Wandern

[Wandern] Durch Burgruinen am Berg Raiden 雷電山 – Oumekyuryo 青梅丘陵

Japans unverwechselbare Natur bietet viele Möglichkeiten den Outdoorurlaub aktiv zu gestalten. Die vier japanischen Hauptinsel bestehen zu 80% aus Hügeln und Bergketten, teilweise über 3000m Höhe. Eine der kleineren Touren ist die Oumekyuryo Tour 青梅丘陵ハイキングコース mit nur 494 Höhenmetern, diese startet am gut von Tokio erreichbaren Bahnhof Ome 青梅駅. Von hier aus geht es auf einem breiten Wanderweg stetig ansteigend zum Rastplatz Yaguradai 矢倉台 und weiter nordwärts, auf schmalen Pfaden ab- und ansteigend zum 454,5 m hohen Berg Sanbo 三方山 und zum 418 m hohen Berg Monomi 物見山. Weiter zur Spitze Nagotoge名郷峠 und am Kamm entlang nach Nordwesten vorbei an der uralte japanischen Burg-Ruinenstätte Karakaijyoseki辛垣城跡 auf dem 450 m hohen Berg Karakai 辛垣山. Nach dem 494 m hohen Berg Raiden 雷電山 und die Spitze Enokitoge 榎峠 erfolgt der steile 20 Minuten Abstieg zum Bahnhof Ikusabata 軍畑駅. Anschließend fährt man zum Bahnhof Kabe 河辺駅, um sich in dem Ume-no-Onsen Bad 梅の温泉 zu entspannen.

Um den Bahnhof Ome 青梅駅 zu erreichen, wähle ich den Expresszug Holiday Express Okutama ホリデー快速おくたま号線, der am Wochenende von Tokios größten Bahnhof Shinjuku 新宿駅 abfährt. Um 9.20 Uhr treffe ich am Bahnhof Ome 青梅駅 ein und wende mich am Ausgang nach links. Nach 200 m führt mich links eine Straße über die Schienen auf die andere Seite der Gleise. Ich halte mich rechts und steige einen Hügel hinauf. Auf der linken Seite passiere ich Tennisfelder, in denen einige Japaner fleißig Tennis spielen, bis ich rechts das Schild Sakura-mihonen-annaizu桜見本園案内図vom Park Ome-tetsu-do-koen青梅鉄道公園 entdecke, in diesem stehen einige Kirschbäume. Leider blüht nur ein Baum. Ich erklimme eine steile Treppe den Abhang hinauf und wende mich nach links in die Straße mit einem großen Werbeschild für die Seilbahn Mitake ケーベルカーみたけ山. Diese kenne ich schon von meinen vorherigen Berichten Mitake-Rockgarden und Mitake-Hinode. Auf einem Hügel entdecke ich den kleinen Schrein Konbira 金比羅神社 samt einer schönen Aussicht auf die darunter liegende Stadt und den umliegenden Bergen.

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Nach ein paar Metern erreiche ich den ersten Rastplatz Dai-ichi-kyukeijo 第一休憩所 mit Unterstand. Von diesem erhalte ich eine weitere schöne Aussicht und kann sogar an klaren Tagen den 877 m hohen Berg Tsukuba 筑波山 erblicken. Der breite Weg führt mich an drei weiteren Rastplätzen mit guten Aussichtpunkten und vielen, leider nicht blühenden, Kirschbäumen vorbei. Trailrunner kommen mir entgegen, die mich freundlich grüßen. Zahlreiche Schilder informieren mich über einen Trailrunner-Lauf im nächsten Monat. Nach 10 Minuten fällt mir links ein weißer Zwiebelturm Bussharito 仏舎利塔(Asche von Buddha Turm) von dem Tempel Daijyoji 大乗寺 auf, der eine wunderschöne goldene Statue beherbergt.

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Ich folge den Hinweisschildern Richtung Rastplatz Yaguradai 矢倉台. An dem vierten Rastplatz Dai-Yon-kyukeijo 第四休憩所 wachsen einige Krokusse. Ich trinke einen Schluck aus meiner Wasserflasche und ziehe auch schon weiter, bis ich rechts am Straßenrand eine Wanderkarte meiner Route sehe. Direkt nebenan befindet sich ein DIXI ähnliches WC. Innerhalb von 1 ½ Stunden erreiche ich schließlich den erhöhten Rastplatz Yaguradai 矢倉台 am Ende einer steilen Treppe, und werde mit einer schönen Aussicht belohnt.

