Wandern

[Wandern] Durch den alten Buchenwald am Berg Mitosan

Der Berg Mitosan (三頭山) gehört zu den wenigen Bergen Tokios, dessen Abholzung verboten ist. Wir wandern inmitten wunderschöner Buchen, genießen traumhafte Ausblicke in die japanische Natur und kommen einem der 100 schönsten Wasserfälle Japans ganz nah. Danach lockt uns das Onsen Ja-no-Yu-Onsen-Takara-So mit einem heißen Bad.


Die Wanderung

Am Bahnhof Musashiitsukaichi stellen wir uns hinter eine Gruppe Wanderer an die Bushaltestelle Nr. 1. Der 9 Uhr Bus Richtung Kazuma fährt natürlich pünktlich vor. Wir halten unsere IC-Geldkarte an das Kontaktfeld am Hintereingang und setzen uns. Um 9.45 Uhr erreichen wir die Endhaltestelle Kazuma. Dort wartet bereits ein kostenloser Shuttlebus, der uns an die Endhaltestelle Tomin-no-Mori bringt.

Wir entdecken Toiletten, einen Parkplatz und ein Restaurant. Es ist bewölkt und nur 16 Grad. Wir kramen unsere dünnen Windstopper-Jacken aus und folgen einer roten Straße bis wir eine Kreuzung erreichen. Dort prangert ein großes Tomin-no-Mori Schild an einem Stein. Auf der linken Seite führen steile Treppen den Hügel hinauf. Wir halten uns hier rechts und durchquere einen schmalen Tunnel. An einer Mauer entdecken wir das nächste Schild Richtung Sayakuchitoge.

Am Straßenrand warnt uns ein Schild vor Bären (Kuma). Na toll! Weiter geht es links über einen Waldweg bis zu einer großen, alten Steintreppe.

Dahinter stehen wir etwas ratlos an einer Kreuzung, die nicht ausgeschildert ist. Nach einem Blick auf mein GPS biegen wir nach links ab. Hier bitte aufpassen! Um 10.50 Uhr erreichen wir den Pass Sayakuchitoge. Dort gibt es eine große Plattform mit viele Bänke zu entdecken. „Der Pass Sayakuchitoge war früher eine wichtige Handelsstraßen zwischen dem ehemaligen Land Musashi und dem Land Kai“, lesen wir auf einem Schild.

Ab hier folgen wir den Schildern Richtung Mitosan bergauf. Unterwegs erfreuen wir uns an uralten Buchen, die wunderschöne Wurzelgeflechte aufweisen.

In Japan werden die meisten Bäume nach 10-20 Jahren zur Holzgewinnung abgeholzt und neu bepflanzt. Auf dem Berg Mitosan ist das aber seit der Edo-Zeit (1603-1868) verboten. Bürger setzen sich immer wieder für den Wald ein. Deswegen wird er auch „der Wald der Bürger“ Tomin-no-Mori genannt. Über eine ziemlich lange Treppe geht es bergauf.

An den nächsten beiden Kreuzungen folgen wir den Hinweisschildern Richtung Tozanmichi Mitosan. Als wir um die nächste Kurve biegen, stehen drei Wanderer mit Stativen vor uns. Wir grüßen sie und fragen, was sie denn genau fotografieren wollen. „Wir schießen Fotos von den alten Buchen“, sagen sie und grinsen.

Am Wegrand fällt uns ein Schild auf. Auf diesem steht, dass es nur noch wenig Buchen (Buna) in der Region um Tokio gibt. Plötzlich fällt uns eine kleine Kannon-Statue auf, die in einem Baumstumpf steht.

Wer die wohl hier platziert hat? An der nächsten Kreuzung wählen wir den schmalen Weg Richtung Higashi-Toge und erreichen nach ein paar Minuten eine Aussichtsplattform.

Normalerweise kann man von hier die Bergkuppen des Odake sehen, doch aufgrund des dicken Nebels sehen wir leider gar nichts. Wir setzen uns und legen eine kleine Rast ein. Nach einer halben Stunde brechen wir auf und folgen dem Weg weiter zur Ost-Spitze Mitosan Higashi-Toge.

Der Weg ist wieder durch zahlreiche Buchen gesäumt.5 Minuten später erreichen wir die zentrale Spitze Mitosan Chuo-Toge (1.531 m). Leider gibt es immer noch keine Aussicht, so dass wir die Holztreppe Richtung West-Spitze Nishitoge nehmen. Auf dieser erwartet uns ein großer Rastplatz mit Bänken und Wegweisern. Von hier können wir einige Bergkuppen erblicken:

Normalerweise kann man von hier den Fuji sehen. Leider wird das heute wohl nichts.

Wir nehmen den Weg Richtung Saihara Pass bzw. Hütte Mitosan. Zunächst führt uns eine steile Treppe  hinab.

Hier gehen wir Richtung Hütte und kommen am Kamm Mushikari-Toge an. Nach 20 Minuten erreichen wir die Hütte Mitosan.

Einige Wanderer rasten auf einer Bank davor und kochen eine Nudelsuppe auf ihrem Gaskocher. Danach wandern wir geradeaus weiter bis wir an einem kaputten weißen Schild Richtung Berg Osawa ankommen. Wenige Minuten später erreichen wir zwei Bänke und die Abzweigung Richtung Wasserfall Mito-otaki.

Hier biegen wir ab und entdecken das Schild Felsenberg-Straße Iwayama. Tatsächlich sieht der Weg wie eine Straße aus Felsen aus:

Weitere 10 Minuten später erreichen wir einen kleinen Bach und überqueren ihn auf Felsen und Brücken. An einer Kreuzung steht eine Übersichtskarte, die uns eher verwirrt. Hier biegen wir Richtung Otake-no-Doru ab.

Immer wieder erspähen wir kleine Wasserfälle und kommen dann an einem großen Rastplatz mit einem Toilettenhäuschen an. Auf der rechten Seite hören wir den Wasserfall Mito-otaki. Eine Brücke spannt sich vor dem Wasserfall. Sie wurde 1989 fertiggestellt.

Auf der Brücke können wir den Wasserfall gut fotografieren. Leider ist er viel zu groß und passt nicht aufs Foto.

Der Regen wird stärker und wir packen unsere Regenjacken aus. An einem Häuschen biegen wir rechts auf eine Holztreppe ab und kommen an der großen Kreuzung mit dem Tomin-no-Mori Schild heraus. Von hier sind es noch 5 Minuten bis zur Bushaltestelle. Pünktlich um 14.35 Uhr fährt unser Bus vor.

Wir steigen an der Kazuma Station aus, schießen ein Foto vom Rückfahrplan und folgen der Straße für einige Minuten. Auf der rechten Seite erspähen wir das Onsen Ja-no-Yu-Onsen-Takara-So.

Das alte Gebäude mit dem Reetdach erinnert uns an Deutschland. In dieser Gegend ist es das letzte seiner Art. Am Eingang lassen wir unsere Schuhe stehen und schlüpfen in die bereitgelegten Schlappen.

Wir zahlen 1.000 Yen, bekommen ein Handtuch und gehen nach rechts. Eine lange steile Treppe führt uns zum Bad. Im Vorraum lassen wir unsere Schlappen stehen und betreten den Umkleideraum. Dann geht es ins Onsen. Nach der Entspannung gehen wir zur Bushaltestelle zurück und fahren heim.

Beachte: Der Bus fährt übrigens nur von April bis November.


Details:
Distanz: 6,7 km
Dauer: 3 / 4.1 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 1531 m
Anstieg: 617 m
Abstieg: 630 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✩✩✩
Jahreszeit: Frühling-Herbst
Startpunkt: Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 Linie Itsukaichi 五日市線 -> Bus -> Bushaltestelle Tomin-no-mori-iriguchi 都民の森入口バス停
Endpunkt: Bushaltestelle Tomin-no-mori-iriguchi 都民の森入口バス停 -> Bus -> Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 Linie Itsukaichi 五日市線
Fotos: 4. Juli 2015


Beschilderung:
Haltestelle Tomin-no-Mori 都民の森バス停 → Sayakuchitoge 鞘口峠 → Mitosan 三頭山 → Tozanmichi Mitosan 登山道 三頭山 → Higashi-Toge 東峠 → Nishitoge 西峠 → Saihara Pass 西原峠 → Mito-otaki 三頭大滝 → Otake-no-Doru 大滝の路 → Haltestelle Tomin-no-Mori 都民の森バス停

Nützliche Schriftzeichen:
Mitosan 三頭山
Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅
Bushaltestelle Nr. 1 のりば1
Bus Richtung Kazuma 数馬
Haltestelle Tomin-no-Mori 都民の森バス停
Tomin-no-Mori Schild 都民の森
Richtung Sayakuchitoge 鞘口峠
Bär – Kuma 熊
Pass Sayakuchitoge 鞘口峠
Land Musashi 古武蔵
Land Kai 甲斐
Tozanmichi Mitosan 登山道 三頭山
Buche – Buna ブナ
Higashi-Toge 東峠
Mitosan Higashi-Toge 三頭山 東峠
Mitosan Chuo-Toge 三頭山 中央峠
West-Spitze Nishitoge 西峠
Saihara Pass 西原峠
Hütte Mitosan 避難三頭山小屋
Kamm Mushikari-Toge ムシカリ峠
Berg Osawa 大沢山
Wasserfall Mito-otaki 三頭大滝
Felsenberg-Straße Iwayama 岩山の路
Otake-no-Doru 大滝の路
Kazuma 数馬
Onsen Ja-no-Yu-Onsen-Takara-So 蛇の温泉たから荘
Damen-Bad Onnayu女湯


Nützliche Links:


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2 Kommentare

  • Ronny

    Ein sehr schöner Beitrag. Und besonders toll finde ich, dass du immer gleich die japanischen Zeichen zu den einzelnen Namen mit veröffentlichst. :)

    In der Einleitung hast du erwähnt, dass bereits zur Edo-Zeit dieser Wald unter Naturschutz stand.

    Ich lese dazu gerade ein Buch über die Geschichte Japans und war überrascht wie früh sich die Japaner mit dem Schutz der Natur schon beschäftigten.

    In diesem stand, dass bereits zur ersten Kaiserzeit im 7. bis 12. Jahrhundert die umliegenden Wälder vielerorts geschützt waren um Bergabgänge zu verhindern und Wasserresourcen für die Felder zu schützen.

    Ich vermute, dass diese Einstellung unter anderem auch durch die vielen Naturkatastrophen sich über die Jahrhunderte entwickelt hat.

    Wie siehst du das?

    • Tessa

      Hallo Ronny,
      vielen Dank für das Lob. Tatsächlich fing man mit dem Umweltschutz früh an, aber leider nur für bestimmte Bereiche. Danach bauten sie Dämme, die die Umwelt erheblich schadete. Da gibt es irgendwo ein Buch dazu…

      Viele Grüße aus Tokio,
      Tessa

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