Wandern

[Wandern] Schöne Aussichten vom Berg Sengenrei 浅間嶺

Das Land der aufgehenden Sonne gilt auch als Land der zahlreichen Berge. Allerdings gibt es das Bergsteigen in Japan noch nicht so lange. Der erste japanische Bergsteiger war der Mönch Banryu in 1823, der den Berg Kasagatake (2989 m) bestieg. Nachdem er den Berg erfolgreich bewältigt hatte, bestieg er die höchsten und gefährlichsten Berge Japans. Erst in der Meiji-Periode (1868 – 1912) wurde das Bergsteigen durch Europäer bekannter. Von diesem Zeitpunkt an Begann der Ansturm durch die breite Bevölkerung auf die Berge. Eine der bekannteren Wanderungen führt über den 890 m hohen Berg Sengenrei 浅間嶺 und der 920 m hohen Spitze Kazumabunki 数馬分岐. Der Startbahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 kann innerhalb von einer Stunde von Tokio erreicht werden. Die Tour präsentiert Panorama-Aussichten auf die japanischen Alpen samt Fuji. Zunächst wandert man zum Wasserfall Hosawa-no-taki 法沢の滝 auf gut ausgebauten Natur-Wegen, um dann den steilen Berg Sengenrei 浅間嶺 zu bestiegen. Im Anschluss verläuft der Weg gemächlich über einen Kammrücken zur Spitze Kazumabunki 数馬分岐. Der Abstieg erfolgt über zahlreiche Stufen und einer bequemen Teerstraße. Am Ende der Wanderung lockt ein heißes Bad mit heilsamen Mineralien im Kazuma-no-yu Onsen 数馬の湯温泉.

Um 9.25 Uhr treffe ich am Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 ein. An der Bushaltestelle Nr. 1 möchte ich auf den Bus Richtung Hosawa-no-taki 法沢の滝 warten. Der Bus soll planmäßig um 10.08 Uhr ankommen. Doch vor einer anderen Bushaltestelle sehe ich eine lange Schlange von Japanern warten. Ein Japaner erklärt mir: „Es findet gerade ein Kirschblütenfest statt!“. Um 9.30 Uhr fährt ein Extra-Bus Richtung Hosawa-no-taki 法沢の滝 ein, den nehme ich spontan zusammen mit einigen anderen Japanern. Die steigen dann vorher aus und gehen das Rest-Stück zum Kirschblütenfest. Die Fahrt kostet mich 470 Yen und dauert 22 Minuten. Ich benutze wieder meine aufladbare Geldkarte und halte diese an das Kontaktfeld am Hintereingang des Busses. Beim Aussteigen halte ich meine Karte an das Kontaktfeld beim Fahrer, um den Betrag zu bezahlen.

Direkt an der Bushaltestelle Hosawa-no-taki 法沢の滝 befinden sich Toiletten, eine Karte und ein kleines Hütchen. Auf der anderen Straßenseite entdecke ich ein Schild zum Wasserfall Hosawa-no-taki 法沢の滝. Ich folge der Beschilderung, passiere eine Brücke, gut ausgebaute Natur-Wege an einem Bachverlauf und zahlreiche Felsformationen. Da es den Tag vorher geregnet hatte, führte der kleine Bach viel mehr Wasser als üblich. Nach 15 Minuten erreiche ich zwei erste kleine Wasserfälle links von mir. Ich stelle mich auf ein Podest, welches in den kleinen Teich hineinragt, und schieße ein paar Fotos.

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Eine Minute später entdecke ich den 26 Meter hohen Wasserfall Hosawa-no-taki 法沢の滝. Wenn man alle Stufen des Wasserfalls zusammenzählt, besitzt dieser eine Gesamthöhe von 60 Metern. Die Luft ist feucht und riecht frisch. Der Wasserfall wird durch massive Steinbrocken eingerammt. Eine unebene Steintreppe führt zu dem Hauptwasserfall.

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Ich staune ein paar Minuten und zücke meine Kamera. Ein älteres japanisches Paar schießt ein paar Fotos von dem Wasserfall und sind ganz entzückt von dem Naturschauspiel. Ich folge den Weg wieder zurück bis ich an einer Abzweigung ankomme und richte mich nach dem Schild Richtung Parkplatz 駐車場. An dem Parkplatz gibt es wieder Toiletten und eine Übersichtskarte aller 100(!) Wasserfälle in der Gegend. Ich überquere den Parkplatz und gehe auf einer Teerstraße den Berg hinauf. Links entdecke ich das erste Hinweisschild Richtung Totsusagatouge und Sengenrei 時坂峠 浅間嶺. Über überwachsene Steinstufen kletter ich den Berg weiter hinauf. Der Pfad ist breit und naturbelassen. Ich passiere ein winziges Dorf und bemerke die ersten pink-blühenden Kirschbäume. An der Straße folge ich dem aufsteigenden Weg. Ich erhalte erste Ausblicke auf das darunterliegende Dorf.

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Zwischen den Häusern blühen überall pinke und weiße Bäume. Das Ganze sieht sehr schön aus. Der Pfad führt mich immer weiter den Berg hinauf, bis ich ein weiteres kleines Toilettenhäuschen und Straße erreiche. Hier muss ich aufpassen, dass ich an der Straße nach rechts abbiege und gleich wieder links die Treppe hinauf. Nach einer Stunde meiner Wanderung erreiche ich die Spitze Totsusagatouge 時坂峠. Ein kleiner Schrein und ein Steintor erwarten mich auf dieser. Kleine Stein-Statuen stehen am Wegrand.

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Ich folge der Straße links Richtung Sengenrei 浅間嶺. Auf einem Hinweisschild steht noch 3,3 km bis zu dem Berg. Zahlreiche Hinweisschilder zeigen mir die Richtung an, so dass ich mich nicht verlaufen kann. An einem Kahlschlag liegen Baumstämme am Wegrand. Nach 15 Minuten erreiche ich Touge-no-chayatakanesou 峠の茶屋高嶺荘、das ist ein berühmtes Udon(Nudeln)-Restaurant. Von einer Bank erhalte ich einen wunderschönen Ausblick auf das Umland und verputze ein paar Nüsse. Rechts am Wegesrand an einem Hügel entdecke ich ein kleines Steintor, welches mich zu einem kleinen versteckten Schrein führt.

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Ich folge der Straße weiter Richtung Sengenrei 浅間嶺 (2.3 km) und komme an einem weiteren Soba(Nudeln)-Restaurant vorbei. Ab diesem Punkt startet der Wanderweg. Zunächst läuft der Pfad parallel zu einem kleinen Bachverlauf, bis ich über eine alte Stein-Straße den Berg hinaufsteige. Die Steine funkeln geheimnisvoll im Sonnenlicht. Überall liegen moosbewachsene Felsen herum. Sonnenstrahlen durchbrechen das dichte Blätterdach.

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Ich bleibe immer auf dem Hauptweg. Am Wegrand blühen violette Liliengewächse. Der Weg wird immer schmaler und eröffnet mir schöne Ausblicke auf das Umland. Immer wieder kommen mir Gruppen von Japanern entgegen. Ich erreiche endlich eine größere Abzweigung. Links von mir führt ein Weg Richtung Tenbodai 展望台 Sengenrei 浅間嶺 (0,7 km 0,8 km) und geradeaus Richtung Sengenrei 浅間嶺 (0,4 km). Ich wähle den linken Weg, der mich zu einer unverwechselbaren Aussicht auf die umliegenden Gipfel führt. Von dem Berg Sengenrei 浅間嶺 kann ich sogar den Fuji hinter einer Gebirgskette entdecken. Auf einem Baumstumpf sitzend verspeise ich mein Mittagessen. Ich staune noch immer über die Panorama-Aussicht. Bisher war dies die beste Aussicht, die ich jemals in Japan hatte.

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Gruppen von Japanern sitzen auf Decken und verzerren heiße Nudelsuppen. Nach 30 Minuten folge ich den Weg über den Gipfel absteigend, bis ich ein Toilettenhäuschen und eine weitere Raststätte erreiche. Hinter dem Häuschen setze ich meinen Weg Richtung Henbori 人里 und Kazuma 数馬 fort. Der Weg wird ab dieser Stelle immer schmaler und ich treffe auch nicht mehr auf andere Wanderer. Wenn es regnet, kann ich den Weg auf keinen Fall empfehlen. Durch japanische Zedern und Bambuswälder laufe ich 1 ½ Stunden auf dem Kamm Richtung Spitze Kazumabunki 数馬分岐.

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Irgendwann erreiche ich ein kleines Hinweisschild Richtung Henbori 人里, welches den Berg hinabführt. Ich richte mich NICHT nach diesem Schild und folge dem Weg geradeaus. Unterwegs entdecke ich einen Schrein und einen riesigen Steinbrocken, der soll die Form eines Affen haben. Ich hab den leider nicht erkannt. :/ Einige Wurzeln spannen sich über den Weg.

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An der Spitze Kazumabunki 数馬分岐 gibt es ein paar Bänke, eine Karte und eine Aussicht.

