen, die wohl noch vom Neujahrsfest übrig geblieben sind. Etwas weiter oben sehen wir auf der linken Seite das rote Tor des Schreins Kasugamiya.

Neugierig passieren wir das Tor und steigen die Steintreppe hinauf. Oben erwarten uns wieder zwei grimmig dreinschauende Komainu-Hunde. Sonst sieht der Schrein ziemlich verlassen aus. Etwas enttäuscht gehen wir zurück zur Straße und setzen unseren Weg fort. An dieser nächsten Abzweigung mit den beiden Momokurasan-Schildern biegen wir nach links ab.

Ab dieser Stelle geht es ziemlich steil bergauf. Unterwegs treffen wir erneut auf Komainu, die vor einem massiven Tor stehen.

Wir fragen uns, weshalb diese Hundestatuen hier so beliebt sind? Der eine hat sogar einen Ball unter seiner Pfote. Leider ist das Tor dahinter verschlossen. Wir gehen weiter und wandern endlich auf einem Waldweg. Im Zickzack geht es langsam bergauf. An einigen Stellen ist es etwas glatt, aber auch ohne Grödel (Art Steigeisen, das unter die Schuhe geschnallt wird) schaffbar. Unterwegs erhalten wir von einer Lichtung Ausblicke auf den Fuji und die Kanagawa Berge. Etwas weiter oben stehen wir auf einen Kamm.

Peter und ich freuen uns über die angenehme Abwechslung und unterhalten uns über die japanische Kultur. Genau zwei Stunden später, nachdem wir vom Bahnhof losgegangen sind, treffen wir auf dem Gipfel des Momokurasan ein. Dort halten sich bereits einige Japaner auf, die uns freundlich grüßen. Peter und ich wollen das obligatorische Gipfelfoto schießen, können uns aber nicht entscheiden, welches wir nehmen sollen.

Zur Auswahl haben wir ganz viele Schilder. Vermutlich ist hier zur Hauptsaison so viel los, so dass der Berg gleich mehrere Schilder braucht. Wir setzen uns ins Gras und bestaunen den Fuji, während wir unser Mittagessen auspacken.

Geheimnisvoll glitzert der Fuji in der Sonne. Der Momokurasan Gipfel dagegen ist komplett schneefrei. Wir schauen uns etwas um:

=> Youtube-Video

Nach dieser kurzen Pause setzen wir unseren Weg Richtung Berg Kodarayama und Berg Ogiyama fort.

Nur kurz werfen wir einen Blick auf den rutschigen Abhang, schon packen wir unsere Grödel und Trekkingstöcker aus.

Da wir beide zum ersten Mal Grödel anziehen, ist der erste Schritt etwas gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich kommen wir deutlich schneller und sicherer voran. Es geht teilweise ziemlich steil bergab und bergauf. An einer weiteren steilen Stelle verzieht Peter plötzlich sein Gesicht. Sein Knie fängt an zu schmerzen und wir legen jetzt eine längere Pause ein.

Erstaunlicherweise sind einige Stellen vom Weg komplett schneefrei:

Andere dagegen…

… eher nicht. An dieser Kreuzung werden wir zunächst geradeaus gehen und später zurückkommen. Wenige Minuten später stehen wir auf dem Berg Ogiyama.

Dort erwartet uns 20-cm Schnee, der uns etwas verlangsamt. Das Herumlaufen im Schnee macht aber trotzdem Spaß.

Die Aussicht ist klasse, aber der Fuji ist mittlerweile von Nebel eingehüllt. Die Zeit drängt uns und wir gehen zurück zur Kreuzung. Ab hier folgen wir den Torisawa-Schildern. Wir sind überrascht, wie wenig Schnee auf der Südseite des Berges liegt.

Der Abstieg gestaltet sich so deutlich einfacher und wir ziehen unsere Grödel aus. Die ersten Schritte ohne unsere Helfer fühlen sich sogleich ungewohnt an. Im Zickzack geht es bergab bis wir vor dem kleinen Schrein Yama-no-jinja stehen.

Peter kramt zwei 1-Yen Münzen heraus und gibt mir eine. Wir werfen die Münzen in die kleine Holzbox und nehmen uns Zeit, kurz zu beten. Peter grinst mich an und sagt: „Ich hab für einen sicheren Abstieg gebetet und das mein Knie noch durchhält!“

„Ich auch“, antworte ich, weil auch ich mein Knie schon merke. Ein Stück weiter unten stoßen wir auf eine Wasserstelle.

Mutig trinke ich einen Schluck und stelle überrascht fest, dass das Wasser richtig gut schmeckt. Wir kramen unsere Wasserflaschen aus und füllen sie auf. Weiter geht es durch einen dunklen Zedernwald. Leider sind dort noch einige Stellen vereist, so dass wir etwas langsamer gehen müssen. Irgendwann sehen wir das Haus der Manager des Berges Ogiyama-Kanri.

Wir gehen zur Straße und biegen nach rechts ab.

Die Sonne steht mittlerweile tief und wir gehen etwas langsamer, weil Peters Knie wieder schmerzt. An der nächsten Kreuzung biegen wir nach links ab. Ab hier folgen wir immer der Hauptstraße durch ein Dorf. An einer unbeschilderten Kreuzung wählen wir den linken Weg bis wir zu dieser Unterführung kommen.

Hier unterqueren wir die Autobahn und treffen auf die Hauptstraße. Dort überqueren wir die Straße und gehen schräg geradeaus in eine kleine Gasse. Dort versteckt sich der Bahnhof Torisawa. Glücklich und fertig fahren wir heim.

Fazit: Die Wanderung ist eine ziemliche Herausforderung, da es ziemlich steil bergauf und bergab geht. Im Winter unbedingt Trekkingstöcker und Grödel einpacken!

Wegweiser:
Bahnhof Saruhashi 猿橋駅 → Berg Momokurasan 百蔵山 → Berg Kodarayama コダラ山 → Berg Ougiyama 扇山 → Bahnhof Torisawa 鳥沢駅

Nützliche Schriftzeichen:
Berg Momokurasan 百蔵山
Berg Ogiyama 扇山
Bahnhof Saruhashi 猿橋駅
Nordausgang 北口
Chuouhon Linie 中央本線
Schrein Mishima Daimyojin 三島大明神
Schrein Kasugamiya 春日宮
Richtung Berg Kodarayama コダラ山
Schild Torisawa 鳥沢駅
Schrein Yama-no-jinja 山ノ神社
Ougiyama-Kanri 扇山管理
Bahnhof Torisawa 鳥沢駅
Bahnhof Eki 駅
Rechts Migi 右
Links Hidari 左


Details
Distanz: 15,4 km
Dauer: 6.10/8.30 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 1138 m
Ansteigend: 1248 m
Absteigend: 1227 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✭ ✩
Jahreszeit: Ganzjährig
Startpunkt: Bahnhof Saruhashi 猿橋駅 Chuouhon Linie 中央本線
Endpunkt: Bahnhof Torisawa 鳥沢駅 Chuouhon Linie 中央本線
Fotos: 11. Februar 2016



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2 Kommentare

  • Daniela

    Da bin ich ja froh, dass ihr es am Ende noch geschafft habe. Ich zwischenzeitlich schon Sorge.
    Toller Ausblick auf den Fujisan. Danke fürs teilen. Und viel Spaß bei der nächsten Wanderung. Ich freu mich schon drauf.

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