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Einige Japaner verspeisen gerade ein paar Süßigkeiten auf den zahlreichen Sitzmöglichkeit unter einem robusten Unterstand. Ganz besonders staunt eine Japanerin über meine Belüftungsreißverschlüsse unter meinen Achseln und an der Hose. Sie schießt ein paar Fotos davon und meint, wie praktisch das doch ist.

Nach 5 Minuten ziehe ich weiter und laufe über einen breiten ausgebauten Weg. Wieder kommt mir eine Gruppe Trailrunner entgegen. Von dem Punkt Futamataoochiku二俣尾地区 wird der Weg deutlich schmaler und verwandelt sich in ein Wurzelmeer. Ich folge den Schildern Richtung Berg Raiden 雷電山, Ikusabata 軍畑 und Karakaijyoseki 辛垣城跡. An Bäumen stehen in einigen Abständen Schilder, die angeben, in welchem Abschnitt der Strecke ich mich gerade befinde. Hochgewachsene japanischer Zedern, auch Sicheltanne genannt 杉 スギ, stehen beeindruckenden am Wegrand. Nach ein paar Metern folge ich dem Hinweisschild Richtung Karakaijyoseki辛垣城跡 2.7 km. Der Wanderweg schlängelt sich ab- und ansteigend zum 454,5 m hohen Berg Sanbo 三方山 und zum 418 m hohen Berg Monomi 物見山. Nebenbei erhalte ich wunderschöne Ausblicke auf das Umland.

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Ich merke, dass der Pfad seinen Tribut fordert und lege eine Mittagspause auf einer Bank vor der wunderschönen Aussicht ein. Nach der Stärkung erreiche ich die Spitze Nagotoge名郷峠 und folge den ab- und ansteigenden Weg weiter Richtung Karakaijyoseki辛垣城跡. Steile Wege und Treppen führen mich über ein Wurzelmeer und durch einen weiteren Sicheltannenwald.

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Teilweise ist es sehr steil, so dass ich mich wundere wie hier Trailrunner laufen können. Am Wegrand entdecke ich einen kleinen Schrein, der auf einem Steinhaufen aufgebaut ist. Davor steht eine geschlossene Bierdose als Opfergabe. Weiße Papierstreifen, gefaltet wie ein Blitz, hängt an einer Strohkordel über dem Schrein, die findet man auch noch um Steine oder Bäume in Japan, um zu zeigen, daß dort eine Gottheit wohnt. Man sagt, solche weiße Papierstreifen verwendet man im Shintoismus schon seit 900 Jahren.

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Nach 10 Minuten erreiche ich ein braunes Hinweisschild Karakaijyoseki 辛垣城跡登り口, welches mich auf den Wanderweg zu einer japanischen Burg hinweist. Ich könnte auch einfach auf der Hauptstrecke bleiben und mir die Kletterei ersparen, aber ich entscheide mich den steilen Weg hinaufzusteigen und werde mit einer friedvollen verzauberten Landschaft belohnt. Leider kann ich die Atmosphäre nicht in meinen Fotos festhalten. Von der uralten japanischen Burg-Ruine Karakaijyoseki 辛垣城跡 stehen nur noch die stark überwachsenden Mauern und einige Felsbrocken, die mich ziemlich beeindrucken.

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Ich stehe alleine in dieser riesigen Anlage und staune über die Ausmaße der Burg. Eine Tafel informiert den Besucher über die Geschichte es Ortes. Die Burg wurde um ca. 1560 von der Familie Mita 三田 auf dem 450 m hohen Berg Karakai 辛垣山 erbaut. 1563 wurde diese in dem Krieg gegen den Feudalherren Hojo 北条 aus dem benachbarten Hachioji 八王子 zerstört. Heute kann man nur noch die Mauern und eine Waschstelle im Süden der Burg erkennen.

Ich verlasse beeindruckt die Ruine über eine ansteigende Treppe und folge einem gelben Pfeil nach rechts über einen Kamm. Ein steiler absteigender Pfad führt mich zurück zur Hauptstrecke. Der Weg führt mich auf weichen Waldböden zu einer langen Holztreppe zum 494 m hohen Berg Raiden 雷電山.