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Beim Abstieg weisen mir mehrere Hinweisschilder die Richtung Sengenonetozanguchibasutei 浅間尾根登山口バス停. Nach 30 Minuten erreiche ich ein kleines Dorf. Ich steige auf einer Teerstraße den Berg weiter herunter, bis ich über eine Brücke an einer Schnellstraße ankomme. Links haltend komme ich an der Bushaltestelle Sengenonetozanguchibasutei 浅間尾根登山口バス停 vorbei. Ich folge der Straße für weitere 10 Minuten und entdecke auf einem Hügel ein Hinweisschild Kazuma-no-yu 数馬の湯. Direkt vor dem Onsen befindet sich auch die Bushaltestelle auf der rechten Seite. Ich schieße ein Foto vom Busplan und betrete das Gebäude. Ich ziehe meine Schuhe aus und packe diese einzeln in zwei kostenlose Schließfächer, weil meine Stiefel zu groß für die kleinen Fächer sind. Einen Schlüssel gebe ich an der Kasse ab, bezahle 820 Yen Eintritt und erhalte ein Schließfachschlüssel. Das Bad befindet sich rechts hinter der Kasse. Im Gang hängen einige Dämonenmasken. Geradeaus befindet sich das Frauenbad 女湯. Das Schließfach ist groß genug für meinen 26l Rücksack und meine Trekkingstöcker, aber mehr passt nicht rein. :/ Im Onsen gelten strickte Regeln. Zur Verhaltensweise im Onsen empfehle ich meinen Bericht über Onsen zu lesen. Nachdem ich mich gut eine Stunde im Bad erholte hatte, nehme ich auch schon den Bus zum Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 um 17.30 Uhr (Samstags und Sonntags). Die Fahrt dauert 57 Minuten(!) und kostet mich 940 Yen.

Insgesamt war dies eine schöne Wanderung, die mich vorbei an blühenden Kirschbäumen, Schreinen, über mehrere Berge und japanischen Landschaften vorbeiführt. Sehr zu empfehlen, wenn man eine mittelschwere Wanderung machen möchte.


Distanz: 13,9 km
Dauer: 4:52 Stunden (ohne Pause)
Höhenmeter: 912 m
Aufsteigend: 899 m
Absteigend: 576 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✭ ✩ ✩ (Wanderschuhe sind empfehlenswert)
Jahreszeit: Geeignet für alle Jahreszeiten. Besonders schön im Frühling zur Kirschblüte.
Startpunkt: Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 Itsukaichi Linie 五日市線 -> Bus -> Bushaltestelle Hosawa-no-taki 払沢の滝
Endpunkt: Bushaltestelle Sengenonetozanguchibasutei 浅間尾根登山口バス停 -> Bus -> Bahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅 Itsukaichi Linie 五日市線
Fotos: 13. April 2015


Beschilderung:
Hosawa-no-taki 法沢の滝 → Totsusagatouge 時坂峠 → Sengenrei 浅間嶺 → Henbori 人里 → Kazuma 数馬 → Sengenonetozanguchibasutei 浅間尾根登山口バス停

Nützliche Schriftzeichen:
Spitze Kazumabunki 数馬分岐
Startbahnhof Musashiitsukaichi 武蔵五日市駅
Wasserfall Hosawa-no-taki 法沢の滝
Berg Sengenrei 浅間嶺
Spitze Kazumabunki 数馬分岐
Bad Kazuma-no-yu Onsen 数馬の湯温泉.
Linie Itsukaichi 五日市線
Beschilderung Totsusagatouge 時坂峠
Beschilderung Henbori 人里
Beschilderung Kazuma 数馬
Beschilderung Sengenonetozanguchibasutei 浅間尾根登山口バス停
Richtung Parkplatz 駐車場
Restaurant Touge-no-chayatakanesou 峠の茶屋高嶺荘
Richtung Tenbodai 展望台 Sengenrei 浅間嶺 (0,7 km 0,8 km)
Hinweisschild Kazuma-no-yu 数馬の湯
Frauenbad 女湯

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4 Kommentare

  • Patrick & Manu

    Hallo

    Wir haben diese Wanderung soeben beendet (befinden uns gerade auf dem Bus zurück) und müssen sagen, dass sie wirklich sehr schön war. Dank deinem GPS und beschrieb war alles sehr einfach zu finden! Momentan gibt es für das Gebiet übrigens einen Hinweis, dass ein japanischer schwarz Bär gesichtet wurde (datiert mit April). Wir machen natürlich scherze darüber, aber dann haben wir dich tatsächlich ca. 20 Minuten nach dem Berg Serengei den Bär ca. 100 m von uns im Wald wegrennen sehen! Wir sind nicht zu 100% sicher,dass es eom Bär war (nur von hinten gehen), aber ziemlich!
    Kurz gesagt: Es war super toll!! Vielen dank für diese super Idee!

    • Tessa

      Hallo Patrick & Manu,

      vielen Dank für die Rückmeldung. Bären-Warnungen gibt es immer mal wieder in der Region. Falls du einen Bären gesehen hast, solltest du die Sichtung eigentlich melden. ;)

      Es freut mich sehr, dass euch die Route gefallen hat. Der Artikel ist schon ziemlich alt und muss ich demnächst überarbeiten. XD

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

  • Helmut

    Danke für die ausführliche Anleitung, ohne die hätten wir die Tour nicht geschafft. Ist doch ein ziemlicher Mix von Hirganga und Kanjis auf den Wegweisern und ab und an wechseln die Zeichen auch ( mal mit, mal ohne Busstop) Maps.me hat auch geholfen. Auf dem Rückweg hat uns netterweise ein Busfahrer auf freier Strecke rausgelassen und ein andere aufgenommen.

    • Tessa

      Hallo Helmut,

      prima. Das die Tour geklappt hat. Irgendwann muss ich mal die Fotos aktualisieren. :-)

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

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