Wandern

[Wandern] Wandern und Boot fahren am Berg Hodosan

Wandern, Pflaumenblüte, traditionell Boot fahren und in ein Onsen eintauchen? Das haben wir in Chichibi am Berg Hodosan (宝登山) gemacht. Die Wanderung startet am Bahnhof Nagatoro und führt uns durch typische japanische Zedernwälder bis nach oben auf Berg Hodosan. Dort erwartet uns eine schöne Aussicht und prächtig blühende Pflaumenbäume. Weiter geht es mit der Seilbahn oder zu Fuß zum Schrein Hodosan-jinja, der eine 1.900-jährige Geschichte aufweist. Hier erfahren wir einiges über die Region bevor wir zum Bahnhof Nagatoro zurückkehren. Von dort startet eine Bootstour nach richtig alter Tradition. Über reißende Wellen und vorbei an bizarren Felsformationen, erkunden wir den Fluss Awakara. Zum Abschluss fahren wir mit dem Auto zum Onsen Kousen Maruyama und lassen es uns gutgehen.

Die Wanderung

Heute haben wir Glück mit dem Wetter. Und so fahren mein Begleiter und ich spontan in den Norden Tokios nach Saitama/Chichibu. Das Auto parken wir auf dem großen Parkplatz vor dem Bahnhofsgebäude Nagatoro und müssen 500 Yen Parkgebühren bezahlen. Wir packen unsere Wanderrucksäcke und wenige Minuten später ziehen wir auch schon los.

Wir spazieren einige Meter durch ein Dorf und erreichen diese Hauptstraße.

Das weiße Torii gehört übrigens zum Schrein Hodosan-jinja, den wir am Ende unserer Wanderung besuchen werden. Doch zuerst geht es nach rechts über die Ampel. Wir folgen der Straße für ungefähr 2 km, bis wir auf der rechten Seite den Bahnhof Nogami und auf der linken dieses Schild am Zaun entdecken.

Hier biegen wir nach links ab und folgen den Wegweisern Nagatoro-Alpen zwischen alten japanische Häusern hindurch. Plötzlich zeigt mein Begleiter auf ein Gitter an einem Reisfeld.

„Das wurde früher zur Bewässerung der Reisfelder genutzt. Heute sind die Dinger nur noch Mückenbrutstätten!“, grinst er mich an. Gut, dass es diese fiese Plage jetzt noch nicht gibt, denke ich mir…

An der Kreuzung vor dem Tempel Keiyo-ji biegen wir nach links Richtung Berge ab.

Unter dem Wanderweg-Eingangsschild entdecken wir eine kleine Tengu-Maske, die wir schon vom berühmten Berg Takao kennen.

Dieses Wesen vermittelt zwischen Buddha und den japanischen Göttern der Natur. Meist besitzt es einen Fächer, um das Böse wegzuwehen. Versteckt hinter einem Haus, sehen wir das nächste Kulturdenkmal.

Das soll wahrscheinlich der Gott Kshitigarbha darstellen, der arme Seelen in die Unterwelt bringt. Häufig werden sie auch Jizo genannt und zählt dann zu den Gottheiten für Reisende und Wege.

Direkt dahinter geht endlich der Wanderweg los. Über rutschige Pfade geht es zunächst bergauf. Die Wege sind sehr gut ausgeschildert, sodass wir uns nicht verlaufen können. Wir folgen den Berg Hodosan-Schildern bis wir vor einem Kasten stehen.

Der Wanderweg wird von Einheimischen gepflegt und dafür sollen die Wanderer 100 Yen pro Nase bezahlen. Brav werfen wir zwei Münzen in den Schlitz und passieren. Normalerweise sieht man das eigentlich nicht in Japan.

Danach geht es durch Misch- und Zedernwälder zu einem Forstweg. Hier biegen wir nach rechts ab und wandern erst einmal für einige Zeit auf dem Forstweg. An der nächsten Kreuzung geht es dann wieder bergauf.

Hier steigen wir ziemlich steile Treppen hinauf. Langsam wird uns warm. Wir ziehen unsere Jacken aus und steigen immer höher hinauf. Etwas außer Puste, stehen wir endlich auf dem 497 m Berg Hodosan.

Einige andere Wanderer sitzen schon auf Bänken und genießen die Aussicht auf die Berge Bukou-san und Ryokami-san. Auch wir setzen uns hin und braten uns Reiskuchen mit Bohnenpaste auf dem Gaskocher.

Lecker! Wir können uns kaum an der Aussicht sattsehen. Die Zeit drängt uns leider weiter und wir packen unseren Kram.

Schrein Hodosan-jinja

Wir folgen den Schildern Richtung Seilbahn Sancho-eki. An der nächsten Kreuzung biegen wir kurz nach links ab, um uns den Schrein Hodosan-jinja-okuja anzusehen.

Der Schrein wurde vor 1.900 Jahren gebaut und ist Yamatotakeru-no-Mikoto (72-113) gewidmet. Er war der Sohn des Keiko-Kaisers und sein eigentlicher Name war Ousu-no-Mikoto. Nach den ältesten Überlieferungen unterwarf er im Jahre 97 die feindlichen Streitmächte in Süd-Kyushu und 110 die in Nordjapan. Dadurch wurde Japan unter der Yamato-Regierung geeinigt.

Die Besonderheit dieses Schreines ist die Zukunftsvorhersage in kleinen Fächern.

Bisher hatte ich so etwas noch nie gesehen. Mein Begleiter kauft sich gleich einen für 200 Yen und zieht ein mittelmäßige Vorhersage. Leider sind sie nur auf japanisch.

Im Paradies

Wir gehen den Weg zurück und folgen dem Schild geradeaus in Richtung Seilbahn Sancho-eki. Dann stehen wir inmitten eines Pflaumenblütenmeers.

In der Luft liegt ein lieblicher Duft, den wir wohlwollend einziehen. Der ganze Hang ist ein reines Blütenmeer.

Wahnsinn! Die verschiedenen Pflaumenarten blühen in rosa, weiß und gelb. Staunend betrachten wir das Naturschauspiel im Gehen. Irgendwann kommen wir auch an der Seilbahn an.

Eine Fahrt kostet 480 Yen, die wir uns schenken. Stattdessen gehen wir links an der Seilbahn vorbei und folgen den Schildern Yuhodo. Vor der Tierpark Dobutsuen-Kreuzung geht es dann Richtung Bahnhof Nagatoro bergab. An einigen Stellen können wir die Straße abkürzen, indem wir den pinken Bändern folgen, die an Zweige festgebunden sind.

Nach nur 20 Minuten erreichen wir den berühmten Schrein Hodosan-jinja.

Sofort fallen uns die wunderschönen Verzierungen des Tempels auf, die aus der Edo-Zeit (1603-1868) stammen.

Der Schrein wurde 110 gegründet. Die Götter des Scheines sollen die Menschen vor Feuer und Katastrophen beschützen. Jedes Jahr reisen rund 1 Mio. Besucher zum Schrein, um hier zu beten. In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde der Schrein komplett restauriert, deswegen erstrahlt er heute noch in bunten Farben.

Einer Legende nach wollte Yamatotakeru-no-Mikoto mit seiner Armee einen Berg besteigen, um Naturgottheiten zu ehren. Während seine Aufstiegs brach ein Feuer aus und er wurde zusammen mit seiner Armee vom Feuer eingeschlossen. Ganz plötzlich erschienen weiße Hunde, die das Feuer löschten und die Armee zum Berggipfel eskortierten. Dort verschwanden die Hunde plötzlich. Yamatotakeru-no-Mikoto schlussfolgerte, dass die Tiere von Göttern gesendet worden seien und dankte ihnen, indem er auf dem Berg einen Schrein für sie errichtetet. Außerdem benannte er den Berg in Feuer-Stop-Berg (Hodosan) um.

Für leckeres Eis ist immer Zeit

Geschichtlich bereichert, folgen wir der abfallenden Straße Richtung Bahnhof Nagatoro. Wenige Minuten später passieren wir das weiße Torii und die Kreuzung. Kurz vor dem Parkplatz fallen uns zahlreiche Kakikori-Schilder an den Häusern auf.

„Die Gegend ist berühmt für das dünn geschabte Eis Kakikori, das aus natürlichem Quellwasser hergestellt wird. Auf das Eis wird leckerer Sirup (z. B. Erdbeer-, Matcha- oder Zitronengeschmack) gegossen.“

Im Sommer genau richtig! Solches Eis findet man, neben Softeis, häufig in Japan.

Über wilde Wellen tanzen

Wir laden kurz unser Gepäck ins Auto, dann entdecken wir neben dem Bahnhof diesen Stand.

„Hier werden die Bootstouren Nagatoro rain-kudari durch die Schlucht vom Fluss Awakara gestartet“, erklärt mir mein Begleiter. Wir kaufen uns je eine Karte (~1.600 Yen) für die A-Strecke. Von der Verkäuferin werden wir rechts über die Gleise zu einer Bushaltestelle mit vielen roten Fahnen geschickt.

Hier wartet bereits der Bus und weitere Fahrgäste. Wir steigen ein und fahren rund 10 Minuten. Am Ziel angekommen steigen wir wieder aus. Am Ufer liegen Boote, wie wir sie nur aus Filmen kennen.

Die anderen Gäste sitzen bereits in einem Boot, dann steigen wir auch ein. Vorne steht der „Anstoßer“, der das Boot von Steinen fernhält und hinten der Lenker, der das Boot lenkt. Zunächst müssen wir alle Schwimmwesten anlegen, dann geht es auch schon los. Wir haben Glück und sitzen ganz vorne.

Zunächst ist es eine gemütliche Bootstour. Doch dann wird der Fluss wilder und reißender. Wir bekommen die Anweisung, uns mit  Folie abzudecken.

Nach zwei weiteren Stellen können wir die Plane weglegen und genießen die ruhigere Fahrt. Links und rechts türmen sich hohe Felswände auf. Manchmal entdecken wir Wasserfälle in den Formationen. Unser Anstoßer passt gut auf, dass wir nirgends anecken.

Nach nur 20 Minuten kommen wir an unser Ziel, am Hafen von Nagatoro, an. Hier legen wir an und steigen aus.

Kurz klettern wir über die Felsen und erkunden die Gegend. Dann steigen wir eine lange Treppe vom Hafen hinauf und spazieren durch eine lange Einkaufsstraße mit Souvenirs. Es geht wieder über die Gleise zum Parkplatz.

Mit Blick auf den Berg Bukou-san in die heiße Quelle

Schon wenige Minuten später fahren wir ca. 1 Stunde bis wir das Onsen Kousen Maruyama erreichen. Leider ist es nur mit dem Taxi oder mit privaten Fahrzeugen zu erreichen.

Das Onsen wurde uns von einer Einheimischen empfohlen und ist ein absoluter Geheimtipp. Im Eingang stellen wir unsere Schuhe in den Schuhschrank und bezahlen ~700 Yen (werktags) Eintritt.

Ich verschwinde hinter dem roten Vorhang für Frauen. Im Bad gibt es drei kleine Becken und außen ein schönes Bad aus Holz. Vom Außenbad erhalte ich einen schönen Blick auf das Tal und den Berg Bukou-san, den ich schon vom Gipfel kannte.

Nach gut einer Stunde verlassen wir das Onsen und fahren heim.

Fazit: Die Wanderung ist ideal für Familien, die viel Abwechslung lieben. Wer möchte, kann direkt zum Bahnhof Nogami reisen und spart sich so die langweilige Straße, die wir nur aufgrund des Parkplatzes gehen mussten. Falls die Kinder noch klein sind, kann man auch mit der Seilbahn auf den Berg und so die Pflaumen genießen.


Details
Distanz: 12,6 km
Dauer: 3.30/5.20 Stunden (ohne/mit Pausen) (Nur die Wanderung)
Höhenmeter: 497 m
Ansteigend: 503 m
Absteigend: 508 m
Schwierigkeitsgrad: ✭ ✭ ✩✩✩
Jahreszeit: Ganzjährig (besonders im Herbst)
Startpunkt: Mit dem Auto vom Parkplatz Bahnhof Nagatoro 長瀞駅  –  Mit dem Zug vom Bahnhof Nogami 野上駅 Linie Chichibu-Tetsudo 秩父鉄道
Endpunkt: Bahnhof Nagatoro 長瀞駅 Linie Chichibu-Tetsudo秩父鉄道
Fotos: 17. März 2016


Wegweiser:
Bahnhof Nagatoro 長瀞駅 → Bahnhof Nogami 野上駅 → Nagatoro-Alps 長瀞アルプス → Berg Hodosan 宝登山 → Seilbahn Robeway sancho-eki ロープウェイ山頂駅 → Hodosan-jinja-okuja 宝登山神社奥社 → Seilbahn Robeway sancho-eki ロープウェイ山頂駅 → Yuhodo 遊歩道 → Bahnhof Nagatoro 長瀞駅 → Schrein Hodosan-jinja 宝登山神社 → Bahnhof Nagatoro 長瀞駅

Nützliche Schriftzeichen:
Berg Hodosan 宝登山
Bahnhof Nagatoro 長瀞駅
Onsen Kousen Maruyama 丸山鉱泉
Hodosan-jinja 宝登山神社
Bahnhof Nogami 野上駅
Nagatoro-Alps 長瀞アルプス
Tempel Keiyo-ji 慶養寺
Wanderweg-Eingangsschild 長瀞アルプス山登口
Berge Bukou-san 武甲山
Ryokami-san 両神山
Seilbahn Sancho-eki ロープウェイ山頂駅
Schrein Hodosan-jinja-okuja 宝登山神社奥社
Yuhodo 遊歩道
Tierpark Dobutsuen 動物園
Kakikori かき氷
Bootstouren Nagatoro rain-kudari 長瀞ラインくだり
A-Strecke A-コース
Nagatoro 長瀞
Berg Bukou-san 武甲山
Onsen Kousen Maruyama 丸山鉱泉
Bahnhof Eki 駅
Rechts Migi 右
Links Hidari 左


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6 Kommentare

  • Ulrike Nickel

    hallo,
    ich verfolge jetzt seit ein paar wochen sehr glücklich deinen blog.
    ich möchte 2017 im frühjahr für 2 monate nach japan (wwoofen und wandern) und habe das gefühl, für´s wandern ist dein blog eine super vorbereitung. es gibt in deutschland ja tatsächlich kein buch, das als wanderführer für japan durchgeht. deine beiträge haben jetzt schon einige von meinen „ängsten“ weggepustet..
    also danke erstmal!!!
    schöne frühlingsgrüße aus berlin,
    ulrike

    • Tessa

      Hallo Ulrike,

      vielen Dank für das dicke Lob! Freue mich immer sehr, wenn ich andere zum Wandern in Japan animieren kann! Wenn du Hilfe brauchst, schreib mir eine Email. ;)

      Viele Grüße aus Tokio,
      Tessa

  • Ludger

    Hi, heute mit meiner Tochter diese Runde gelaufen! Hat uns super gefallen. Vielen vielen Dank für den tollen Blog und diesen Tip. Wir werden jetzt mehr deiner Wanderungen „abwandern“. Allerdings sind wir nicht Boot gefahren, da derzeit sehr wenig Wasser im Fluss war. Dafür aber zum Onsen. Sicher ein Geheimtip dahingehend, dass er sehr versteckt ist (das Foto vom Blog braucht man, um den Eingang zu finden). Er ist gut, aber halt nicht der „Megabrüller“. Zumal dann Nachmittags die Fahrt zurück nach Tokio von da aus sehr lange dauert.

    • Tessa

      Hallo Ludger,
      vielen Dank für dein Feedback. :D Stimmt, die Rückfahrt ist etwas lang, aber kommt auch darauf an, wo du in Tokio wohnst. „wink“-Emoticon Als nächstes kann ich euch Onoyama ans Herz legen: https://wanderweib.de/berg-onoyama/ Allerdings lohnt sich die Wanderung nur bei gutem Wetter. ;)

      Viele Grüße aus Tokio,
      Tessa

  • Abhilasha

    Hallo Tessa,

    dank deiner ausführlichen Beschreibung hatten wir -vom Bahnhof Nogami startend- wunderbare Wanderstunden. Und ja, auch wenn der Berg Hodosan nicht sehr hoch ist, rauben einem die letzten Meter den Atem. Atemlos vor Entzücken waren wir dann angesichts der blühenden Pflaumenbäume. Ein Picknick am Fluss, dann sind wir oberhalb der Schlucht bis zum nächsten Bahnhof Kaminagatoro gegangen.
    Da wir über airbnb in Takezawa ein Blockhaus gemietet hatten, war unsere Heimfahrt eine kurze. Die Gegend ist sehr angenehm, wenn man Landluft schnuppern möchte und um Ogawa gibt es weitere Wanderungen.

    Nicht nur bezüglich dieses Ausflugs, überhaupt warst du uns bei dieser Reise eine grosse Hilfe. Noch einmal: Danke.

    Die letzten Grüsse aus dem wunderbaren Japan. Aber wir kommen wieder.
    Abhilasha

    • Tessa

      Hallo Abhilasha,

      vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. :-) Die Wanderung gehört auch zu meinen Favoriten, besonders zur Pflaumenblüte. :)

      Viele Grüße aus Tokio
      Tessa

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