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Keuchend erreiche ich den Gipfel und schieße ein paar Fotos von der schönen Aussicht. Im Tal werden einige niedrige Hügel zur Kieselgewinnung abgetragen. Der Abstieg erfolgt wieder über eine ziemlich lange Treppe über die Spitze Enokitoge 榎峠 bis zu einer Straße. Ich laufe die abfallende Straße entlang und komme nach 20 Minuten an dem Bahnhof Ikusabata 軍畑駅 an. Die Züge fahren nur im 30 Minuten Takt, so dass ich genügend Zeit habe, um auf Toilette zu gehen und meine Stöcke zu säubern. Ich nehme die Ome Linie 青梅線 Richtung Ome 青梅, steige am selben Gleis in den wartenden Zug nach Shinjuku 新宿 um und verlasse den Zug an der zweiten Station Bahnhof Kabe 河辺駅.

Direkt gegenüber vom Nord-Bahnhofsausgang 北口 befindet sich das Ume-no-Onsen Bad 梅の温泉 im 5ten Stock. Ich ziehe meine Schuhe in der Eingangshalle aus und stelle sie in die Schließfächer, die ich mit 100 Yen verschließen kann. Danach steige ich eine Treppe hoch, begebe mich in das Frauenbad links und entspanne mich. Zur Verhaltensweise im Onsen empfehle ich meinen Bericht über Onsen zu lesen.

Nach der Entspannung steige ich die Treppe herunter und entdecke links ein kleines Schild „Kostenlose Massage!“. Schnell entscheide ich mich und frage das Personal nach der Bedeutung. Eine neue Massage-Liege steht kostenlos für 10 Minuten zur Verfügung. Ich muss über 25 Jahre sein und darf keine körperlichen Beschwerden haben. Dann lege ich mich auf die Liege der Maschine und bekomme meine Beine in eine Tasche eingepackt. Dann fängt das Gerät an zu massieren.

Die Beine und der Körper werden von der Maschine ausgiebig massiert. Das Ganze ist leicht bedrückend, aber fühlt sich gut an. Das Personal redet auf mich ein, aber ich verstehe nur die Hälfte. Dann ist der Spaß vorbei und fühle mich richtig erfrischt. Artig bedanke ich mich beim Personal und begebe ich mich in das angeschlossene Restaurant. Ich bestelle mir zum Ausklingen ein Tofu-Steak. Lecker!

Insgesamt war dies eine schöne, aber anstrengende Wanderung, die mich an vielen verschiedenen Abschnitten über mehrere Berge, einem interessanten Zwiebelturm, einer japanischen Burg-Ruine und einem Schrein führt. Sehr zu empfehlen, wenn man eine schöne und interessante Wanderung machen möchte.


Distanz: 10,6 km
Dauer: 4:25 Stunden (ohne Pausen)
Höhenmeter: 494 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✩✩ ✩ (Wanderschuhe sind Pflicht)
Jahreszeit: Geeignet für alle Jahreszeiten. Besonders schön im Frühling zur Kirschblüte.
Startpunkt: Bahnhof Ome 青梅駅 Holiday Express Okutamaホリデー快速おくたま号線
Endpunkt: Bahnhof Kabe河辺駅 Ome Linie青梅線
Fotos: 14. März 2015


Nützliche Schriftzeichen:
Bahnhof Oumeeki 青梅駅
Holiday Express Okutamaホリデー快速おくたま号線
Bahnhof Kabeeki河辺駅
Bahnhof Ikusabataeki 軍畑駅
Linie Oumesen 青梅線
Oumekyuryo Tour 青梅丘陵ハイキングコース
Bahnhof Shinjukueki 新宿駅
Rastplatz Yaguradai 矢倉台
Berg Sanboyama 三方山
Berg Monomiyama 物見山
Spitze Nagotoge名郷峠
Burg-Ruine Karakaijyoseki辛垣城跡
Berg Karakaiyama 辛垣山
Berg Raidenyama雷電山
Spitze Enokitoge 榎峠
Nordausgang 北口
Ume-no-Onsen Bad 梅の温泉

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