Wandern

[Wandern] Treppenwanderung am Berg Tanzawa-Oyama 丹沢大山

Wenn man auf anspruchs- und reizvolle Wanderungen steht, ist der Wanderweg mit 12,6 km am Berg Tanzawa-Oyama genau richtig. Er bietet wunderschöne Aussichten und eine Vielzahl interessanter Schreine, Wasserfälle und Landschaften. Wer Probleme mit den Knien hat, sollte diese Strecke auf keinen Fall ohne Trekkingstöcke wandern.

Das beeindruckende Berg- und Naturlandschaftsgebiet Tanzawa-Oyama ist in kurzer Zeit von Tokio aus zu erreichen. Die Gegend ist für die zahlreichen Wanderwege bekannt und bietet spektakuläre Aussichten. Im Frühling und im Sommer ist das Wandern am schönsten. Ab dem Bahnhof Isehara sind auf der 12,6 km langen Strecke mehrere Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Zum einen den Berg Oyama, eine Seilbahn, den Schrein Oyama Afuri, mehrere Wasserfälle und das Onsen Kutakuji. Den Abstieg findet man in keinem Wanderführer. Aber keine Sorge, der Weg ist gut ausgeschildert.

Die Wanderung

Gegen 10.04 Uhr komme ich am Bahnhof Isehara an und wende mich nach rechts Richtung Nordausgang. Auf der linken Seite laufe ich die Treppen hinunter und komme am Busbahnsteig 4 an. Dort fahren alle Busse regelmäßig Richtung Oyama Cable Car. Eine lange Schlange wartet bereits an der  Bushaltestelle der Kanagawa Busgesellschaft. Ich reihe mich ein und nehme den Bus um 10.25 Uhr. Meine aufladbare Geldkarte Suica halte ich am Hintereingang des Busses an das blaue Kontaktfeld. Damit war mein Einstieg registriert.

Die Fahrt dauert 20 Minuten. Beim Aussteigen halte ich die Suica erneut an das blaue Kontaktfeld. Dieses Mal jedoch beim Fahrer. Die Fahrt kostet mich ~320 Yen. An der Wand entdecke ich ein Schild „Cable Car“ mit einem roten Pfeil nach links. Ich folge den anderen Gruppen und passiere mehrere Hinweistafeln.

Das Schild Berg Oyama leitet mich den Berg hinauf. Über 362 Stufen. An beiden Seiten passiere ich zahlreiche Souvenirläden, die mir alles mögliche andrehen wollen.

Nach 15 Minuten erreiche ich einen kleinen Absatz. An der Wand hängt ein Schild, welches mich nach rechts Richtung Seilbahn/Cable Car lotst. Links geht der Fußweg ab, der über viele Stufen (365 Meter) den Berg hinaufführt. Die Abfahrtszeiten der Seilbahn sind regelmäßig. Ich kaufe mir eine Fahrkarte für ~500 Yen (~360 €) die Hinfahrt Katamichi und stelle mich an. Die Suica gilt hier leider nicht.

Nach 5 Minuten lassen die Schaffner die Wanderer zum Seilbahnsteig. Ich schieße schnell ein paar Fotos von der Seilbahn. In der Bahn stelle ich mich ans Fenster, damit ich die Aussicht genießen kann. Die kurze Seilbahnfahrt vom Bahnhof Oyama nach Afurijinja dauert nur 21 Minuten. Zwischendrin halten wir noch an einer weiteren Station. Hier bitte nicht aussteigen.

OyamaTanzawa (6)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oben angekommen erhalte ich eine wunderschöne Aussicht auf das darunterliegende Dorf. Ein Schild warnt mich sogar vor Bären. Ich folge den mit Laternen gesäumten Weg und erreiche einen Rastplatz. Rechts führt mich eine unebene Treppe den Berg hinab zur Toilette. Links entdecke ich eine große Treppe, die mich zum Oyama Afuri Schrein hinaufführt.

OyamaTanzawa (9)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der rote Schrein beeindruckt mich allein durch seine Größe. Ein Steintor und Gebetsstätten stehen um das Gebäude herum. Auf Bänken genießen Einheimische die Aussicht.

Um die Entstehung des Schreines ranken sich zwei Legenden: Die eine besagt, dass der reiche Tadatoki Someya und seine Frau unter Kinderlosigkeit litten. Sie beteten zu den Göttern und wurden im Jahre 689 mit einem Jungen gesegnet. Sie freuten sich sehr und veranlassten, dass auf dessen Körper zum Schutz die Statue Kannon Bosatsu geprägt wurde. Als der Junge zwei Jahre alt war, wurde er durch einen Adler entführt, nach Nara gebracht und dort von einem Mönch großgezogen. Tadatoki und seine Frau suchten verzweifelt nach ihrem Sohn. Nach einigen Jahren fanden sie den Jungen in Nara wieder. Sie erkannten ihn am Abbild der Kannon Bosatsu wider. Mittlerweile war er zu einem hochrangigen Priester aufgestiegen und nannte sich Roben (689-773). Das Paar bat den Sohn zurück nach Kanagawa zu kommen. Daraufhin gründete er den Oyama Afurijinja Schrein.

Die zweite Legende besagt, dass der 48-jährige Priester Roben von Nara nach Kanagawa zurückkam, um den Berg Oyama zu besteigen. Auf dessen Gipfel fand er die Statue der Gottheit Fudo Myoo, die als Schützer der Lehre gilt. Von diesem Moment an war er überzeugt, dass er auf dem Berg eine Gedenkstätte gründen musste.

Links am Schrein vorbei weist mich ein Schild Richtung Berggipfel. Der Aufstieg dauert rund 90 Minuten. Hinter einem kleineren Schrein beginnt auch schon eine steile Treppe.

OyamaTanzawa (8)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oben angekommen erwarten mich die ersten unebenen Treppen.

OyamaTanzawa (2)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Je weiter ich den Berg hinaufsteige, desto unebener wird es. Bis die Treppen nur noch aus Felsbrocken bestehen.

OyamaTanzawa (4)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Pfad bietet mir zahlreiche Aussichten auf das Umland. An klaren Tagen kann man sogar den Fuji sehen.

Immer wieder passiere ich Bänke und Rastplätze. Der Weg wird immer steiniger. Ich lege viele kleine Pausen ein und esse ein paar Nüsse. Unterwegs stehen immer wieder Hinweisschilder, die mich auf besonders heilige Steine oder Steinformationen hinweisen. Ich richte mich nach den Schildern Richtung Gipfel Sanchou und Berg Oyama. Nach unendlich vielen Stufen erreiche ich erschöpft den 1.252 m hohen Gipfel des Berges Oyama.

Auch auf dem Gipfel erwarten mich einige Sitzmöglichkeiten und ein kleines Restaurant. Außerdem steht dort ein kleiner Schrein. Die Aussicht ist unglaublich schön. Man kann sogar das Meer und die kleine Halbinsel Enoshima entdecken. Ich setze mich auf eine Bank und verspeise mein Mittagessen.

OyamaTanzawa (1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zahlreiche Karten stehen auf dem Gipfel und helfen mir bei der Orientierung. Ich benutze die saubere Toilette und lasse meine Beine baumeln. Nach 30 Minuten folge ich abwechselnd den Hinweisschildern Richtung Fudoshiri und Nanasawa. Es geht bergab. Über unendlich viele Stufen. An einer Abzweigung wende ich mich nach links Richtung Fudoshiri. Und wieder erwarten mich Stufen.

Nun wusste ich, dass Berg Oyama nicht ohne Grund Berg der Stufen genannt wird. Während meines Abstiegs erhalte ich beeindruckende Ausblicke auf die umliegende Berglandschaft und entdecke abwechselnd Schilder in Richtung Fudoshiri und Nanasawa mit Kilometerangaben. Der Weg führt mich über Wurzeldecken immer weiter den Berg hinab in einen Wald.

OyamaTanzawa (3)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich wandere zunächst auf einem Kammrücken. Teilweise sind die gefährlichen Stellen mit Ketten gesichert worden. Die Ketten sind aber mehr oder weniger nutzlos, weil sie an wackligen Stangen befestigt worden sind. Und mir wird etwas mulmig.

OyamaTanzawa (7)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Regen ist die Strecke definitiv nicht zu empfehlen.

Ich passiere einige Rastplätze. Die Strecke kann man in keinem Wanderführer finden und ist ziemlich abgelegen. Während meines Abstieges überholten mich nur zwei Wanderer. Nach zwei Stunden erreiche ich einen japanischen Zedernwald. Über schmale Pfade steige ich den Berg immer weiter hinab bis ich Geräusche von Wasser hören kann. Ich erreiche eine Abzweigung und wende mich nach links. Richtung Monomitoge. Keine 100 Meter weiter stand ich vor kleinen Wasserfällen.

OyamaTanzawa (10)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich schieße ein paar Fotos und kehre zur Abzweigung zurück. Ich folge der Beschilderung abwechselnd in Richtung Kotakuji-Onsen und Nanasawa. Bis ich eine Teerstraße erreiche. Dabei passiere ich zwei Dixi-Toiletten und einen alten Campingplatz, der nicht mehr genutzt wird.

Parallel zur Straße schlängelt sich der Fluss den Berg hinab. Ich überquere zwei Brücken und folge der Beschilderung. Immer wieder entdecke ich kleine Wasserfälle. Um Punkt 17 Uhr führt mich die Straße durch einen dunklen Tunnel. Ich schalte meine Stirnlampe ein und erfreue mich an der dunklen Kurz-Wanderung. Nach 30 Minuten erreiche ich eine neugebaute Straße und entdecke rechts von mir eine Baustelle für einen kleinen Damm. Als ich die Brücke überquere, höre ich Piepslaute aus einem Lautsprecher, die Tauben von der Baustelle fernhalten sollen.

Um 17.45 Uhr erreiche ich das Onsen Kotakuji 広沢寺温泉. Ich ziehe meine Schuhe aus und lasse sie im Eingang stehen. Eine Angestellte nimmt mir 1.000 Yen ab, weist mir Holzsandalen zu und zeigt mir den Weg durch einen wunderschönen japanischen Garten. Ich darf nur eine Stunde bleiben, weil das Onsen um 18.30 Uhr schließt. Wertsachen können für 100 Yen in Schließfächer weggeschlossen werden. Um dich im Onsen nicht zu blamieren, empfehle ich diesen Onsen-Artikel von uns.

Das Frauen Bad 女湯 ist links und das Männer Bad 男湯 rechts. Das Onsen wird durch Wände abgeschirmt und befindet sich komplett im Freien. In einem kleinen Raum packe ich meine Sachen in eine Regalwand. Ich hole Handtuch und Waschlappen heraus und lege sie auf einen großen Stein. Ich wasche mich auf dem kleinen Hocker und steige vorsichtig in das mit Holz ausgelegte Onsen. Schilder warnen mich davor, dass das Holz rutschig ist.

Unbekleidet draußen zu baden ist schon ein komisches Gefühl. Nach 45 Minuten verlasse ich das Onsen und kehre zur Hauptstraße zurück. Ich laufe weiter den Berg hinunter, bis ich rechts am Weg einen großen Parkplatz und eine erleuchtete „Bruchbude“ entdecke. Über einen Pfad überquere ich den Parkplatz und kehre in das berühmte Ramen-Restaurant (Ramenya) ZUND-BAR ein, welches viele Preise gewonnen hat.

Was außen einer Bruchbude gleicht, machte das Ramenya innen durch die moderne Einrichtung wieder wett. Vom Personal wird mir ein Tisch zugewiesen. Ich bestelle mir Yuzu-Ramen für ~1.000 Yen, die Empfehlung des Hauses für weibliche Gäste.

kanegatake (40 von 41)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Falls die Portion nicht reicht, kann man zusätzlich noch Reis bestellen. Die Yuzu Ramen sind superlecker. Die kann ich nur empfehlen.

Satt und zufrieden kehre ich zur Hauptstraße zurück. Ich folge dem Weg bis zu einem 7-Eleven Konbini und wende mich nach rechts an der Landstraße 64. Auf der linken Seite entdecke ich die Bushaltestelle und nehme den Bus um 19.42 Uhr Richtung Bahnhof Honatsugi. Die Fahrt kostet mich ~400 Yen und dauert 38 Minuten. Am Bahnhof Honatsugi steige ich aus und mache mich auf den Heimweg in Richtung Tokio.


Beschilderung:
Sanchou 山頂 → Oyama 大山 → Fudoshiri 不動尻 → Nanasawa Onsen 七沢温泉 → Fudoshiri 不動尻 → Kotakuji-Onsen 広沢寺温泉 → Nanasawa 七沢 → Kotakuji-Onsen 広沢寺温泉


Details:
Distanz: 12,6 km
Dauer: 4:50 Stunden (ohne Pausen)
Höhenmeter: 1.256 m
Ansteigend: 758 m
Absteigend: 1.022 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✭ ✩ (Wanderschuhe sind Pflicht!)
Jahreszeit: Geeignet für alle Jahreszeiten. Besonders schön im Herbst zur Blätterfärbung.
Startpunkt: Bahnhof Isehara 伊勢原駅 Odakyu Linie小田急線
Endpunkt: Bahnhof Honatsugi 本厚木駅 Odakyu Linie小田急線
Fotos: 19. April 2015


Nützliche Schriftzeichen:
Gebiet Tanzawa-Oyama 丹沢大山
Bahnhof Isehara 伊勢原駅
Berg Oyama 大山
Schrein Oyama Afuri 大山阿不利神社
Bad Onsen Kotakuji 広沢寺温泉
Startpunkt: Bahnhof Isehara 伊勢原駅 Odakyu Linie小田急線
Endpunkt: Bahnhof Honatsugi 本厚木駅 Odakyu Linie小田急線
Odakyu Linie小田急線
Bahnhof Isehara 伊勢原駅
Nordausgang 北口
Bahnhof Honatsugi 本厚木駅
Richtung Oyama cable car 大山ケーベル
Kanagawa-Busgesellschaft 神奈川バス
Hinfahrt Katamichi 片道
Bahnhof Afurijinja 阿不利神社駅
Toilette トイレ
Schrein Oyama Afuri 大山阿不利神社
Berggipfel – Mountain Top 頂上登山口
Richtung Gipfel Sanchou 山頂
Richtung Fudoshiri 不動尻
Nanasawa 七沢
Monomitoge 物見峠
Richtung Kotakuji-Onsen 広沢寺温泉
Frauen Bad 女湯
Männer Bad 男湯
Ramen Restaurant ZUND-BAR
Yuzu-Ramen Shio Maroaji 柚子ラーメン 塩 まろ味
Bahnhof Honatsugi 本厚木駅


Links:
Bus fahren in Japan: Die Anleitung
Ramenya (Ramenbar) ZUND-BAR (GoogleMaps)




Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!


2 Kommentare

  • Wladick

    Hallo!
    Kann die Wanderung nur weiter empfehlen. Habe sie vor zwei Wochen gemacht und es war einfach genial. Das Onsen ist einfach nur der Hammer und in meinem Fall war ich sogar ganz alleine drin und die Ramen Suppe am Schluss war sehr lecker. Nur wenn man etwas kaputte Knie hat sollte man aufpassen, der Abstieg macht den Gelenken ganz schön zu schaffen!
    Grüße

    • Tessa

      Hallo Wladick,

      danke für dein Feedback. Ich finde die Tour auch sehr schön.

      Mir taten auch am Ende die Knie etwas weh. Man sollte sich wirklich viel Zeit für den Abstieg einplanen.;)

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

Schreibe einen Kommentar zu Wladick Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert