Wandern

[Wandern] Fit für den Fuji: Wandern am Berg Takanosu

Da bald die Besteigung des Fujisan auf dem Plan stand, suchten wir im Internet nach Bergen, die einen ähnliche Schwierigkeit hatten. Der bekannteste „Bruder“ ist wohl der 1.737 m hohe Berg Takanosu (鷹ノ巣山), der zu den drei höchsten Gipfeln der Präfektur Tokio gehört. Der steile und lange Wanderweg ist ähnlich anstrengend und erfordert viel Disziplin. Endlich oben angekommen, erhalten wir schöne Aussichten auf grüne Bergkuppen und Seelandschaften. Von dort geht es weiter über breite Wege zum Berg Muiishiyama. Dort begrüßen uns mehrere Ameisenstraßen, die eine Rast unmöglich machen. Danach stoßen wir auf zwei schöne Schreine und einen See mit Staudamm. Erschöpft erreichen wir nach vielen Stunden eine Bushaltestelle. Mit dem Bus geht es dann zum Bahnhof Okutama, um uns dort in der heißen Quelle zu erholen.

Die Wanderung

Gegen 9.07 Uhr erreichen wir den Bahnhof Okutama. Bis der Bus um 9.35 Uhr an der Haltestelle 1 einfährt, schauen wir uns etwas um. Direkt am Bahnhof entdecken wir kostenlose Toiletten, einen Konbini, kleinere Restaurants und einen Schrein.

Der Schrein Tozan-jinja ist dem Bergsteigen gewidmet. Dementsprechend beten hier viele Wanderer für eine sichere Besteigung. Auch wir lassen eine Münze dort, bevor wir uns an der Bushaltestelle hinter einer Gruppe Studenten anstellen.

Da kommt auch schon der Bus um die Ecke. Wir halten unsere aufladbare Geldkarte Suica an das blaue Kontaktfeld am Hintereingang und setzen uns. Die Fahrt dauert rund 25 Minuten. An der Haltestelle Higashinipara steigen wir mit einer Gruppe Japaner aus. In Fahrtrichtung des Busses folgen wir der Straße für 500 m und entdecke auf der linken Seite ein kleines Hinweisschild Richtung Berg Takanosu.

Der steile Anstieg

Hinter dem Schild führt eine Treppe hinab in einen Zedernwald. Wir passieren eine Brücke, dann gibt es nur noch eine Richtung: bergauf! Auf Holzbrücken überqueren wir mehrmals einen Bachverlauf, indem glasklares Wasser säuselt.

Neben dem Bach liegen riesige Felsbrocken und auf beiden Seiten ragen Felswände in die Höhe. Plötzlich steht ein Japaner vor uns und meint, dass die Strecke zu schwer für ihn sei. Dann verschwindet er hinter der nächsten Kurve. Wir schlucken erstmal und gehen dann weiter. Am Wegrand entdecken wir Schilder, die uns vor Schlangen warnen oder vor dem nächsten steilen Aufstieg: „Kono saki ashimoto gochui“.

Dann wird die Strecke steiler und steiler.

An einigen Stellen liegen Seile bereit, die uns extra Halt bieten. An einer Kreuzung legen wir eine kurze Rast ein. Dem Schild Berg Takanosu folgend, klettern wir ab dieser Stelle 2 volle Stunden nur bergauf.

Immer wieder legen wir eine Pause ein. Wurzeln, Steine, Matsch und Fliegen nerven uns beim Aufstieg. Irgendwann überholen wir eine Gruppe Omis, die uns freundlich grüßen und deren Gesichter knallrot vor Erschöpfung angelaufen sind.

Dann erreichen wir endlich den Gipfel.

Der Gipfel

Erschöpft setzen wir uns und genießen die Aussicht vom 1.737 m hohen Berg Takanosu. So weit das Auge reicht, sehen wir grüne Bergketten und einen See in der Ferne.

Einige Wanderer liegen schlafend neben uns, da die Anstrengung doch spürbar ist. In einer Ecke entdecken wir eine kleine Wildrose.

Die sind relativ selten in Japan. Man findet sie nur an geschützten Orten.

Die Ameisenstraßen

Dem Hinweisschild Muiishiyama Okutama folgend, steigen wir auf einem breiten Weg ab.

An einigen Stellen müssen wir über ein riesiges Wurzelgeflecht klettern oder dem Gegenverkehr Vorrang gewähren.

Spannend sind auch die vielen interessanten Baumformationen, die wir unterwegs entdecken.

Gegen 15.20 Uhr stehen wir an einer Kreuzung, die keine Beschilderung aufweist. Wir wählen den rechten Pfad und erreichen erleichtert eine Kreuzung mit Hinweisschildern. An der nächsten Kreuzung biegen wir Richtung Muiishiyama Mizune ab und erreichen gegen 16 Uhr den Gipfel vom Berg Muiishiyama (1.479 m).

Außer Ameisenstraßen entdecken wir niemanden hier. Und einen Sitzplatz können wir auch nicht ausmachen, der nicht mit Ameisen überlaufen ist. Wir setzen also unseren Weg in Richtung Mizune fort. Über einen Kamm erreichen wir einen kleinen Schrein.

Anscheinend hat sich schon lange niemand mehr getraut, die Münzen einzusammeln. Das soll nämlich Unglück bringen.

Ein Ende in Sicht!

Gegen 18 Uhr, mit Eintreten der Dämmerung, erblicken wir endlich den Schrein Mizuneubusuna-jinja.

Dessen Tor steht in roten Fässern. Ob das Ameisen abhalten soll, das Holz des Torii anzuknabbern?

Dann geht es an Gärten und kleinen Häusern vorbei ins Tal. Von einer Lichtung erhalten wir einen Blick auf den Okutama See mit Staudamm, den Berg Gozenyama und den Berg Kuratoyama.

Erleichtert folgen wir der abfallenden Teerstraße Richtung Okutama See-Bushaltestelle. In einigen Gärten können wir blühende Ajisai-Büsche entdecken.

Das ist eine Gartenhortensie, die bei uns als Zierpflanze verkauft wird. Interessant bei ihr ist, dass die Blüten nur die kleinen Kugeln in der Mitte sind. Die farbigen „Blätter“ gehören nicht zur Blüte, sondern sind einfach auffällige Blätter, um Insekten anzulocken. Diese Büsche findet man oft in japanischen Gärten und es gibt sie in vielen verschiedenen Farben: Gelb, Lila und Weiß.

Gegen 18.22 Uhr erreichen wir die Bushaltestelle Mizune, die mitten auf einer Insel eines Kreisverkehrs liegt. Wenige Minuten später steigen wir erschöpft in den Bus ein. Die Fahrt  zum Onsen dauert ca. 15 Minuten.

Jetzt entspannen!

Vom Bahnhof Okutama halten wir uns links und biegen an der Ampel wieder links ab. Vor dem Tunnel biegen wir nach rechts ab, passieren einen weiteren Tunnel und komme nach weiteren 15 Minuten am Onsen Moegi-no-Yu an. Am Eingang stellen wir unsere Schuhe in kostenlose Schließfächer und bezahlen den Eintritt. Dann bekommen wir einen Schlüssel für ein Schließfach und betrete das Frauenbad (女湯).

Die Badezeit ist auf zwei Stunden begrenzt, damit möglichst viele Besucher baden können. Dort lassen wir dann entspannt den Abend ausklingen.

Fazit: Eine ideale Wanderung, um für den Fujisan zu trainieren und die eigenen Kräfte auszutesten. Blutige Anfänger sollten aber lieber den Nachbarberg Honnitayama besteigen.


Distanz: 13,3 km
Dauer: 6.30 / 9 Stunden (ohne/mit Pausen)
Höhenmeter: 1.737 m
Anstieg: 1.309 m
Abstieg: 1.408 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✭ ✭
Jahreszeit: Frühling-Herbst
Startpunkt: Bahnhof Okutama 奥多摩駅 Oume Linie青梅線 -> Bus -> Haltestelle Higashinipara 東日原
Endpunkt: Bushaltestelle Mizune 水根 -> Bahnhof Okutama 奥多摩駅 Oume Linie 青梅線
Fotos: 12. Juli 2015


Beschilderung:
Takanosu 鷹ノ巣山 → Muiishiyama 六ッ石山 → Mizune 水根 → Bushaltestelle Basutei バス停

Bus-Plan hin: 奥多摩駅 und 東日原 eingeben
Bus-Plan zurück:  水根 und 奥多摩駅 eingeben

Nützliche Schriftzeichen:
Berg Takanosu 鷹ノ巣山
Berg Muiishiyama 六ッ石
Bushaltestelle Mizune 水根
Bahnhof Okutama 奥多摩駅
Haltestelle 1 のりば1
Tozan-jinja 登山神社
Haltestelle Higashinipara 東日原
Schlangen マムシ
Kono saki Ashimoto gochui この先足下注意
Hinweisschild Muiishiyama Okutama 六ッ石山 奥多摩駅
Richtung Muiishiyama Mizune 六ッ石山 水根
Berg Muiishiyama 六ッ石山
Richtung Mizune 水根
Schrein Mizuneubusuna-jinja 水根産土神社
Okutama See 奥多摩湖
Okutama See Bushaltestelle 奥多摩湖バス停
Bushaltestelle Mizune 水根バス停
Onsen Moegi-no-Yu もえぎの湯
Frauenbad 女湯


Links:


Und was denkst du? Bist du bereit für eine Fuji Besteigung?


Fragen? Tipps? Lass uns einen Kommentar da!


6 Kommentare

  • Ronny

    Wow, 1.700 Höhenmeter sind wirklich sportlich.

    Den Bildern nach zu urteilen, hat sich die Tour landschaftlich aber richtig gelohnt. :)

    • Tessa

      Hallo Ronny,
      das war einer der anstrengendsten Touren, die ich je gewandert bin. Wirklich nur für erfahrene Bergsteiger.
      Viele Grüße aus Tokio,
      Tessa

  • Christian

    Hallo Tessa,

    vielen Dank für den super Artikel als Fuji Vorbereitung.

    Wir wollten diese Route heute wandern.
    Leider ist Mt. Takanosu bzw. diese Route seit 2020 gesperrt aufgrund von Typhoon Schäden.

    Wir sind dann auf eine Route auf den benachbarten Mt. Kawanori, die es in ihrer Steigung auch echt in sich hat. Wir sind dort insgesamt auf 1200 Höhenmeter gekommen.

    Auf jeden Fall als Alternative zu empfehlen.

    Vielen Dank und viele Grüße,
    Christian & Kristine

    • Corinna

      Hallo ihr beiden,

      Danke für die Alternative. Wir wünschen ganz viel Spaß in Japan :)

      Die Wanderartikel sind fast alle nicht mehr aktuell und werden auch nicht aktualisiert (nur noch sprachlich). Deshalb bitte aufs Datum achten, von wann die Artikel stammen. Unsere aktiven Wanderzeiten sind leider vorbei.

      Viele Grüße
      Corinna

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