Tipps

[Tipps] Auf Rollen durch Japan: Barrierefrei reisen

Barrierefreies Reisen in Japan ist ein wichtiges Thema für Menschen im Rollstuhl sowie für Familien mit Kinderwagen. Damit die Reise auf Rollen ohne Probleme verläuft, stellen wir alle wichtigen Themen hierzu vor.

Flughafen

Alle internationalen und großen Flughäfen in Deutschland und Japan (Narita oder Haneda) sind barrierefrei und haben große (Rollstuhl-)Toiletten. Bei der Fluggesellschaft kannst du einen Begleitservice anfordern. Dieser sollte 48 Stunden vor dem Abflug angefragt werden.

Flughafenbusse (Airport Limousinen) verfügen über mehrere Stufen und nehmen nur Menschen mit klappbaren Rollstühlen mit. Aus diesem Grund ist eine Weiterreise mit dem Zug empfehlenswert.

Zug

Vor Abfahrt überprüfst du die Accessible Tourism Webseite, um nachzuschauen, wo und ob es Fahrstühle gibt. Einige Bahnhöfe in Tokio haben keine Fahrstühle; in ländlichen Gegenden ebenfalls. Nachdem du dich über das Zugfahren in Japan informiert hast, erkundest du die Bahnhöfe (auch vom Shinkansen) durch Schranken mit einer Abmessung von 55 cm Breite.

Für Rollstuhlfahrer gibt es eine extra Schranke mit 95 cm Breite, die sich meist vor den Schaffnerkabinen befindet. Außerdem gibt es einen extra Begleitservice, für den du ca. 10-15 Minuten mehr Zeit einplanen solltest.

Wenn du beim Schaffner dein Ziel angibst, begleitet dich das Personal mit einer Rampe zum Zug. Am Umsteigebahnhöfen und/oder Zielbahnhof erwartet dich jeweils ein weiterer Schaffner, der dich wieder begleitet und zum gewünschten Ziel bringt.

Im Zug gibt es extra Rollstuhl- und Kinderwagen-Stellplätze, die schon auf dem Bahnsteig mit einem Rollstuhl-Zeichen an Boden, Wänden oder an den Türen angegeben werden.

In älteren Zügen befinden sich diese Stellplätze entweder im vorderen oder hinteren Zugteil. Neuere sogar in jedem Waggon.

In den Fernzügen Shinkansen gibt es Plätze für Rollstühle, die du so früh wie möglich am Schalter buchen solltest. Dein Rollstuhl wird dann mit einem Gurt gesichert.

In vielen Bahnhöfen gibt es Fahrstühle, die rollstuhlfreundlich mit leicht erreichbaren Knöpfen und einem Spiegel ausgestattet sind. Mit dem Spiegel ist es möglich, rückwärts einfacher herauszufahren.

Toiletten

In Bahnhöfen, an Sehenswürdigkeiten, in Kaufhäusern oder im Shinkansen gibt es sogenannte Multifunktionstoiletten (多目的トイレ, tamokuteki toire), in die Rollstühle und Kinderwägen hineinpassen. Außerdem gibt es dort Wickelflächen sowie einen Sitz für Babys (ab 6 Monate), damit Mami in Ruhe pinkeln kann.

Am besten die Toiletten an den Bahnhöfen nutzen, die auf der Webseite Accessible Tourism Webseite angezeigt werden.

Bus

Busse, die an der hintern Tür mit einem Rollstuhl-Sticker gekennzeichnet sind, haben innen keine Stufen. Um in den Bus zu kommen, stellt dir der Busfahrer eine Rampe zur Verfügung. In jedem Bus gibt es ausgewiesene Rollstuhl-Plätze.

In ländlichen Gebieten oder in einigen älteren Bussen sind noch Stufen verbaut. Fernbusse haben mehrere Stufen und nehmen nur Menschen mit klappbaren Rollstühlen mit.

Taxi

Die meisten Taxen auf Japans Straßen haben keine Rampe dabei. Wenn du also ein Taxi heranwinkst, muss dein Rollstuhl faltbar sein. Erst bei voriger Anmeldung nehmen Taxifahrer eine Rampe mit. So kommst du direkt mit Rollstuhl ins Taxi.

Hotels

Seit 2006 das Barrierefreiheitsgesetz verabschiedet wurde, müssen größere und neuere Hotels barrierefreie Zimmer zur Verfügung stellen.

Bei älteren und Standard-Unterkünften kann es sehr schwer sein, Informationen zur Barrierefreiheit auf Englisch zu finden. Zudem sind die Badezimmer oft sehr eng und Badewannen haben einen zu hohen Einstieg.

Die meisten traditionellen Hotels (Ryokan) erlauben keine Rollstühle, weil sie mit empfindlichen Tatami-Matten ausgelegt sind.

Sehenswürdigkeiten

Seit den olympischen Spiele sind in den Großstädten die meisten Sehenswürdigkeiten für Rollstuhlfahrer erreichbar. Allerdings gibt es viele historische Gebäude, die nicht umgebaut werden können. Neuere Gebäude dagegen sind barrierefrei und bieten ausreichend Informationen zur Barrierefreiheit auf ihren Webseiten (Englisch) an.

Auch berühmte Gärten und Parks in Tokio sind für Rollstuhlfahrer geeignet, wie z. B. Koishikawa Korakuen, Kiyosumi Garden, Rikugien oder Hama Rikyu Garden. Beachte aber, das diese Schotterwege besitzen und eine Begleitperson dabei sein sollte. Museen, Galerien oder oder sonstige Ausstellungen in neueren Gebäuden sind meist gut auf Rollen erkundbar. Weitere Informationen findest du auf deren Webseiten.

Restaurants

Traditionelle Restaurants, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind, sind in Japan recht schwierig zu finden. Sie befinden sich oft in kleinen Gebäuden oder engen Gassen. Oft sind sie auch mit Treppen versehen. Statt ziellos herumzuirren, solltest du die Apps Bmaps oder Gurunavi nutzen, in der du nach Restaurants mit Barrierefreiheit und Rollstuhltoiletten suchen kannst.

Rikscha

Auch Rikschas können von Rollstuhlfahrern gebucht werden. Hier kommt ebenfalls eine Rampe zum Einsatz. In Tokios Asakusa genügt ein Anruf unter Tel. 03-3843-0890 und einer zusätzlichen Gebühr von 8.000 Yen, um die Rampe zu nutzen.

Leihwagen

Viele Leihwagenfirmen in Japan vermieten Autos, die mit Rollstuhl befahrbar sind. Sie nennen sich Fukushi sharyō (福祉車両) und unterscheiden sich preislich kaum von anderen Klassen. Diese speziellen Wagen werden aber nur auf den japanischen Webseiten angeboten. Reisende können sie telefonisch buchen.

Unterwegs in der Stadt

Nicht ganz so einfach wirst du es in älteren Stadtvierteln und den engen Gassen haben. Gehwege sind häufig nur durch eine weiße Linie gekennzeichnet. Oftmals sind auch die Gebäude nur durch steile Treppen zu erreichen.

Gepäck

Um die Reise entspannter zu gestalten, sollte ein Gepäck-Lieferdienst in Anspruch genommen werden. Das Gepäck wird einfach am Morgen aufgegeben und erreicht das Ziel, je nach Entfernung, am gleichen Abend bzw. nächsten Tag. Pro Koffer solltest du mit ~15-25 € rechnen.


Insidertipps

  • Auf WanderWeib steht unter jeder Sehenswürdigkeit der Abschnitt „Barrierefreiheit“. Dort steht die Barrierefreiheit und wo die nächsten Rollstuhltoiletten sind.
  • Um den Urlaub richtig zu genießen, sollte der Rollstuhl faltbar sein und eine maximale Breite von 95 cm aufweisen.
  • In Kyoto auf keinen Fall im Rollstuhl Bus fahren, sondern besser Züge benutzen oder ein Taxi ordern.
  • Wenn du bei Google Maps nach „Toilet near me“ suchst, werden dir in Japan alle öffentlichen Toiletten in der Nähe angezeigt.

Nützliche Links

Englisch


Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!


7 Kommentare

  • Stefan

    Wir waren mit zwei Kleinkindern (2 und 4) und großem Buggy (inkl. Buggy Board) unterwegs und die labyrinthartigen Bahnhöfe waren wirklich ein Albtraum. Das Umsteigen zwischen zwei Zuglinen hat gut und gerne 10-15 Minuten gedauert, da die Aufzüge oft versteckt sind. Wer der Beschilderung für ein Gleis folgt endet oft vor einer Treppe. Für den Aufzug muss man teilweise hundert Meter Umweg laufen (und ihn erstmal finden). Wir sind daher oft mit Buggy Rolltreppe gefahren, gerade wenn wir nicht viel Zeit zum Umstiegen hatten.

    Für uns war dieser Aspekt tatsächlich der frustrierendste im Urlaub. Allerdings wissen wir auch keine Alternative. Wir sind am Tag > 15k Schritte gelaufen. Da ist ein Tragetuch keine Option (wenn das Kind > 10 kg wiegt) und natürlich auch nicht das Kind selbst laufen zu lassen. Daher war der Buggy mit Buggyboard die einzige Variante für uns.

    • Joerg

      Hallo Stefan,

      ich war auch mit zwei Kindern (1 und 4) in Japan unterwegs. Ich hatte für den Kleinen eine Kraxe, eine Art Ruckack mit Sitzmöglichkeit fürs Kind. Findet man zum Beispiel bei deuter im Sortiment (kids comfort). Die Große konnte schon laufen, die hatte allerdings auch einen kleinen leichten Faltbuggy, damit wenn es zu viel wurde, sie auch einfach mal ein Stück geschoben werden konnte. Der Buggy wurde für Zugfahrten dann zuammengefaltet und untern Arm geklemmt. So haben wir das Transportproblem gelöst.

      Viele Grüße aus der Wanderweib Redaktion
      Joerg

  • Luisa

    Mein Mann hat sich vor 3 Tagen leider den Mittelfuß beim Wandern auf Miyajima gebrochen. Nun kann er nur noch kleinere Strecken über seine Ferse humpel.
    Wir sind jetzt noch zwei Nächte in Osaka, 2Nächte in Hakone und dann 6 Nächte in Tokio.

    Gibt es in Tokio vielleicht eine Möglichkeit einen Rollstuhl zu mieten? Momentan ist es sehr frustrierend, weil wir nur sehr kleine Gebiete erkunden können und dafür auch noch ein Taxi brauchen.

    Danke euch!

    • Tessa

      Hallo Luisa,

      gute Besserung. Vermutlich wird das mit dem Ausliehen kaum möglich sein, aber in den größeren Kaufhäusern stehen meist kostenlose Rollstühle bereit, die ihr für 1-3 Stunden sicher ausliehen könnt.

      Hab ich dir geholfen? Dann würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du hier (ohne Aufschlag) die Hotels (Booking) * , den Japan Rail Pass, die Sim-Karten oder den Wifi-Router buchst. Vielen Dank!!

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert