Miyagi,  Tohoku,  Wandern

[Wandern] Von Whisky, Affen und einem großen Wasserfall – Akiu-Otaki

Passend zu Weihnachten zieht es uns in die zu geschneite Natur neben der Nikka Whisky Sendai Distillery, die nur einen Katzensprung von Sendai entfernt liegt. Dort können wir uns die Produktion ansehen und kostenlos Whiskey probieren. Im Anschluss spazieren wir im Tiefschnee durch einen von Affen bevölkerten Wald zum Wasserfall Akiu-Otaki, der sich neben dem schönen Tempel Akiuotaki-Fudoson befindet. Zum Abschluss entspannen wir uns in einer heißen Quelle und genießen einen leckeren Miso-Burger.


Die Wanderung

Ein ziemlich eisiger Wind lässt uns frösteln, als wir am Sendai Bahnhof an der Haltestelle 10 anstellen. Um 7.30 Uhr schießt der Bus Richtung Sakunami Onsen 作並温泉 um die Ecke und wir halten unsere Suica an das Touchfeld am Hintereingang, um unseren Einstieg zu registrieren. Die Fahrt dauert genau eine Stunde und kostet 1000 Yen.  Schließlich steigen wir an der Bushaltestelle Nikkabashi ニッカ橋 aus.

Dort entdecken wir die ersten Schnee-Haufen und auf der einen Seite das Schild zu unserem Wanderweg Furusato-Midori-no-Michi ふるさと緑の道.

Direkt dahinter leuchtet schon das rote Logo der Nikka Whisky Sendai Distillery ニッカウ井スキー仙台工場, das uns nach links in eine kleine Straße schickt.

Nikka Whisky Sendai Distillery

Von dem Personal werden wir in einen kleinen Warteraum geführt. Dort finden wir eine Ausstellung über den Gründer Masataka und seiner Frau Rita, die aus Schottland stammt. Pünktlich um 9 Uhr fangen hier die Führung durch die Produktion an.

Die Distillery wurde übrigens im Jahre 1969 errichtet und enthält viele größere Kolben. Die kostenlose Tour dauert gute 20 Minuten und ist leider komplett auf Japanisch, dafür können wir uns zumindest umsehen. Zum Abschluss darf man noch drei Whisky Sorten probieren und natürlich auch kaufen. Wir mögen beide keinen Whiskey und setzen deswegen unsere Wanderung auf der Straße Richtung Shinkawa 新川 fort. Am Wegrand fällt uns das gelbe Schild auf, das uns vor Bären warnt.

Na, hoffentlich treffen wir heute auf keinen dieser Gattung… Der Schnee ist zum Glück nur 10 cm hoch, so dass wir keine Probleme haben. An der Straße fällt uns dieser Steinhaufen auf.

Das sind Jizo Statuen, welche die Untoten Seelen Verstorbener in die Unterwelt bringen sollen.  Über eine schmale Straße geht es immer tiefer in die Pampa. Nach gut 30 Minuten entdecken wir den kleinen Schrein Kumano-jinja 熊野神社 unter einem dichten Zedern-Wald.

Ab dieser Stelle folgen wir dem Schild auf der anderen Seite Richtung Akiu-ootaki 秋保大滝 nach links.

Mit bangen Blick schauen wir auf die weiß-roten Stöcke, die die Straße säumen, an. Wie wohl der Weg weiter geht? Dann passieren wir das letzte Häuschen und begeben uns ins Abenteuer durch einen Zedern-Wald. Auf dem Weg entdecken wir auch schon die ersten Affenspuren, die uns noch eine ganze Weile begleiten werden.

Doch leider können wir die Tiere nicht erspähen… Wenige Schritte später treffen wir auch auf die ersten Bären-Spuren… Der Weg ist mit kleinen Rinnsalen durchzogen.

Nach der nächsten Brücke verwandelt sich der 10 cm Schnee in 30-40 cm Tiefschnee… Spätestens nach den ersten Schritten wünschten wir uns ganz fest Schneeschuhe herbei, die uns etwas mehr Halt auf dem weichen Untergrund bieten. Mutig kämpfen wir uns durch die Massen und hoffen, dass der Muskelkater nicht ganz so schlimm ausfällt. 40 Minuten später stehen wir vor diesem seltsamen Wegweiser, deren Schilder kaum zu lesen sind.

Hier biegen wir von der Straße ab und folgen dem Flussverlauf, bis wir ihn an dieser Stelle überqueren.

Nach weiteren 5 Metern überqueren wir den Bach erneut. Sind wir hier überhaupt richtig? In der Ferne können wir eine kleine Brücke und ein Hinweisschild ausmachen.

Glück gehabt! Wir sind richtig! Das Schild zeigt auf eine lange Treppe, die ins Nichts führt…

Irgendwie erreichen wir einen Kamm, der zum Glück weniger zu geschneit ist. Über schmale Wege treffen wir auf einen zugeschneiten Rastplatz.

Dieser stellt auch den höchsten Punkt unser Wanderung dar. Mit den Handschuhen schieben wir den Schnee von den Bänken und setzen uns, um etwas zu verschnaufen. Bei jedem Knacken im Unterholz schauen wir besorgt um und hoffen, ganz innig, dass wir keinen Bären zu Gesicht bekommen… Da auch neben der Raststätte vor Bären gewarnt wird.

Nach dieser kurzen Pause setzen wir unseren Weg fort und stehen plötzlich vor einem umgefallen Baum, der mitten auf dem Weg liegt.

Jetzt umdrehen? Nein… Mit kopfenden Herzen klettern wir vorsichtig unter den Bäumen hindurch… In einem dichten Zedern-Wald gehen wir in einer links Kurve auf einen Bach zu. Den wir auf einer kleinen Brücke überqueren. Diese mussten wir allerdings etwas suchen, da der Wanderweg kaum durch den Schnee sichtbar ist. Zum Glück können wir uns an unserem GPS-Karte orientieren. Ab dieser Stelle gehen wir auf Forstwegen langsam bergab.

Wir passieren mehrere größere Wasserfälle, so dass die Straße nie langweilig wird.  Dann beschleunigen wir unsere Schritte, da es an unserem Ziel der Bushaltestelle Akiu-oo-taki 秋保大滝 nur wenige Busse um 13.21 Uhr, 14.32 Uhr und 18.19 Uhr gibt. Die Straße führt uns mitten durch ein kleines Dorf zu einer Hauptstraße. Dort biegen wir nach rechts ab und kommen an dieser Brücke/Kreuzung an.

Hier steigen wir auf der rechten Seite die rutschigen Treppen hinab, während wir schon das Donnern des Wasserfalls hören. Unten angekommen, staunen wir über die Brücke, die zwischen zwei Felswänden gespannt ist.

Auf der anderen Seite können wir endlich das Highlight unserer Reise sehen, den großen Wasserfall Akiu-Otaki 秋保大滝.

Wasserfall Akiu-Otaki

Er besitzt eine Höhe von 55 Metern und eine Breite von 6 Metern. Minutenlang betrachten wir den glasklaren Strom und können uns kaum satt sehen. Leider drängt die Zeit und wir steigen die Stufen zur Brücke wieder hinauf. Ab hier folgen wir den Schildern Fudoson 不動尊 und entdecken in einer Kurve dieses nette Schild:

Affen scheinen in dieser Gegend eine Plage zu sein, da diese im Winter gerne die Gärten der Anwohner plündern. Um die Affen nicht in die Siedlungen zu locken, wurde das Füttern der Tiere kurzerhand verboten. Schließlich stehen wir vor dem Tempel Akiuotaki-Fudoson 秋保不動尊.

Der wurde 1828 zur Huldigung des großen Wasserfalles errichtet und ist berühmt für seine Drachen Schnitzereien.

Nur kurz können wir uns an dem Kulturgut erfreuen, schon eilen wir zur Bushaltestelle Akiu-Otaki 秋保大滝.

Dort wartet bereits eine Gruppe junger Japaner, die sich den großen Wasserfall angesehen haben. Etwas verspätet fährt der Bus Richtung Ayashi Bahnhof 愛子駅 vor. Die Fahrt dauert 30 Minuten und kostet 650 Yen, bis wir an der Bushaltestelle Besucherzentrum Aiku-bunka-no-Sato-Centre 秋保文化の里センター aussteigen. Vom Besucherzentrum folgen wir unserem Navi zum Akiu-Onsen-Kyodo-Yokujo 秋保温泉共同浴場, das nur wenige Minuten entfernt liegt.

Es ist etwas versteckt hinter einer Bushaltestelle. Der Eintritt kostet 300 Yen und ist von 8.00 bis 21.30 Uhr geöffnet. Jeden 4ten Mittwoch im Monat ist es geschlossen. Shampoo und Seife muss man selbst mitbringen. In dem sehr heißen Bad (44 Grad) entspannen wir uns sofort und lassen es uns gut gehen.

Nach dieser Entspannung gehen wir zurück zum Besucherzentrum Aiku-bunka-no-Sato-Centre und schauen uns die Schlucht Rairaikyo an, die direkt dahinter liegt.

[Wandern] Schlucht Rairaikyo: Bizarre Felsen und Wasserfälle

Die Schlucht ist berühmt für ihre bizarren Felsformationen und ihre schönen Wasserfälle. Besonders im Herbst soll die Herbstlaubfärbung wunderschön sein. Die Wanderung dauert nur 40 Minuten.

Schließlich gehen wir zurück zum Besucherzentrum und steigen in den Expressbus (Akiu – Kawasaki Sendai Nishibu- rainer 秋保川崎 仙台西部ライナー) Richtung Sendai ein, der von der pinken Haltestelle einmal pro Stunde abfährt.

Die Fahrt kostet 750 Yen und dauert 30 Minuten. Glücklich wieder in der Zivilisation zu sein, gehen wir einen Burger im berühmten Hachi Restaurant essen. Das Restaurant befindet sich direkt im Sendai Bahnhof im dritten Stock. Nur kurz müssen wir warten, dann bekommen wir einen Tisch zugewiesen. Für 1380 Yen bestellen wir uns einen Miso-Burger.

Lecker! Hier lassen wir auch den Abend ausklingen und freuen uns auf unser warmes Hotel-Zimmer.

Fazit: Die Wanderung ist ideal für erfahrene Wanderer, die in der Nähe von Sendai unterwegs sind und ungestört die Natur entdecken möchten! Achtung: Teilweise muss man den Weg suchen!


Die Wanderung im Detail

Distanz: 13,1 km
Dauer: 3.30/4.30 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 500 m
Ansteigend: 402 m
Absteigend: 426 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✭ ✩
Jahreszeit: Ganzjährig (Besonders schön im Winter)
Startpunkt: Bahnhof Sendai 仙台駅 → Bus → Bushaltestelle Nikkabashi ニッカ橋 バス停
Endpunkt: Bushaltestelle Akiu-ootaki 秋保大滝 → Bus → Bushaltestelle Aiku-bunka-no-Sato-Centre 秋保文化の里センター→ Bus → Bahnhof Sendai 仙台駅
Fotos: 2. März 2016

Wegweiser:
Bushaltestelle Nikkabashi ニッカ橋 バス停 → Furusato-Midori-no-Michi ふるさと緑の道 → Nikka Whisky Sendai Distillery ニッカウ井スキー仙台工場 →  Shinkawa 新川 → Akiu-ootaki 秋保大滝 → Akiu 秋保 → Furusato-Midori-no-Michi ふるさと緑の道 → Otaki 大滝 → Akiu-ootaki 秋保大滝 → Fudoson 不動尊 → Bushaltestelle Akiu-ootaki 秋保大滝

Nützliche Schriftzeichen:
Bushaltestelle Nikkabashi ニッカ橋 バス停
Furusato-Midori-no-Michi ふるさと緑の道
Nikka Whisky Sendai Distillery ニッカウ井スキー仙台工場
Shinkawa 新川
Akiu-ootaki 秋保大滝
Akiu 秋保
Otaki 大滝
Tempel Akiu-Fudoson 秋保不動尊
Bushaltestelle Akiu-ootaki 秋保大滝
Bushaltestelle Basutei バス停
Heiße Quelle Akiu-Onsen-Kyodo-Yokujo 秋保温泉共同浴場
Besucherzentrum Aiku-bunka-no-Sato-Centre 秋保文化の里センター
Expressbus (Akiu – Kawasaki Sendai Nishibu- rainer 秋保川崎 仙台西部ライナー)
Bahnhof Eki 駅
Rechts Migi 右
Links Hidari 左

 




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4 Kommentare

  • Martin

    Schön, bei euch liegt ja schon richtig Schnee. In Österreich war Frau Holle nicht so gnädig bis jetzt…

    Also bei dem süßen Verbotsschild könnte ich nicht widerstehen die Affen zu füttern :)

    Das Bärenschild würde mich sehr nervös machen, was gibt es denn in Japan für Bären? Sind das kleine putzige Gesellen oder auch richtige Braunbären?

    Schöne Grüße,
    Martin

    • Tessa

      Hallo Martin,

      auf der nördlichen Insel Japans (Hokkaido) fällt mittlerweile so viel Schnee, dass alle Winter-Ski-Gebiete geschlossen sind, weil die mit dem Schneeräumen nicht hinterher kommen. In Tokio liegt wie immer kein Schnee. ;-)

      Das sind so kleinere Bären, aber jedes Jahr kommt es zu Todesfällen durch Bären, sollte man also nicht auf die leichte Schulter nehmen…

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

  • Ulrich

    Hallo Tessa,
    habe den Eindruck, dass man in Japan möglichst Seife ,Shampo und Handtücher immer bei sich haben sollte!
    Nun, ich komme sicherlich nicht mehr nach Japan aber ich lese gern Deine Reisebeschreibungen.
    Man bekommt einen guten Einblick in die örtlichen Gegebenheiten.
    Weiter so!!!
    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrich

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