Wandern

[Wandern] Kräfte austesten am Berg Kawanoriyama 川苔山

Berg Kawanoriyama 川苔山 liegt inmitten des Okutama Berglandes 奥多摩, dessen Berge zählen zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Präfektur Tokio. Durch Okutama 奥多摩 fließt der Fluss Tama-gawa 多摩川, von dem sich auch der Name herleitet. Die 16,9 km Tageswanderung startet auf 455 m Höhe an der Bushaltestelle Kawanoribashi 川乗橋バス停 und führt über eine verlassene Straße zum Wasserfall Hyakuhiro-no-Taki 百尋の滝. Von dort geht es über steile Passagen zum 1363 m hohen Berg Kawanoriyama 川苔山. Nach einer kurzen Rast führt der sanft abfallende Weg zum Bahnhof Hatonosu 鳩ノ巣駅 herunter. Abgerundet wird die Tour mit einem Besuch im Onsen Ume-no-Onsen 梅の温泉 und einem Abendessen im Ramen Restaurant Chikinto チキント ラーメン.

Die Route

Gegen 9:30 Uhr komme ich mit dem Zug am Bahnhof Okutama 奥多摩駅 an. Nur drei weitere Wanderer steigen ebenfalls aus. Werktags ist hier anscheinend wenig los. Vor dem Bahnhof befinden sich Toiletten und die Touristeninformation. In der bekomme ich eine Karte der heutigen Wanderung. Der Mitarbeiter teilt mir ferner mit, dass ein Teilstück der Strecke wegen einer kaputten Brücke seit 2014 gesperrt ist. Na toll! Er empfiehlt mir eine Ausweichroute über eine verlassene Straße, die parallel zum Wanderweg verläuft. Alles klar!

Als ich die Touristeninformation verlasse, steht schon der Bus Richtung Nippara-Shonyudo 日原鍾乳洞 an der Haltestelle Nummer 1 のりば1 bereit. Ich halte meine aufladbare Geldkarte, Suica, an das blaue Kontaktfeld des Hintereinganges und setze mich ganz nach hinten. Um genau 10.15 Uhr startet der Fahrer den Motor und fährt los. Nach nur 15 Minuten wird die Haltestelle Kawanoribashi 川乗橋バス停 durchgesagt. Ich drücke den Halteknopf und halte meine Karte beim Fahrer an das blaue Kontaktfeld, um die 260 Yen zu bezahlen. Auf der rechten Seite sehe ich den Eingang des Wanderweges, der mit mt. Kawanoriyama entrance 川苔山登山口 gekennzeichnet ist.

Die drei Wanderer steigen ebenfalls aus und beginnen mit Dehnübungen. Ich schalte mein GPS-Gerät an, schraube meine Trekkingstöcke zusammen und esse ein Reisbällchen. Neben dem Tor entdecke ich eine kleine weiße Buddha Statue.

Daneben liegen einige Münzen und Plastikblumen. Kurz bete ich für eine sichere Besteigung und lege eine Yen Münze davor. Es geht zunächst über stetig ansteigende Teerstraßen parallel zu einem reißenden Fluss. Ab und zu bleibe ich stehen, um mir kleinere Wasserfälle genauer anzusehen. Die Sonne kommt raus und verspricht gutes Wetter. Überraschenderweise überholt mich ein kleiner Van. Wo die wohl hin wollen? :) An der Straße stehen in regelmässigen Abständen Schilder, dass Autofahrer vor Kurven den Gegenverkehr mit Hupen vorwarnen sollen. Ich frage mich, ob das überhaupt irgendwer befolgt. Um 11 Uhr überquere ich eine Steinbrücke, dabei verliert mein GPS-Gerät die Satellitenverbindung. Ich bleibe ein paar Minuten stehen, bis das Gerät wieder ein Signal empfängt. Plötzlich höre ich Stimmen vom Fluss her. Eine Gruppe läuft mit Helmen und Neoprenanzügen durch das Flussbett und scheint jede Menge Spaß dabei zu haben. Neidisch schaue ich ihnen dabei zu. Keine 100 Meter weiter steht der Van in einer Park-Bucht.

Wenige Minuten später erreiche ich eine Brücke und die Abzweigung zur Umleitungsstrecke. Der Wanderweg ist mit einem Seil abgesperrt und eine Karte zeigt mir die neue Route an.

Große rote Pfeile zeigen auf die Straße nach links. Ich folge den Schildern Richtung 百尋の滝・川苔山 Hyakuhiro-no-Taki・Kawanoriyama, die mich über weitere stetig ansteigende Teerstraßen führt. Nach 45 Minuten komme ich endlich am Verbindungsweg zum alten Wanderweg an. Der Eingang liegt in einer Kurve und kann leicht übersehen werden. Hier bitte aufpassen! Der unwegsame Pfad ist sehr rutschig.

