Japan heißt Berge, Berge und nochmals Berge. Insgesamt 80 % der Inselketten bestehen aus Berge. Der Rest besteht aus zugebauten Flächen oder Reisfeldern. Man muss sich nur die Topologie Japans anschauen, um ein ungefähre Vorstellung von der Anzahl zu erhalten. Jedes Wochenende besteige ich einen anderen Berg und bin jedes Mal über die Vielseitigkeit der Landschaften überrascht. Dieses Mal wählte ich den nördlichen 1225 m hohen Hausberg Honnitayama 本仁田山 der Stadt Okutama 奥多摩 aus. Die Wanderung startet am Bahnhof Hato-no-su 鳩ノ巣駅, führt vorbei an einem kleinen Schrein gemächlich den 1111 m hohen Berg Kobutakayama 瘤高山 hinauf und über einen Kamm zum Berg Honnitayama 本仁田山. Der Abstieg erfolgt über steile Wege (<36°), bis ein kleines Dorf erreicht wird. Die restlichen 200 Meter spaziert man gemütlich über eine Teerstraße den Berg herunter. Ein Stück hinter dem Bahnhof rundet ein Besuch im Onsen Moegi-no-Yu もえぎの湯 die Wanderung ab.

Gegen 10.12 Uhr fährt mein Zug in den Bahnhof Hato-no-su 鳩ノ巣駅 ein, der innerhalb von 1 ½ Stunden von Tokio erreichbar ist. Direkt rechts neben dem Ausgang besuche ich kurz die Toiletten und folge rechts der ansteigenden Straße über die Gleise. Ich laufe immer weiter durch ein kleines Dorf, bis ich links an einer Betonwand ein weißes Schild mit den letzten Schriftzeichen Berg Honnitayama 本仁田山 entdecke. Dort spaziere ich immer geradeaus auf der Rampe den Berg hinauf, bis ich an einer weiteren kleinen Rampe ankomme. Zwischen Straße und der Rampe weist mir ein unscheinbares Holz-Hinweisschild Honnitayama 本仁田山 die Richtung. Oben an dem Hinweisschild wurde ein kleine Nummer angebracht, falls irgendetwas während der Wanderung passieren sollte, kann man bei einem Notruf einfach die Nummer mitangeben und die Behörden wissen dann genau, in welchen Abschnitt der Route man sich gerade befindet. Dieses System gibt es leider nur im Gebiet Tokio.
Oben an der Rampe entdecke ich neuere Schilder mit unseren Schriftzeichen. Der Weg führt über eine kurze Betontreppe und einen schmalen Pfad den Berg hinauf. Je höher ich steige desto schöner die Ausblicke auf das Dorf und die Berge. Das Wetter ist gut. Nach 5 Minuten erreiche ich auch schon einen japanischen Zedern-Wald. Die Sonne zaubert schöne Muster auf die Waldwege.

Honnita (11)

Von hier aus gibt es nur eine Richtung – nach oben! Es gilt 935 Meter zu bewältigen. Nach 10 Minuten kann man den Berg Honnitayama 本仁田山 und den Berg Kobutakayama 瘤高山 durch einen Zaun aus bestaunen.

Honnita (4)

Das Ziel scheint noch weit entfernt zu sein. Über etliche Wurzeln und vereinzelnde Treppenstufen geht es weiter den Berg hinauf, bis ich nach gut einer Stunde den kleinen Schrein One-no-yama-no-kami 大根ノ山の神 erreiche. Der steht auf einem kleinen Felsbrocken unter zwei Zedern-Bäumen im Schatten. Davor liegen einige Steine, eine Spendenbox und zwei Vasen. Der Schrein ist dem weißen Rettich Daikon 大根 Berg Gott gewidmet.

Honnita (8)

Links entdecke ich eine Karte meiner Wanderung mit Zeitangaben. Rechts steht auch schon das nächste Schild Richtung Honnitayama 本仁田山. Der zunächst steile Weg führt mich langsam den Berg schlängelnd hinauf. Die Aussicht wird immer besser. Ich halte viele Pausen, da die Steigungen nicht ohne sind. Weiße Kirschblütenblätter zaubern ein schönen Akzent auf den Weg. Die Beschilderung ist gut ausgebaut und an jeder Kreuzung steht ein Schild bereit, so dass ich mich nicht verlaufen kann. Nach einer weiteren Stunde besteht der Weg nur noch aus Wurzeln, bis ich endlich oben am Kamm ankomme. Dann führt mich die Beschilderung über einen flachen Kamm, bis zur nächsten steilen Stelle. Einige kleine Fliegen schwirren um meinen Kopf herum, die werden leider während meiner Wanderung mein stetiger Begleiter sein. :/ Der Weg wird immer steiler und steiler.

Honnita (5)

Ich kämpfe mich über einen steilen Wurzelweg den Berg Kobutakayama 瘤高山 hinauf und werde mit einem schönen Blick auf das Tal belohnt. Ein kleines Schild auf dem Boden teilt mir mit, dass ich endlich auf der 1112 m hohen Spitze angekommen bin. Hier kann ich nur empfehlen sein Mittagessen zu verspeisen.

Honnita (10)

Weiter geht’s zum Nachbarberg. Um 13.20 Uhr komme ich am 1225 m hohen Honnitayama 本仁田山 an. Die Spitze ist recht beengt, da gerade dort eine zwanzigköpfige Gruppe ihr Mittagessen verspeist und alle Sitzmöglichkeiten beschlagnahmt. Ich suche mir einen Felsen etwas abseits und vertilge mein Mittagessen rasch. Für japanische Bergtouren kann ich Inari Sushi empfehlen, da diese gut sättigen und auch ohne Kühlung gut schmecken.

Honnita (9)

Die Aussicht ist unglaublich schön, aber ich ziehe schnell weiter, da mir die Gruppe einfach zu laut ist. Ich folge dem Weg auf der anderen Seite jetzt immer Richtung Bahnhof Okutama 奥多摩駅. Der Abstieg über unzählige Wurzeln und einigen Treppenstufen gestaltet sich schwierig, da der Weg immer steiler wird.

Honnita (7)

Ich klettere über Wurzeln und noch mehr Wurzeln.

Honnita (3)

Zwei „gefährliche“ Stellen sind grundsätzlich in Japan mit gelb/schwarzen Bändern markiert. Ich muss mich konzentrieren, dass ich nicht unbedacht meinen Fuß irgendwo hinsetze, und damit eine Steinlawine auslöse. Die Gruppe von eben überholt mich an einer etwas breiteren Stelle.
Nach gut zwei Stunden erreiche ich endlich ein kleines Dorf. Ein gelbes Hinweisschild weist mich auf einen 50 m entfernten Schrein Chibusa-Kannon 乳房観音 hinweist, der etwas abgelegen hinter einem verfallenen Haus steht. Im Jahre 1230 gab es einen großen Ginko-Baum, der unglaublich viele Früchte besaß, die aussahen wie unzählige Nippel(!). Leider überlebte der Baum nicht besonders lange, so dass man aus dessen Früchten zwei Bäume pflanzte. Die beiden Bäume wuchsen zusammen und wurden heilig. Hinter dem Hinweisschild kann ich die beiden Bäume entdecken. Viele Wanderer beten für ein sichere Besteigung.

Honnita (2)

Ich folge der Straße den Berg immer weiter herunter bis ich an einer großen Brücke ankomme, die über einen Fluss führt. Nach sieben Minuten erreiche ich links eine weitere Brücke über den Fluss. Ich werfe einen letzten Blick zurück auf die beiden Berge.

Honnita (6)

Ich überquere auch diese Brücke, passiere den Bahnhof Okutama 奥多摩駅 und biege an der Ampel links ab. Nach 200 Metern biege ich rechts in die Straße vor dem Tunnel ab, passiere einen anderen Tunnel und komme nach weiteren 15 Minuten am Onsen Moegi-no-Yu もえぎの湯 an. Es ist mittlerweile 17 Uhr. Ich stelle am Eingang meine Schuhe in eins der kostenlosen Schließfächer, bezahle 780 Yen, bekomme ein Schlüssel für mein Schließfach und betrete rechts das Frauenbad 女湯. Jeden Monat wird das Frauen- und Männerbad getauscht. Die Bäder unterscheiden sich anhand der Größe. Diesen Monat war das Frauenbad im kleineren Juryufuro上流風呂. Meine Glieder fangen an zu prickeln und ich fühle mich sehr wohl. Nach einer Stunde nehme ich den Zug um 18.34 Uhr nach Tokio zurück.

Insgesamt war dies eine schöne, aber anstrengende Wanderung, die mich an vielen verschiedenen Abschnitten über mehrere Berge, bahnbrechende Aussichten und zwei Schreinen führt. Sehr zu empfehlen, wenn man eine schöne und anspruchsvolle Wanderung machen möchte.


Distanz: 9,7 km
Dauer: 4:30 Stunden (+ 2 Stunden Pause)
Höhenmeter: 1225 m
Ansteigend: 935 m
Absteigend: 918 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✩ ✩
Jahreszeit: Geeignet für Frühling, Herbst und Winter. Im Juli/August zu warm.
Startpunkt: Bahnhof Hato-no-su 鳩ノ巣駅 Oume Linie 青梅線
Endpunkt: Bahnhof Okutama 奥多摩駅 Oume Linie青梅線
Fotos: 26. April 2015


Nützliche Schriftzeichen:
Berg Honnitayama 本仁田山
Stadt Okutama 奥多摩
Bahnhof Hato-no-su 鳩ノ巣駅
Berg Kobutakayama 瘤高山
Onsen Moegi-no-Yu もえぎの湯
Oume Linie青梅線
Bahnhof Okutama 奥多摩駅
Schrein One-no-yama-no-kami 大根ノ山の神
Weißer Rettich Daikon 大根
Schrein Chibusa-Kannon 乳房観音
Frauenbad 女湯
Bad Juryufuro上流風呂

Links:



Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!