Ich halte mich an Ästen fest und steige vorsichtig den Hügel herunter, bis ich in einer Schlucht ankomme. Dort ist es deutlich kühler und schattiger. Am alten Wanderweg befinden sich ebenfalls Hinweisschilder zur gesperrten Strecke. Ab hier geht es über viele Brücken die Schlucht hinauf.

Teilweise weisen manche Brücken starke Beschädigungen auf, so dass ich besonders vorsichtig über diese gehe. Nach einiger Zeit höre ich das erste Zirpen einer Grille. Je höher ich steige, desto mehr Grillen höre ich, die alles übertönen.

An zwei Stellen wird es besonders rutschig. Ängstlich klettere ich auf allen Vieren die Felsen hinauf.

An einer Abzweigung halte ich mich links und stehe vor zwei kleinen Treppen, die jeweils mit Seilen ausgestattet sind. Langsam steige ich diese herunter und halte mich dabei gut fest.

An deren Ende erblicke ich den wunderschönen Wasserfall 百尋の滝 Hyakuhiro-no-Taki, der eine Höhe von 40 m aufweist. Die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch, so dass ich meine Kameralinse oft putzen muss.

Ich halte meine Hände ins Wasser und bin überrascht, wie kalt und klar es ist. Genau in dem Moment steigen die drei Wanderer, die ebenfalls mit mir aus den Bus gestiegen sind, die Treppen herunter. Ich grüße sie und steige die Treppen hinauf. An der Abzweigung folge ich den Schildern Richtung 川苔山 Kawanoriyama. Steile Passagen führen immer weiter den Berg hinauf. So manches Mal muss ich tief Luft holen, damit meine Höhenangst mich nicht überwältigt. Wacklige Treppen und Brücken schüren meine Angst zusätzlich. An einer Stelle geht es über einen Bachverlauf. Hier muss ich aufpassen, dass ich mich nicht verlaufe. Der Wanderweg geht nämlich auf der anderen Bachseite weiter. Am Wegrand warnen mich Schilder vor Bären Kuma クマ und Schlangen Mamushi マムシ. Die Strecke zieht sich, da die Landschaft sich kaum verändert.

Gegen 14 Uhr sehe ich endlich mehrere Hinweisschilder und zwei Bänke. Ich biege nach rechts Richtung 川苔山 Kawanoriyama ab und erreiche nach einem kurzen Anstieg den 1363 m hohen Gipfel. Die Aussicht ist mittelmäßig, da Wolken die Sicht verdecken.

Ich packe mein Mittagessen aus und verscheuche eine Bremse und Ameisen von der Bank. Einige Fliegen treiben mich in den Wahnsinn, so dass ich hastig esse, um schneller weiterzukommen. Aber im Gegensatz zu den Marschland-Wanderungen hält sich deren Anzahl noch in Grenzen. Drei ältere Japanerinnen erreichen erschöpft den Gipfel und setzen sich auf eine frei Bank in den Schatten. Sie kommen vom Nachbarberg und legen hier eine kurze Rast ein, erzählen sie mir.

Für meinen Geschmack ist die Gruppe viel zu laut, so dass ich schnell meine Sachen zusammenpacke und zur Kreuzung zurück gehe. Dort biege ich nach rechts Richtung Hatonosu 鳩ノ巣駅 ab. Auf dem Weg nach unten passiere ich eine Wasserstelle 水場. Dort fülle ich mir meine leeren Flaschen mit leckerem kaltem Wasser. Zedernwälder, Brombeersträucher und Blumen prägen den langen Abstieg.

 

Besonders fallen mir die Felder weißer Gartenhortensien Ajisai アジサイ und die roten Brombeersträuchern Burakkuberi ブラックベリー auf. An einigen Stellen steige ich über kaputte Treppenstufen.

An Abzweigung folge ich immer der Beschilderung Richtung Bahnhof Hatonosu 鳩ノ巣駅. Über etliche Wurzeln und vereinzelnde Treppenstufen geht es weiter, bis ich nach gut einer Stunde den kleinen Schrein One-no-yama-no-kami 大根ノ山の神 erreiche.

Der steht auf einem kleinen Felsbrocken unter zwei Zedern-Bäumen. Davor liegen einige Steine, eine Spendenbox und zwei Vasen. Der Schrein ist dem weißen Rettich Gott Daikon 大根 gewidmet. An einer Abzweigung folge ich dem Schild Richtung Kumano-jinja・Hatonosu 熊野神社・鳩ノ巣駅. Um 17.40 Uhr erreiche ich den Schrein, der zu den Shinto-Schreinen, die die drei Kumano Berge Hongu, Shingu und Nachi verehren, gehört. Insgesamt gibt es in ganz Japan über 3000 Kumano Schreine.

Auf meinem Handy überprüfe ich kurz die Abfahrtzeiten der Züge und stelle fest, dass der nächste Zug um 17.55 Uhr abfährt. Ich renne die Straßen herunter, überquere die Schienen und erreiche um 17.50 Uhr den Bahnhof. Schnell noch die Toilette benutzen – und schon fährt der Zug ein.

Die Oume Linie 青梅線 bringt mich sicher nach Oume 青梅. Hier steige ich am selben Gleis in den wartenden Zug nach Shinjuku 新宿 um und verlasse den Zug an der zweiten Station, den Bahnhof Kabe 河辺駅. Direkt gegenüber vom Nordausgang 北口 befindet sich das Ume-no-Onsen-Bad 梅の温泉 im 5ten Stock.

Ich ziehe meine Schuhe in der Eingangshalle aus und stelle sie in ein Schließfach, die ich mit 100 Yen verschließe. An der Kasse zahle ich 860 Yen, gebe meinen Schlüssel für die Schuhe ab und erhalte einen Schließfachschlüssel. Danach steige ich eine Treppe hoch, begebe mich in das Frauenbad links und entspanne mich. Zur Verhaltensweise im Onsen empfehle ich den Bericht über Onsen zu lesen.

Danach gehe ich zum Bahnhof zurück und steige am Bahnhof Tachikawa 立川駅 aus. Am Südausgang Minami-Guchi 南口 gehe ich über die Brücke nach rechts und biege in die zweite Straße rechts ein. Dort entdecke ich das super leckere Restaurant Chikinto Ramen チキント ラーメン. Am Eingang ziehe ich eine Karte am Automaten und setze mich auf einen Hocker. Das Fleisch der Nudelsuppen wird hier mit einem Gasbrenner gebraten. Nach 10 Min schlürfe ich eine leckere Nudelsuppe!

Insgesamt eine wunderschöne Wanderung, die mich an Schluchten, Felsen, Wasserfällen, Blumen und Schreinen vorbeiführt. Wunderschöne Wanderung, die ich im Herbst nur empfehlen kann!


Distanz: 16.9 km
Dauer: 6 / 7.2 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 1363 m
Anstieg: 984 m
Abstieg: 1166 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✭✩
Jahreszeit: Frühling-Herbst
Startpunkt: Bushaltestelle Kawanoribashi 川乗橋バス停
Endpunkt: Bahnhof Hatonosu 鳩ノ巣駅
Fotos: 24. Juni 2015


Beschilderung:
Berg Kawanoriyama 川苔山 → Hatonosu 鳩ノ巣駅 → Kumano-jinja 熊野神社 → Hatonosu 鳩ノ巣駅

Nützliche Schriftzeichen:
Berg Kawanoriyama 川苔山
Bergland Okutama 奥多摩
Fluss Tama-gawa 多摩川
Bushaltestelle Kawanoribashi bas-tei 川乗橋バス停
Wasserfall Hyakuhiro-no-Taki 百尋の滝
Bahnhof Hatonosu 鳩ノ巣駅
Onsen Ume-no-Onsen 梅の温泉
Ramen Chikinto Restaurant チキント ラーメン
Bus Richtung Nippara-Shonyudo 日原鍾乳洞
Wanderweg mt. Kawanoriyama entrance 川苔山登山口
Schildern Hyakuhiro-no-Taki・Kawanoriyama百尋の滝・川苔山
Wasserstelle 水場
Gartenhortensien Ajisai アジサイ
Brombeere Burakkuberiブラックベリー
Schrein One-no-yama-no-kami 大根ノ山の神
Rettich Gott Daikon 大根
Richtung Kumano-jinja・Hatonosu 熊野神社・鳩ノ巣駅
Schrein Kumano-jinja 熊野神社



Wie fandet ihr die Wanderung? Möchtet ihr etwas ergänzen? Kritik? Lob?


Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!


2 Kommentare

  • Mick

    Wunderschoene Tour ! Ich habe sie Ende Oktober 2017 gemacht und war fast allein im Wald. Besonders ab dem Kawanoriyama gab es keine Menschenseele mehr unterwegs.
    Wichtig ist eine zeitige Anreise, ich bin um 06:40 mit dem Expresszug von Shinjuku gefahren.

    • Tessa

      Hallo Mick,

      danke für deinen Erfahrungsbericht. :-) Ich fand die Tour auch sehr schön und es sind kaum Wanderer unterwegs.

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

Schreibe einen Kommentar zu Tessa Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert